Die Kraft der guten Gedanken
VDI nachrichten, San Francisco/Alzenau, 24. 6. 05 – Positives Denken versuchen viele Unternehmensvorstände ihren Mitarbeitern zu vermitteln – nicht selten mit hohlen Phrasen. Ein mehr als eindrucksvolles Beispiel dagegen gibt Michael Jetter, Gründer und heutiger CTO des Unternehmens Mindjet, seiner Belegschaft.
Vor 16 Jahren erkrankte der Elektroingenieur und Informatiker an Leukämie. Doch Jetter ließ sich von seiner Todesangst nicht lähmen, sondern verordnete sich selbst eine wirksame Therapie: Arbeit. Auf der Intensivstation des Münchner Klinikums Großhadern tüftelte der Patient mehrere Stunden täglich, heraus kam die erste Version des „Mindmanager“. Mit der Software können Informationen visualisiert und Prozesse gesteuert und vereinfacht werden.
Das Produkt verkaufte sich. Jetter und seine Frau Bettina zogen in die sonnige Bay Area von San Francisco, USA. 1993 entschlossen sich die Jetters zusammen mit Michael Louis, dem damaligen Geschäftsführer des deutschen Distributors Marketsoft, für eine gemeinsame Zukunft.
Das Ergebnis dieses Prozesses ist nicht nur das heute erfolgreiche Unternehmen Mindjet. Auch ein Buchprojekt nahmen die Jetters in Angriff. Mit „The Cancer Code – Wie aus dem Kampf gegen Leukämie eine bahnbrechende Software entstand“ verarbeiteten sie das Erlebte gemeinsam und konnten gleichzeitig anderen Betroffenen Mut machen. Aber erinnert es nicht auch immer an das Leiden? „Meine Krankheit ist zentraler Bestandteil meines Lebens“, sagt der Manager. „So etwas kann man nicht einfach hinter sich lassen. Es ist auch gar nicht notwendig, weil sich mein Leben sehr positiv entwickelt hat.“
Das gilt auch im Hinblick auf Mindjet. 2004 wurden Michael Louis (seit dieser Woche neuer Bitkom-Hauptvorstand) sowie Bettina und Michael Jetter von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young als „Entrepreneur of the Year“ in der Kategorie Informationstechnologie ausgezeichnet. In diesem Jahr gelang der Sprung in die Rangliste „Bayerns Best 50“. Kein Wunder also, dass auch die Investoren 3i und IGC (Investor Growth Capital) neue 15 Mio. $ zuschießen. Das Geld soll „vernünftig“ eingesetzt werden, so die Unternehmer. Unter anderem soll die Zahl der Beschäftigten bei Mindjet bis zum Jahresende 2005 von jetzt 130 auf 150 wachsen. Die Hälfte der Mitarbeiter arbeitet mit den Jetters in den USA.
Ihre weiteren Ziele haben die drei Gründer hoch gesteckt: „Wir sind überzeugt, dass sich die Art, wie heute in Unternehmen gearbeitet wird, wandeln wird“, erklärt Michael Jetter. Mit dem Mindmanager werde ein Paradigmenwechsel eingeläutet. Selbstbewusst fügt er hinzu: „Nicht viele Menschen haben Gelegenheit, die Zukunft mitzubestimmen. Die Mindjet-Mitarbeiter gehören dazu.“ SIMONE ZELL