Rauchen ist kein Kavaliersdelikt
50 % der Jüngsten in Deutschland leben mit Tabakrauch, die Belastung ist in den letzten 15 Jahren sogar noch gestiegen.
Wie aber geht es nun Kindern in der Nähe von Rauchern? Kleinkinder aus Raucherhaushalten haben mehr Infekte, häufiger Mittelohrentzündungen und Bronchitis. Ohne gleich krank zu sein, fühlen sie sich öfter unwohl, haben Bauchweh, Kopfschmerzen, Konzentrations- und Schlafstörungen.
Das sind die bekannten Folgen der Glimmstängel. Neu ist die Beobachtung der Toxikologen, dass Kinder aus Raucherhaushalten oft mit ständig gereizten Augen zu kämpfen haben.
Rauchen ist ein Massenphänomen, das ganz stark von der sozialen Schicht abhängt das bestätigt die aktuelle Studie. Bei Oberschichtkindern ist der Cotinin-Gehalt immer gleich niedrig, egal ob zu Hause geraucht wird oder nicht. „Ich nehme an, dass die Eltern ihre Kinder dem Rauch nicht so aussetzen“, vermutete Kolossa-Gehring.
Kinder aus der Unterschicht und Migrantenkinder werden besonders stark beraucht. Ist die Mutter Raucherin, ist die Belastung am größten.
Der Vergleich mit Daten aus dem Umweltsurvey von 1990 bis 1992 zeigt, dass heute noch mehr Kinder „verqualmt“ werden als damals. „Seit der Wende verzeichnen wir einen satten Anstieg. Das hätte keiner gedacht“, gestand die Toxikologin.
Öffentliche Gebäude, Bahnsteige sind zunehmend rauchfrei, Arbeitsplätze noch nicht. Raucherzimmer für Erzieherinnen in Kindertagesstätten und Rauchen im Lehrerzimmer sind fast tabu. Um das Gesetz zum Schutz vor Passivrauchen in Gaststätten wird in den meisten Bundesländern noch gerungen. „Aus unserer Sicht besteht dringender Handlungsbedarf“, so Kolossa-Gehring.
Aber: Rauchverbote in der Öffentlichkeit sind eine Sache. „Wir können die Tabakrauchbelastung für Kinder zu Hause oder im Auto nicht gesetzlich festlegen“, sagte die UBA-Toxikologin.
Klar, in den eigenen vier Wänden will sich niemand das Rauchen verbieten lassen. „Mit Verboten an öffentlichen Plätzen können wir das Rauchen so unattraktiv machen, dass immer weniger Leute zur Zigarette greifen“, schlug Kolossa-Gehring vor. Und: „Wir müssen in Zukunft viel mehr informieren und Eltern gezielt beraten.“
Mit dieser Idee rennt auch die Psychologin Anne Wilkening von einer Vortragsveranstaltung zur nächsten, um Hebammen, Frauenärzten und Eltern ihre praktischen Erfahrungen aus der Rauchentwöhnung zu vermitteln.
KATHLEEN SPILOK/ber
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