Smart Services im Maschinenbau
Industrie 4.0 und Smart Services lohnen sich für zahlreiche Produktionsbetriebe, Maschinenhersteller und Anlagenbauer. Aktuelle Praxisbeispiele belegen diese These. Beispielsweise beobachten Maschinenbauer, die jetzt auf Smart Services setzen, steigende Umsätze im Dienstleistungsgeschäft. Fast noch wichtiger ist, dass sie die Prozesse ihrer Kunden damit besser verstehen lernen – und genau das zahlt sich meist schnell aus.

Bild 1. Der größte Anbieter von ‧Walzstraßen und Hüttenwerken für die Stahlindustrie setzt bereits seit vielen Jahren auf „smarte“ ‧Service-Lösungen. Bild: SMS Group
Den Experten von symmedia gelingt diese Beweisführung längst schon über alle Anwendungsbereiche hinweg (siehe auch gelber Infokasten). „Es stellen sich immer mehr kleine und große Unternehmen der digitalen Herausforderung“, bestätigt Geschäftsführer Peter Barkowsky. „Vielen Maschinenbauern ist heute bewusst, dass der Industrie 4.0-Wandel zunächst einmal bedeutet, dass sie sich mehr mit ihren Kunden vernetzen müssen. Smart Services bilden die Basis dieser Vernetzung.“
Service beim Maschinenbau individueller gestalten
Wie das konkret aussieht, macht das Beispiel „Service Portal Assist 360“ von Kolbus, Rahden, deutlich. Das Familienunternehmen ist mit etwa 1100 Mitarbeitern der Weltmarktführer für Buchbindereimaschinen – eine sich schnell wandelnde Branche: Druckprodukte müssen immer schneller am Markt, dazu flexibel und effizient in der Herstellung sein. In diesem Umfeld stellt zum Beispiel der steigende Automatisierungsgrad der Maschinen eine große Herausforderung dar. Die Druckweiterverarbeitungsexperten aus Nordrhein-Westfalen begegnen ihr mit dem Service Portal Assist 360, das sie mit symmedia entwickelt haben. Mit dessen Hilfe überprüfen die Anwender von Kolbus einfach per App und von zentraler Stelle aus die Verfügbarkeit, Effektivität und Qualität ihrer Produktion und decken dabei Verbesserungspotentiale auf. Gleichzeitig lernt Kolbus durch die gewonnenen Daten mehr darüber, wie die eigenen Maschinen in der jeweiligen Druckerei zum Einsatz kommen. So lassen sich zum Beispiel Serviceleistungen individueller gestalten. Darüber hinaus können Servicetechniker im Bedarfsfall proaktiv auf ihre Kunden zugehen. In einer sich schnell wandelnden Anwenderbranche ist das ein essentieller Wettbewerbsvorteil.
Pharma-Maschinenbau: Safety first
Ähnliches lässt sich bei der Excellence United, Allmersbach im Tal, beobachten. Hinter diesem Namen verbirgt sich die strategische Allianz von fünf führenden Pharma-Maschinenherstellern: Bausch + Ströbel, Fette Compacting, Glatt, Harro Höfliger und Uhlmann. Ihre Maschinen kommen häufig im Verbund bei Pharma-Unternehmen zum Einsatz. Kaum eine andere Branche ist derart stringent reguliert und von so hohen Qualitätsstandards geprägt.
Das hat wiederum direkte Auswirkungen auf den Service der Maschinenbauer. In sehr kurzer Zeit muss er weltweit zur Verfügung stehen, um zum Beispiel Produktionsunterbrechungen auf ein Minimum zu beschränken. Damit die jeweiligen Pharma-Unternehmen aber nicht den Hersteller-Service aller fünf Firmen einzeln kontaktieren müssen, bietet ihnen Excellence United mit dem Service-Portal eine zentrale Schnittstelle an. Der Bediener kontaktiert einfach per Button seinen zuständigen Partner. Im Anschluss greift ein Service-Techniker des zuständigen Excellence-United-Unternehmens auf die Maschine zu, stellt Ferndiagnosen oder führt einen Remote-Service aus.
Zweiter großer Vorteil für die Anwender ist, dass sie einen übergreifenden Leitstand und somit einen exzellenten Überblick über ihre Produktion erhalten. Als technologische Basis dient die Plattform „symmedia SP/1“. Die Software gestattet nicht nur den externen Zugriff auf die Maschine, sondern bietet auch eine hohe, TÜV-geprüfte Sicherheit – eine Tatsache, die für die regulierte Pharma-Produktion von herausragender Bedeutung ist.
Spritzgießmaschinen: Produktqualität erhöhen
In einer ähnlich anspruchsvollen Hightech-Branche bewegt sich der Spritzgießmaschinenhersteller Klöckner Desma, Fridingen. Seine Technologie kommt etwa bei der Produktion von Lagern für Pkw oder der Herstellung von Isolatoren für die Elektroindustrie zur Anwendung. Hierfür konstruieren die Experten ihre Spritzgießmaschinen oft individuell und passen sie den Einsatzgebieten an. Am Ende muss jedes Teil, das die Maschine verlässt, eine enorm hohe Qualität aufweisen und zugleich mithilfe effizienter Prozesse entstehen. Ohne eine flexible, schnelle und eng verzahnte Servicedienstleistung ist genau das immer schwieriger zu erreichen. Deshalb war Desma auf der Suche nach einer Technologie, mit der sich das Unternehmen enger mit den Kunden vernetzen kann.
Auf Basis der Serviceplattform symmedia SP/1 entwickelten die Spezialisten dabei ihre eigene Produktfamilie mit insgesamt 14 Lösungen für die Bereiche Service, Wartung und Instandhaltung sowie Trenddatenerfassung. „Desma ist das perfekte Beispiel dafür, wie einfach Mittelständler das Thema Industrie 4.0 für ihr eigenes Geschäft nutzen können“, so Barkowsky.
Treiber für Wachstum in der Stahlbranche
Wie wichtig der Service für die Entwicklung eines Unternehmens sein kann, zeigt das Beispiel der SMS group, Düsseldorf, des größten Anbieters von Walzstraßen und Hüttenwerken für die Stahlindustrie, Bild 1. Die Branche ist geprägt von Überkapazitäten, Preisdruck und Billig-Importen. Insofern wachsen die Anforderungen an den vorgelagerten Maschinenbau. Noch mehr Output, steigende Anlagenverfügbarkeit und sinkende Kosten sind hier zentrale Stichworte. Für die SMS group steht dabei fest: Nur mit smarten Service-Anwendungen kann diese Qualität langfristig gesichert werden. Das reine Anlagengeschäft rückt in den Hintergrund.
Ein Teil der umfassenden datentechnischen Strategie des Konzerns ist deshalb symmedia SP/1. Seit mehr als 15 Jahren ist die Technologie Bestandteil aller ausgelieferten Anlagen. Die Nutzung beginnt bereits während des „Plug&Work-Tests“ am Ende des Engineerings – und symmedia SP/1 unterstützt weiter während der signifikant verkürzten Inbetriebnahme- und Hochlaufzeit der großen Industrieanlagen. Später lassen sich mit dem integrierten Remote Service unter anderem Störfälle schnell beheben. Für die SMS group hat der Ansatz eine große wirtschaftliche Bedeutung: Die Transformation von einem reaktiven zu einem proaktiven Service sei einer der größten Treiber für das eigene Wachstum, so die Einschätzung der Stahlexperten.
Smart-Service-Potentiale nutzen
„Letztlich zeigen diese Beispiele nicht nur, dass Smart-Service-Modelle längst in vielen Branchen im Einsatz sind, sondern auch, dass sie eine immer größere Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Maschinenbaus haben“, resümiert Peter Barkowsky. Hinzu kommt, dass die „Fabrik der Zukunft“ über komplett vernetzte IT (Informationstechnologie)-Systeme verfügt, Bild 2.
In diesem Umfeld werden die dazugehörigen Maschinen per Online-Update aktualisiert – eine Riesenchance für den Maschinenbau, weil er auf diese Weise viel enger mit den Kunden vernetzt bleibt, Bild 3.

Bild 3. Die engere digitale Verbindung zum Kunden bietet Maschinen- und Anlagenbauern zahlreiche Chancen, Prozesse zu optimieren und somit wettbewerbsfähig zu bleiben. Bild: symmedia
„Die Herausforderung besteht darin, bereits jetzt mit dieser Vernetzung zu beginnen. Wenn ein Maschinenbauer über mehrere hundert Kunden verfügt, kostet die Umsetzung von ersten Industrie 4.0-Prozessen natürlich Zeit. Viele Maschinen müssen eingebunden werden“, weiß Barkowsky. „Am Ende sehen wir aber immer wieder, dass die Digitalisierung der Service-Prozesse sehr schnell zur Erfolgsgeschichte für den Maschinenbauer wird.“
Maschinen und Anlagen vernetzen
Seit 1997 entwickelt symmedia Software-Servicelösungen für den Maschinen- und Anlagenbau. Das Serviceportal „symmedia SP/1“ befindet sich aktuell in über 100 Ländern im Einsatz. Mit den vier Produkten „Remote Service“, „Maintenance“, „Parts“ und „Monitoring“ ist ein umfassendes Lösungsangebot für die Kommunikation zwischen Maschinenherstellern und -betreibern vorhanden. Im Leistungsbereich Consulting unterstützt das Bielefelder Unternehmen Anwender beim Auf- und Ausbau ihres Service- und Ersatzteilgeschäfts.
www.symmedia.de
M. A. Rebecca Schmortte arbeitet als Senior-PR-Beraterin bei der Agentur additiv pr in Montabaur.