Humane Killerzellen fressen Krebs
Mit der Entwicklung innovativer Zelltherapeutika will die in Gründung befindliche Killeratech GmbH Krebs- und Autoimmunerkrankungen unter Umgehung der körpereigenen Immunabwehr zu Leibe rücken.
Killeratox heißt die neue Basistechnologie zur Bekämpfung von Krebs- und Autoimmunerkrankungen. Das Verfahren beruht auf speziellen humanen Killerzellen, die Krebszellen im Körper aufspüren und selektiv abtöten. Es ist derzeit das einzige Zelltherapeutikum, das industriell hergestellt und wie ein normales Medikament verabreicht werden kann.
Begonnen hatte Dr. Torsten Tonn, Gründer der Killeratech GmbH, seine Arbeiten am Krebsforschungszentrum im kanadischen Vancouver: Dort stieß er auf Prof. Hans-Georg Klingemann, der die Killerzell-Linie im Jahre 1992 entdeckt hatte. Zelluläre Immuntherapien zur Behandlung von Brustkrebs oder anderen Tumorerkrankungen werden mittlerweile an verschiedenen Kliniken durchgeführt. Sie können aber nur dann wirken, wenn die zur Impfung verabreichten Zelltypen dem Gewebetyp des Patienten entspricht. Im Gegensatz dazu arbeiten Killerzellen völlig unabhängig.
Doch das allein zeichnet Killeratox noch nicht als Basistechnologie aus. „Mechanismen der Krebszellen, sich der körpereigenen Immunabwehr zu entziehen, sind wegen des einzigartigen immunologischen Erscheinungsbildes unserer Killerzell-Linie nicht wirksam“, verdeutlicht Tonn. Anders ausgedrückt: Killeratox eignet sich insbesondere als Therapie bei Krebserkrankungen, bei denen die Krebszellen gegen andere Therapien resistent sind.
Die Killerzell-Linie wurde in enger Kooperation mit Klingemann, der inzwischen an der Rush-University in Chicago als Direktor der Abteilung Knochenmarktransplantation und zelluläre Therapie tätig ist, in Deutschland und den USA weiterentwickelt. Gemeinsam mit Frankfurter Hämatologen wird die Killerzell-Linie jetzt klinisch geprüft. „Bisher hat sich das Präparat bei Leukämie, malignem Melanom (schwarzer Hautkrebs) und Brustkrebs bewährt“, konkretisiert Tonn.
Die überaus gute Verträglichkeit der physiologischen Immunzellen (Killeratox) ermöglicht nun den Ausbau der Plattformtechnologie zu einer Zelltherapie für verschiedene Krankheitsbilder. Weiterführende Varianten der Basistechnologie zur Behandlung von Immunerkrankungen wie Rheuma oder Aids befinden sich derzeit in der präklinischen Entwicklungsphase.
Für das innovative Geschäftskonzept wurde Killeratech kürzlich im Rahmen des Gründerwettbewerbs Science4Life – ein Kooperationsprojekt der hessischen Landesregierung, der Aventis AG, des VCI und der DECHEMA – ausgezeichnet. Tonn hofft, dass die Killeratech GmbH noch im Laufe dieses Jahres den Geschäftsbetrieb aufnehmen kann. „Wir bringen ein Zelltherapeutikum erstmals auf die Ebene eines Fertigarzneimittels“, blickt Tonn optimistisch in die Zukunft. Dies erlaube den Einsatz der Zelltherapie bei einer großen Zahl von Patienten auch in weniger spezialisierten Kliniken. ROLF FROBÖSE