Berufsstation im Ausland – Chancen und Risiken abwägen!

Gut überlegen wohin es geht: Nicht jeder Auslandsaufenthalt ist fruchtbar für die spätere Berufslaufbahn!
Foto: panthermedia.net/jirsak
Nostalgie kommt auf, wenn die nicht mehr in Lohn und Brot stehende Ingenieur- und Technikergeneration über ihre Auslandsaufenthalte berichtet. Es war durchaus normal, dass der im brasilianischen Urwald eingesetzte Konstrukteur eines deutschen Anlagenbauers nach seiner Rückkehr zum Dank in eine Führungsposition befördert wurde.
Heute können Ingenieure nicht unbedingt mit überdurchschnittlichen Karrierechancen rechnen, wenn sie nicht mehr im Ausland, sondern wieder in der Unternehmenszentrale arbeiten möchten. Umso wichtiger ist es also, vor der Entscheidung für das Ausland, über Chancen und Risiken nachzudenken. Nicht gut zu sprechen auf seine deutsche Zentrale ist beispielsweise der Leiter des Repräsentationsbüros eines bekannten deutschen Technologiekonzerns in Brüssel.
Als der Lobbyist nach vielen Jahren erfolgreicher Arbeit signalisierte, gerne wieder zurückzukehren, vertröstete man ihn immer wieder, bis er schließlich kündigte. Es war einfach nur jämmerlich, was ihm die Personalentwickler an Alternativen anboten. Um die Früchte seiner Arbeit fühlte sich auch der Diplom-Ingenieur betrogen, der für seinen Arbeitgeber in Australien eine Niederlassung gründete und aufbaute. De facto verlor er in der Ferne drei Jahre gegenüber Kollegen, die brav in heimischen Gefilden für das berufliche Weiterkommen sorgten.
Und auch das berufliche Schicksal des technischen Geschäftsführers eines deutsch-chinesischen Joint Ventures nahm seinen Lauf. Nach seiner Rückkehr bot man ihm in Deutschland keine adäquate Stelle an. Da er bereits im fortgeschrittenen Alter war, glich die lukrative Abfindung den beruflichen Absturz in keiner Weise aus. Wer sich gar in politisch instabile Regionen wagt, kann unter Umständen sein blaues Wunder erleben. Der Energiefachmann, der für sein Unternehmen nach Indonesien ging, wurde vorzeitig wegen Projekteinstellung zurückgerufen. Seine Indonesienerfahrung konnte in der Zentrale leider niemand gebrauchen und bei anderen Arbeitgebern war das Land gleichfalls „außer Mode“ geraten. In Deutschland wurden für ihn so lange „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“ von seinem Arbeitgeber organisiert, bis er selbst aktiv wurde und kündigte.
Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, ins Ausland zu gehen?
Bei nüchterner Betrachtung muss den Ingenieuren empfohlen werden, das Eisen dann zu schmieden, wenn es heiß ist. Im jugendlichen Alter ist der Drang ins Ausland besonders groß. Aufbruchstimmung, Träume, Visionen vermischen sich mit der Vorstellung, dass ein längerer Auslandsaufenthalt generell karriereförderlich ist. In späteren Lebensabschnitten verhindern dann oftmals anderweitige soziale, familiäre oder berufliche Verpflichtungen den Weg ins Ausland. Hinzu kommen Befürchtungen, mit dem Schritt ins Ausland den Weg ins Abseits anzutreten. Konkret heißt das: Wer die Chance hat, direkt nach dem Studium oder in den ersten Jahren der Berufspraxis ins Ausland zu gehen, sollte diesen Schritt ruhig wagen. Im Grunde gibt es keinen besseren Zeitraum für dieses Vorhaben. Wenn das fremde Land auch noch mit stark positiven Klischees belegt ist, wie z.B. die USA, spricht erst recht nichts dagegen.
Andere Länder und Regionen mit ähnlich positiven Klischees sind etwa Großbritannien, Skandinavien, Kanada, Australien, Singapur. Weniger Vorteile im Lebenslauf bringen sehr exotische Länder sowie wirtschaftlich schwache und politisch instabile Regionen – auch wenn sie möglicherweise reizvoll anmuten. Bei Moderegionen wie China, Indien oder den arabischen Länder ist die Frage, wo langfristig der Zug hingeht und ob auf lange Sicht mit den dort gesammelten Erfahrungen etwas angefangen werden kann.
Nicht für jeden erweist sich das Ticket ins Ausland als Karrierefahrkarte erster Klasse.
Ob innerhalb des Unternehmens oder auf eigene Faust – über den Schritt, ins Ausland zu gehen, sollte gründlich nachgedacht werden. Für den Nachweis internationaler Erfahrungen tun es auch mehr oder weniger lange Auslandsaufenthalte im Rahmen der üblichen standortübergreifenden Zusammenarbeit oder der internationalen Bearbeitung von Märkten. In stark exportorientierten Branchen, beispielsweise dem Großanlagenbau, muss ohnehin mit ständigen Auslandseinsätzen gerechnet werden. Klar, wer als Ingenieur in Deutschland keinen Job findet, sollte sein Glück im Ausland versuchen. Dort gelten häufig andere Bewerbungsgesetze und es eröffnen sich somit neue Chancen.
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