Studie 09.08.2024, 14:00 Uhr

Warum fast 40 % der Mitarbeitenden sexuelle Belästigung am Arbeitspatz nicht melden

Eine neue Umfrage enthüllt, dass fast 40 % der Mitarbeitenden sensible Themen wie sexuelle Belästigung lieber nicht melden, obwohl die Personalabteilung als zentrale Anlaufstelle für viele andere Probleme geschätzt wird.

belästigung

Viele Mitarbeitende meiden es, ernste Probleme wie sexuelle Belästigung zu melden.

Foto: PantherMedia / Andriy Popov

Die neueste Zety-Umfrage zeigt, dass Mitarbeitende oft zurückhaltend sind, wenn es darum geht, Probleme am Arbeitsplatz bei der Personalabteilung zu melden. Wann suchen Arbeitnehmer also tatsächlich Hilfe bei der Personalabteilung?

Die Umfrage unter fast 1.000 Personen ergab, dass 38 % der Beschäftigten sexuelle Belästigung nicht der Personalabteilung melden würden. Besonders auffällig ist, dass 44 % der Frauen dies nicht mitteilen würden.

Was würden Mitarbeitende NICHT melden?

Am Arbeitsplatz bestehen weiterhin Unterschiede zwischen den Geschlechtern, besonders bei der Meldung von feindlichen Handlungen. Trotz Bemühungen um Gleichberechtigung und Sicherheit zögern viele Frauen und Männer, solche Vorfälle zu melden:

  • 44 % der Frauen und 32 % der Männer würden nicht angeben, Opfer sexueller Belästigung geworden zu sein.
  • 40 % der Frauen und 45 % der Männer würden nicht melden, Zeuge sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gewesen zu sein.
  • 41 % der Frauen und 44 % der Männer würden nicht berichten, Zeuge von Diskriminierung gewesen zu sein.

Dieses Zögern kann verschiedene Gründe haben, wie z.B. Angst vor Repressalien, Zweifel an der Wirksamkeit von Meldesystemen oder Sorge um den eigenen Ruf. Um sicherzustellen, dass sich alle Mitarbeitenden trauen, Fehlverhalten zu melden, ist es wichtig, diese Hindernisse zu erkennen und abzubauen.

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Jede einzelne Personalabteilung sollte aufhorchen

„Die Ergebnisse des Zety Berichts zur HR-Interaktion sollten jede einzelne Personalabteilung aufhorchen lassen: 38 % der Befragten gaben an, dass sie nicht melden würden, wenn sie Opfer sexueller Belästigung geworden wären. Wir sollten in einer Situation sein, in der jeder das Gefühl hat, dass er sich an seinen Arbeitgeber wenden und feindseliges Verhalten melden kann“, kommentiert Dominika Kowalska, CPRW und Karriereexpertin bei Zety. „Obwohl Fortschritte bei der Verringerung der Belästigung am Arbeitsplatz erzielt wurden, zeigen die Ergebnisse des Berichts, dass noch viel zu tun ist, um dieses beunruhigende Problem zu lösen“, sagt die Expertin.

Trotz ihres Zögerns bei der Meldung bestimmter Vorfälle, sind Mitarbeitende bereit, die Personalabteilung über andere problematische Verhaltensweisen zu informieren. So würden 62 % der Befragten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen melden, die sich vor der Arbeit drücken, andere bedrohen oder körperliche Gewalt ausüben, oder Zeugen von Vandalismus wurden.

Ebenso würden 61 % von Betrug berichten, während 60 % unangemessene Kleidung oder das Erledigen privater Angelegenheiten während der Arbeitszeit zur Sprache bringen würden. Auch das Melden von Kollegen, die betrunken oder unter Drogeneinfluss zur Arbeit erscheinen (58 %), oder eine intime Beziehung unterhalten (54 %), wäre für viele Mitarbeitende keine Hemmschwelle.

Personalabteilung als erste und wichtigste Anlaufstelle

Der Zety-Bericht zeigt, dass die Personalabteilung oft die erste und wichtigste Anlaufstelle für Mitarbeitende ist, wenn sie Unterstützung bei Herausforderungen am Arbeitsplatz benötigen.

Fast die Hälfte der Befragten (48 %) wendet sich bei Problemen am Arbeitsplatz an die Personalabteilung. Im Vergleich dazu sucht nur ein Viertel (26 %) Unterstützung bei ihrem Vorgesetzten oder Chef, und ebenso viele (26 %) ziehen es vor, den Rat eines Kollegen einzuholen. Die Mehrheit der Teilnehmenden betrachtet die Personalabteilung auch als wichtige Ressource zur Bewältigung und Lösung von zwischenmenschlichen Konflikten, sei es mit einem Vorgesetzten oder einem Kollegen. So würden 65 % der Befragten über Probleme mit Vorgesetzten berichten, während 58 % Probleme mit Kollegen ansprechen würden.

Mitarbeitende suchen Beratung

Weitere Ergebnisse des Berichts zeigen, dass Mitarbeitende die Personalabteilung häufig für Karriereunterstützung, Mentoring und Beratung nutzen. Die Mehrheit hat die Dienste der Personalabteilung für Leistungsbeurteilungen, Feedback oder Zielvereinbarungen in Anspruch genommen, teils auch mehrfach.

Mitarbeitende wenden sich außerdem an die Personalabteilung, um schwer verständliche Unternehmensabläufe zu klären, bei Problemen mit Beförderungen oder Teamleitungen, und in persönlichen Angelegenheiten. Sie suchen dort auch Unterstützung bei Gesundheitsfragen, Problemen mit Kollegen, Änderungen in der Unternehmenskultur, Karriereentwicklung, Büroausstattung, Rechtsberatung sowie Lohn- und Sozialleistungsfragen. Auch Mentoring oder Coaching sind Gründe für den Kontakt zur Personalabteilung.

„Auch wenn die Personalabteilung zweifellos viele Aufgaben effektiv erfüllt und positives Feedback erhält, ist es wichtig zu erkennen, dass es ernsthafte Lücken gibt, die angegangen werden müssen. Wie die Umfragedaten zeigen, gibt es Bereiche, in denen die Personalabteilung ihre Verfahren und Prozesse verbessern muss, um den Mitarbeitern und dem Unternehmen besser zu dienen“, resümiert Kowalska.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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