Der Machtmensch aus dem Valley
Erfahren Sie hier mehr zum Übernahmekrimi zwischen Oracle und Peoplesoft.
Oracle, weltweit zweitgrößter Softwarekonzern, habe ein Übernahmeangebot von insgesamt 5,1 Milliarden US-Dollar für den Konkurrenten Peoplesoft vorgelegt – in bar. Eine Sprecherin von Peoplesoft wurde mit dem Hinweis zitiert, sie wisse von nichts. Wenige Stunden später – die Peoplesoft-Aktie war gestiegen, die Oracle-Titel drifteten ins Minus – war klar: Oracle-Chef Larry Ellison, Enfant terrible im amerikanischen Business, hat einen neuen Coup gelandet. Mit der feindlichen Übernahme des Gegenspielers will er nicht nur dessen Übernahme des Softwareunternehmens J.D.Edwards (für das er sich selbst interessierte) blockieren, er will auch die deutsche SAP in ihrem Kerngeschäft, der Unternehmenssoftware, angreifen. Auftakt für einen globalen Wirtschaftskrimi.
„Schlechtes Benehmen“, schäumte Peoplesoft-Chef Craig Conway, übrigens ein ehemaliger Mitarbeiter von Ellison, und kündigte juristische Schritte an. Doch das kratzt den 59-jährigen Milliardär Ellison kaum. Er weiß, dass er Öffentlichkeit und Geschäftswelt polarisiert – und wahrscheinlich hat er sogar eine diebische Freude daran. Ellison, bärtiger Liebhaber italienischer Herrenmode, blonder Frauen und schneller Autos, Kenner japanischer Kunst und zudem passionierter Segler, der einen Taifun nur knapp überlebte, war noch nie für guten Stil bekannt – wohl aber für einen gnadenlosen Umgang mit Mitarbeitern und verbale Attacken auf Gegner, SAP’s Hasso Plattner etwa oder Bill Gates.
Der Aufstieg des Immigrantenkindes begann Ende der 70er Jahre im Silicon Valley, wo er mit zwei anderen Männern ein Softwareunternehmen gründete. Sie nannten es Oracle, nach dem Codenamen für ein geheimes Datenbankprojekt, das Ellison im Auftrag des CIA entwickelt hatte. Seine Leidenschaft galt von Anfang nicht dem Programmieren, sondern dem Geschäft. Ellison war einer der ersten, die erkannten, welches Marktpotenzial in Datenbanken steckt, die alle Unternehmensdaten verknüpfen können. Heute gehören sie zum Standard in fast jedem Betrieb, und der Oracle-Chef kann einen Teil seiner Millionen in gemeinnützige Projekte stecken.
Welche Höhepunkte die nächsten Akte des Übernahme-Krimis bieten, bleibt abzuwarten. Einstweilen erhielt Craig Conway einen Brief, in dem sich Ellison lustig macht über den hilflosen Zorn des Gegners. Es entstehe der Eindruck, Conway nehme eine „negative Haltung“ ein, so Ellison. Er bittet den Peoplesoft-Chef, er möge die „Giftpille eines leichtfertigen Rechtsstreits“ zurückziehen und den Aktionären die Entscheidung überlassen. Typisch für Ellison: Das Schreiben wurde gleich auch noch ins Netz gestellt. Gutes Benehmen, wie gesagt, ist seine Sache nicht.