Die Angst der Deutschen
Terror, soziale Spannungen und Konflikte zwischen Ausländern und Deutschen sowie zwischen Christen und Muslimen sind bei vielen Bundesbürgern die Ursachen für Ängste. Vertrauen zu schaffen werde deshalb zur größten Herausforderung für das 21. Jahrhundert, so der Sozialforscher Horst W. Opaschowski.
Auch nach einem Jahr haben die Terroranschläge vom 11. September nichts von ihrem Grauen verloren, im Sicherheitsempfinden der Bundesbürger haben sie tiefe Spuren hinterlassen. Doch nicht allein der Terror ängstigt die Deutschen, auch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung im eigenen Land bereitet ihnen Sorgen, wie zwei Umfragen der R+V-Versicherung und des BAT-Freizeit-Forschungsinstituts zeigen. Mehr als 50 Jahre konnten in Deutschland allzugroße soziale Spannungen vermieden werden, doch zumindest in der Einschätzung der Bundesbürger scheint es damit vorbei zu sein. Soziale Probleme werden der Zündstoff für Konflikte der Zukunft sein, zu diesem Ergebnis kommt Horst W. Opaschowski vom BAT-Freizeitforschungsinstitut in Hamburg.
„Die ungleiche Verteilung des Wohlstandes kann künftig für große Konfliktpotenziale sorgen“. Das größte dieser Konfliktpotenziale sehen die Deutschen jedoch in ihrem Verhältnis zu Ausländern und zwischen Christen und Muslimen – eine Nachwirkung der Anschläge vom 11. September. Diese Spannungen werden „im Kern Integrationskonflikte sein“, so Opaschowski.
Trennlinien werden nach Auffassung der Bundesbürger aber auch zwischen sozialen Gruppen sichtbar: zwischen Arm und Reich, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen Steuerzahlern und Sozialhilfeempfängern wie zwischen Arbeitsplatzbesitzern und Arbeitslosen. „Arbeitslose werden sich“, so Opaschowski, „doppelt rechtfertigen müssen: gegenüber Familien, Freunden sowie Nachbarn und gegenüber Erwerbstätigen, die immer mehr arbeiten und leisten müssen.“
Der Anteil unter den Westdeutschen, die glauben, dass es ihnen heute besser gehe als früher, ist im Vergleich zu einer Umfrage vor zehn Jahren gesunken. Immer weniger Bundesbürger können den gewohnten Wohlstand – Ausgehen, Shopping, Urlaub – so weiterleben wie bisher. Der „Wohlstandsgraben“ zwischen den alten und den neuen Bundesländern ist geblieben, allerdings gingen die Einbußen mehr zu Lasten der Westdeutschen.
Was hält die Gesellschaft noch zusammen, fragen sich die Deutschen. Wenn das soziale Netz, das die Menschen verbindet und auffängt, in Frage gestellt wird, dann helfe nur noch Vertrauen. Opaschowski: „Vertrauensbildung wird zur größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts.“ HAS