AT&T: Entlassung statt Umschulung
VDI nachrichten, New York, 25. 4. 08, cha –
Der größte amerikanische Telekom-Konzern AT&T ist dank eines guten Mobilfunkgeschäfts mit einem deutlichen Gewinnplus ins Jahr gestartet. Der Überschuss kletterte im ersten Quartal um fast 22 % auf 3,5 Mrd. Dollar (2,2 Mrd. €). Das gab der Konzern in dieser Woche bekannt. Zuvor war bekannt geworden, dass er in diesem Bereich und dem Breitband-Dienst kräftig Personal aufstocken wird: Etwa 4600 zusätzliche Jobs werden geschaffen. Gleichzeitig sollen 4600 Manager und Verwaltungsangestellte aus dem Festnetz-Telefonbereich entlassen werden, das entspricht etwa 1,5 % der Gesamtbelegschaft.
Insgesamt bleibt es bei einer Mitarbeiterzahl von rund 310 000. „Die Festnetz-Nutzung geht dramatisch zurück und wir müssen die Kosten daran anpassen“, gab AT&T-Sprecher Walt Sharp als Grund für die geplanten Massenentlassungen an.
So gingen laut AT&T im Jahr 2006 die Festnetzanschlüsse um 9 % zurück, und 2007 waren es 8 %. Für dieses Jahr erwartet UBS-Analyst John Hodulik ebenfalls ein Minus von mindestens 8 %. „Das Festnetzgeschäft ist kein Business mehr, der Rückgang bei der Zahl der Anschlüsse ist nur eine Messgröße, die andere ist der Rückgang der Umsätze pro Anschluss, der ebenfalls rückläufig ist. Beides zusammen dreht sich in einer immer schneller werdenden Spirale nach unten“, lautet seine Markteinschätzung. Dagegen hat AT&T-Wireless vor allem durch den Exklusiv-Vertrag mit Apple für das iPhone Marktanteile gewonnen und konnte vor allem viele Kunden von dem strauchelnden Provider Sprint abwerben.
Ein Versetzen der Mitarbeiter aus dem Festnetzbereich in die neuen boomenden Dienstangebote sei laut AT&T nicht möglich. „Die Anforderungen in den neuen Geschäftsbereichen sind äußerst unterschiedlich zum konventionellen Festnetzbetrieb, sodass es ein ganzes Bündel an Gründen gibt, warum wir die Mitarbeiter nicht versetzen können“, sagt Sharp.
Einer der wichtigen Gründe hierfür dürfte laut Hodulik die Gehaltsstruktur sein, denn die Beschäftigten im Festnetzbereich sind meist schon seit vielen Jahren im Betrieb und über die Jahre hinweg die Gehaltsleiter immer weiter nach oben geklettert. „Insgesamt ist das Gehaltsgefüge in den neuen Bereichen niedriger und bei den neuen Mitarbeitern handelt es sich zumeist um junge Berufsanfänger, die bei Weitem nicht das verdienen, was ihre älteren Kollegen in den klassischen AT&T-Abteilungen bekommen“, meint Hodulik. Seiner Ansicht nach wird AT&T durch diese Maßnahme rund 500 Mio. Dollar einsparen, was sich zusammen mit den geplanten Entlassungens-Sonderzahlungen von 375 Mio. Dollar auf eine Nettoeinsparung von 125 Mio. Dollar addiert. HARALD WEISS/cha