Mikrodrohnen überwachen Hooligans
Wo ist es, das fliegende Auge? Denn die sächsische Polizei ist seit kurzem im Besitz von zwei Drohnen.
Das Beispiel Sachsen zeigt einen neuen Trend: Bisher wurden Drohnen meist vom Militär als Aufklärungsflugzeuge genutzt. Doch dank immer einfacherer Technik und sinkender Preise rücken die fliegenden Roboter zunehmend ins Blickfeld ziviler Anwender.
„Zu unseren Kunden zählen neben der Bundeswehr auch Feuerwehr, Polizei, Privatdetektive, Überwachungsfirmen und Luftbildfotografen“, so Udo Juerss, Chef der Firma Microdrones in Kreuztal bei Siegen, die an der Entwicklung der Sensocopter beteiligt ist.
Mehr als 300 des mit dem Sensocopter verwandten Modells MD4-200 hat Microdrones in den vergangenen zwei Jahren bereits weltweit verkauft. Kostenpunkt je nach Ausstattung: 10 000 € bis 25 000 € pro Stück.
Die Drohne, kaum größer als ein Tortenuntersatz und nur 800 g schwer, ist ein sogenannter Quadrokopter, also ein Helikopter mit vier über Kreuz installierten, gegenläufigen Rotoren.
„Durch diese Anordnung erreichen wir eine wesentlich eigenstabilere Fluglage als bei einem herkömmlichen Hubschrauber“, sagte Juerss. Eine elektronische Lageregelung lässt die MD4200 verwacklungsfrei auf der Stelle schweben – ideal für scharfe Luftbilder.
Die Kameras haben eine in der Neigung verstellbare Aufhängung und können, je nach Einsatzzweck, recht schnell ausgetauscht werden: Foto-, Video-, Nachtsicht- und Wärmebildkameras sind vorgesehen. Und die Arnsberger Firma Airrobot, die als Hauptkonkurrent von Microdrones ebenfalls unbemannte Helikopterdrohnen entwickelt, hat gar einen Sensor für radioaktive Strahlung im Lieferprogramm.
Bisher werden Drohnen per Funk von menschlichen Piloten gesteuert. In Zukunft könnte sich das ändern. Airrobot ist an einem von der EU mit 3,3 Mio. € geförderten Forschungsprojekt namens µDrones beteiligt.
Ziel ist eine vollkommen autonome Flugsteuerung für kleine Drohnen als Umweltmessstationen. Die Geräte sollen dann, etwa zur regelmäßigen Kontrolle von Atomkraftwerken, eine über GPS-Koordinaten einprogrammierte Route abfliegen und dennoch unerwarteten beweglichen Hindernissen automatisch ausweichen können.
Routinemäßige Überwachungsmissionen mit Drohnen sind auch für Grenzkontrollen interessant. In den USA fliegen sie bereits regelmäßig entlang der südlichen Grenze zu Mexiko. Ausgestattet mit Wärmebildkameras helfen sie nachts Schmuggler und illegale Einwanderer aufzuspüren.
Auch in Europa überlegt man, die Außengrenzen mit Drohnen zu kontrollieren. Border Surveillance by Unmanned Aerial Vehicle (BSUAV) heißt das EU-Projekt. Unter Federführung des französischen Luftfahrtkonzerns Dassault soll ein Konsortium von acht Industriepartnern zeigen, wie Drohnen sinnvoll und kostengünstig in den Grenzschutz einzubeziehen sind.
Die französische Firma Flying Robots aus Illkirch-Grafenstaden bei Straßburg entwickelte dafür bereits einen ersten, ungewöhnlichen Drohnen-Prototypen und absolvierte damit im vergangenen Herbst in der spanischen Extremadura erfolgreiche Testflüge.
Künftig könnten Drohnen auch als Spielzeug von Privatpersonen am Himmel auftauchen. Verschiedene Hobbyentwickler haben bereits bewiesen, dass es gar nicht teuer sein muss, kleine Modellflugzeuge und Quadrokopter mit einer automatischen Flugregelung und Kameras auszustatten. Verdeckte Filmaufnahmen sind Privatleuten offiziell zwar nicht erlaubt. Doch wer soll das kontrollieren? Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter in Schleswig-Holstein, gibt unumwunden zu: „Das Verbot lässt sich nicht 100%ig durchzusetzen.“
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