Ein Ingenieur im Stahlwasserbau berichtet…
Wer wie Holger Hahn an norddeutschen Binnengewässern aufgewachsen ist, der ist von Kindesbeinen an von Schiffen, Schleusen, Wehren und Brücken umgeben. Ihn faszinierte jedoch schon immer die Technik dahinter.

Holger Hahn
Foto: VDI e.V./Fabian Stürtz
Als Projektleiter und leitender Vertriebsingenieur Stahlwasserbau bei der brandenburgischen Schorisch Magis ist Hahn heute für die Sanierung von Schleusen, Schiffshebewerken, Sperr- und Flutwehren sowie Brücken zuständig. Die Erneuerung der historischen Drehbrücke im mecklenburgischen Malchow gehört zu seinen ganz besonderen Projekten. In seiner Kampagne Ingenieurgeschichten stellt der VDI Hahns tonnenschwere Geschichte als Fotoreportage vor.
Die Drehbrücke im mecklenburgischen Malchow ist mit einem stolzen Alter von über 100 Jahren die älteste Drehbrücke Deutschlands und ein eingetragenes technisches Denkmal. Sie verbindet die Altstadt auf der Insel im Malchower See mit den Stadtteilen auf dem Festland. Und zu jeder vollen Stunde gewährt sie anstatt der Autos auf ihr den Schiffen zu ihrer Seite freie Fahrt.
Nachdem Baugutachten 2012 zu dem Schluss kamen, dass der Koloss aus 100 t Stahl aus Sicherheitsgründen ersetzt werden muss, begannen 2014 die Baumaßnahmen. „Die Konstruktion ist an keiner Stelle gerade, mit ihrer elliptischen Form gleicht sie einem Segelboot, im Hinblick auf Statik, Schweißtechnik und Transport war das schon ein anspruchsvolles Projekt“, erklärt Hahn. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die altehrwürdige Drehbrücke bewegt sich wieder und wurde sogar mit dem Publikumspreis des Landesbaupreis 2014 ausgezeichnet. Auch die Anwohner freuen sich über ihre neue alte Brücke, erspart sie doch beim Pendeln zwischen Insel und Festland einen Umweg von gut 10 km.
Ausbildung zum Schweißfachingenieur absolviert
Was Holger Hahn beim Stahlwasserbau so beeindruckt, ist die Vielseitigkeit des Materials Stahl. „Im Gegensatz zu Holz ist Stahl unendlich formbar und erweiterbar, so kommt man immer wieder zu neuen Lösungen“, erläutert der Ingenieur. Doch um mit Stahl kreativ umzugehen, braucht man ein fundiertes Wissen. Was muss ich bei der Statik beachten? Welche Schweißtechnik ist nötig? In welche Bauteile muss die Konstruktion zerlegbar sein? Nicht ohne Grund hat Hahn parallel zu seinem Maschinenbaustudium an der Uni Rockstock eine Zusatzausbildung zum Schweißfachingenieur absolviert. Der Schweißfachingenieur, kurz SFI, wird von einigen Hochschulen und an allen Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalten angeboten (neudeutsch auch als: International Welding Engineer, IWE). Wer in seinem Ingenieurstudium wie Hahn bereits ein Modul zu schweißtechnischen Grundlagen absolviert hat, spart sich den ersten Teil der Ausbildung und muss nur noch die praktischen Grundlagen und den Hauptlehrgang vollenden. Dann steht dem eigenen „Brückenschlag“ nichts mehr im Wege.
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