Blick über den Tellerrand hinaus
Die IHK Duisburg bietet einen Online-Test an, mit dem Unternehmen zukünftige Risiken erkennen können. Ziel des Tests ist es, zum bundeseinheitlichen Standard für die Bewertung von Unternehmen zu werden.
Wenn qualifiziertes Personal fehlt, plötzlich der Verkauf stockt oder Lieferungen ausfallen, kann dies zu einem fundamentalen Risiko für ein Unternehmen werden – wenn die Probleme nicht frühzeitig erkannt werden. Relativ häufig sind mittelständische Betriebe davon betroffen.
Der Aktionskreis „Zukunftsfähigkeit von Unternehmen“ unter Federführung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Duisburg-Wesel-Kleve hat dazu jetzt einen kurzen Test für mittelständische Unternehmen ins Internet gestellt, der Schwachstellen aufdecken soll. Durch die Beantwortung einiger Fragen sollen Schwachpunkte der Firmen in den Bereichen Technologie, Unternehmenskultur und Marketing aufgezeigt werden.
Für den IHK-Zukunftsfähigkeiten-Kurz-Scan (ZFKS) sind 16 Fragen zu den Bereichen Management, Mitarbeiter und Leitung sowie Markt zu beantworten. Zum Beispiel muss für die folgende Aussage eine Einschätzung getroffen werden: „Die Umsetzung von Managementsystemen stellt mit Blick auf unseren Branchenmarkt ein wichtiges strategisches Ziel dar.“ Die Ergebnisse der Fragen werden mit den Zahlen von anderen Unternehmen verglichen, unter Berücksichtigung von Größe, Ort und Branche der Firmen. Bisher haben sich rund 160 Unternehmen an dem Test beteiligt, 95 davon sind Dienstleister, 32 zählen sich zum produzierenden Gewerbe.
Am Schluss nimmt das System eine Auswertung vor, die eine grobe Lagebeurteilung mit Aktionsvorschlag sowie eine Stärken-Schwächen-Analyse für die abgefragten Bereiche enthält. Schließlich wird aufgezeigt, ob man im Vergleich zu anderen Unternehmen besser oder schlechter positioniert ist.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Test aber nur in der Lage eine sehr grobe Einschätzung zu geben. Wissenschaftlich fundiert ist der ZFKS nicht, dazu haben bisher einfach zu wenig Unternehmen teilgenommen. Nach Angaben von Rolf Berenz, Technologieberater bei der IHK Duisburg, ist das bis zum momentanen Zeitpunkt auch nicht das Ziel gewesen.
„Der Test ist bisher nur ein kleines Benchmarking und nur eingeschränkt aussagekräftig“, gibt Berenz zu. Das soll sich jedoch ändern. Schon in den folgenden Wochen wird der Kurz-Scan um einige Unternehmenskennzahlen ergänzt, die die Aussagekraft des Test verstärken sollen. „Das könnte beispielsweise die Zahl der im letzten Jahr angemeldeten Patente sein“, so Berenz.
Übergeordnetes Ziel sei es, sagt Berenz, mit dem ZFKS einen bundeseinheitlichen Standard für die Bewertung der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zu etablieren. Dieser soll unter anderem auch die Anforderungen von Unternehmensratings der Banken – im Idealfall auch die Kriterien des Basel-II-Ratings – erfüllen.
Beim Basel-II-Rating werden Unternehmen beurteilt und daraufhin in verschiedene Risikoklassen eingeteilt. Unternehmen mit einer geringen Risikoklasse bekommen von den Banken bessere Konditionen bei einer Kreditvergabe.
Um zum bundeseinheitlichen Standard zu werden, muss der ZFKS weiter differenziert und ausgebaut werden. Für Berenz ist es auch durchaus vorstellbar, den Online-Test dann auch durch multimediale Komponenten zu verfeinern. „Wenn einzelne Fragen des ZFKS nicht beantwortet werden können oder Rückfragen bestehen, ist der Einsatz von Video über das Internet zur Unterstützung der Benutzer denkbar“, sagt Berenz.
Auch die Wissenschaft soll auf ihr Kosten kommen. Bei einem flächendeckenden Einsatz des ZFKS könnte die Wissenschaft auch umfangreiche Informationen über die Anwender-Seite erhalten.
Für die Unternehmen, die durch das Ergebnis des aktuellen Test enttäuscht sind , bieten die Technologieberater der Handelskammern einen umfangreicheren Scan an. In einem persönlichen Gespräch wird anhand von einem Kriterienkatalog mit mehr als 100 Fragen die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens beurteilt. CHRISTOPH KLINK