Ventil-Giganten fest im Griff
2 t schwere Ventile fertigen? Kein Problem. Bei der Produktion seiner großen Pumpenschutzarmaturen verlässt sich der Spezialhersteller Schroeder Valves auf Spannfutter von HWR Spanntechnik.
Sicher gespannt mit dem "INOFlex VL100" können große Werkstücke, teils auch weiter entfernt von der Spannstelle, prozesssicher bearbeitet werden.
Foto: HWR Spanntechnik / Mario Irrmischer
Verlässlichkeit und Tradition werden bei Schroeder Valves großgeschrieben. Vor 125 Jahren gegründet, seit 75 Jahren spezialisiert auf Pumpenschutzarmaturen, war das Unternehmen stets im Familienbesitz. Pumpenschutzventile, Rückschlagventile, Rückstauverschlüsse und mehrstufige Drosseln stellt die Spezialfirma mit knapp 90 Mitarbeitenden in Gummersbach her, in Größen zwischen 40 mm und 600 mm. Eingesetzt werden diese in Raffinerien, Kraftwerken, der chemischen Industrie, im Offshore-Sektor und im Bereich der erneuerbaren Energien auf der ganzen Welt. Der Allrounder im Programm von Schroeder Valves ist die Serie „SSV“, für alle Arten von Flüssigkeiten. Vergleichsweise neu ist die 2019 vorgestellte Baureihe „SIP“ (für Schroeder Intermediate Pressure), eine Pumpenschutzeinrichtung für Anwendungen bis zu 250 bar.
Drücke bis zu 500 bar
Die Ventile von Schroeder Valves halten Drücken von bis zu 500 bar stand. Dass sie dafür auf den Zehntelmillimeter exakt gearbeitet sein müssen, liegt auf der Hand. Um diese Präzision zu garantieren, unternehmen die Nordrhein-Westfalen einiges. „Wir sind das einzige Unternehmen in dem Bereich mit einem eigenen Prüfstand für Ventile, bei dem die exakte Durchflussmenge geprüft wird. Alle anderen Marktteilnehmer machen es nur auf dem Papier, wir haben einen Prüfstand“, erklärt Fertigungsleiter Sebastian Türpitz.
Eine weitere Herausforderung ist die Dimension der Ventile. Die größten unter ihnen bringen locker 2 t und mehr auf die Waage. Wenn in ein solches Werkstück dann 100 mm-Bohrungen oder 60 mm-Gewinde eingebracht werden, treten gigantische Kräfte auf. Um die Stahlkolosse trotzdem sicher und präzise bearbeiten zu können, verlässt sich Schroeder Valves auf Spannfutter von HWR Spanntechnik.
Schroeder Valves setzt das „HWR INOFlex VL100“ auf einer 5-Achs-Fräs-Drehmaschine „BFR23“ für die Großteilebearbeitung des Schweizer Maschinenbauers Reiden ein. „Eine schöne Kombination“, schwärmt HWR-Vertriebsmann Alexander Michel. Auch Türpitz ist begeistert: „Das VL100 ermöglicht ein sicheres Spannen, damit wir die Werkstücke präzise bearbeiten können. Wir spannen alle unsere größeren Produkte darauf.“
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Das VL100 ist ein 4-Backen-Handspannfutter, das laut HWR für nahezu jede Spannaufgabe auf modernen Werkzeugmaschinen geeignet ist, egal welche Werkstückgeometrie, Art der Bearbeitung oder welcher Werkstoff gefragt ist. Auch verformungsempfindliche Bauteile könnten damit gespannt werden. Es verfüge über einen Fliehkraftausgleich und sei dank abdichtender Konstruktion äußerst wartungsarm. Gefertigt in Leichtbauweise bringe es selbst ein minimales Gewicht mit sich und erlaube dadurch eine hohe Tischzuladung. Dennoch biete es höchste Spannkraft, werde mit Festanschlägen gespannt und könne bei Bedarf auch als 2-Backenspanner eingesetzt werden.
Hohe Zentriergenauigkeit
In Verbindung mit dem patentierten Ausgleichssystem macht die 4-Backen-Anordnung es möglich, runde, rechteckige und auch geometrisch unregelmäßige Teile ausgleichend zentrisch zu spannen. Bei dem speziellen Ausgleich bewegen sich die Backen auf zwei parallel angeordneten Achsen aufeinander zu beziehungsweise voneinander weg. Damit wird sichergestellt, dass zu jedem Zeitpunkt an allen Kontaktpunkten die gleiche Spannkraft wirkt.

Auf der Verzahnung werden beim Drehspannfutter „INOFlex VL100“ die Spannbacken eingestellt.
Foto: HWR Spanntechnik / Mario Irrmischer
Diese Zentriergenauigkeit ist auch entscheidend für den Einsatz bei Schroeder Valves. „Wir haben das Spannfutter auf dem Rundtisch der Maschine platziert und sind damit sicher, dass das Werkstück immer mittig zur Achse steht“, unterstreicht Fertigungsleiter Türpitz.
HWR Spanntechnik aus Oyten bei Bremen ist seit über 35 Jahren auf Werkstückspanntechnik spezialisiert, mit besonderem Fokus auf das Spannen verformungsempfindlicher Werkstücke und das ausgleichende, konzentrische Spannen von Bauteilen jedweder Form. Mit dieser reichen Erfahrung und seiner technischen Kompetenz entwickelt das Unternehmen nach eigenen Angaben „Spanntechnik, die Präzision, Spannkraft und Wirtschaftlichkeit verbindet und sich dabei stets auf der Höhe der aktuellen Innovationen des Werkzeugmaschinenbaus bewegt“. „Wir bieten maximale Flexibilität bei hoher Prozesssicherheit und Wiederholgenauigkeit“, fasst Michel den Kundennutzen zusammen. „Nicht zuletzt sind wir in der Branche für guten, persönlichen Service und die schnelle Erreichbarkeit bekannt.“
Spannfutter in zwölf Baugrößen
Der Kontakt zwischen Schroeder Valves und HWR Spanntechnik kam im Mai 2022 zustande. Es folgte ein intensiver Austausch über die speziellen Anforderungen. Die Wahl fiel schließlich auf das Drehspannfutter „INOFlex VL“: HWR bietet es mit Fliehkraftausgleich aktuell in zwölf verschiedenen Baugrößen an, von 325 mm bis 2000 mm Durchmesser. Angesichts der verlangten Dimensionen kam das VL100 in Frage, mit 990 mm Durchmesser das sechstgrößte. Parallel dazu bestellte Schroeder Valves im Juli 2023 seine neue Drehfräsmaschine.
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„Da das VL100 universell einsetzbar ist, kann es praktisch sofort in den Fertigungsprozess beim Kunden integriert werden“, erklärt Michel. Lediglich bei den Spannbacken hatte Schroeder Valves Anpassungen in den Maßen gewünscht, die schnell erfüllt waren. Im Werk in Gummersbach stellt es laut HWR seither immer wieder seine Alltagstauglichkeit unter Beweis. „Es ist jeden Tag im Einsatz und für unsere Maschinenbediener absolut angenehm im Handling“, betont Türpitz. Trotz seiner hohen Spannkräfte ermöglicht das VL100 schnelle Werkstückwechsel und damit minimale Rüstzeiten. „Es ist bedienerfreundlich, langlebig und durchdacht.“

Ben Welsch, Zerspaner bei Schroeder Valves (links), und HWR-Experte Alexander Michel besprechen die Anwendung direkt an der Maschine.
Foto:: HWR Spanntechnik / Mario Irrmischer
Und sollte es doch einmal Rückfragen geben, sei der Kundensupport von HWR Spanntechnik sehr kompetent und schnell erreichbar, so Türpitz. Der 39-jährige Fertigungsleiter arbeitet seit 2024 bei Schroeder Valves und kennt den gelernten Zerspanungsmechaniker Michel noch aus seiner vorherigen Anstellung. „Wir haben einen sehr guten Kontakt. Alexander Michel weiß, was der Kunde braucht“, unterstreicht Türpitz. „Wenn man sich allein den regelmäßigen Umsatz ansieht, gehören wir vermutlich nicht zu den HWR-Premiumkunden. Aber wir werden wie einer behandelt, es wird sich einfach schnell gekümmert.“

Aufgabe gelöst, Werkstück gespannt: Fertigungsleiter Sebastian Türpitz, Alexander Michel (HWR) und Zerspaner Ben Welsch (von links).
Foto: HWR Spanntechnik / Mario Irrmischer
Und so wie Türpitz und Michel haben auch ihre beiden Unternehmen ein ausgezeichnetes Verhältnis zueinander. Da Schroeder Valves in seiner Region einer der Ersten mit einem VL100 ist, stellt das Unternehmen für HWR Spanntechnik einen wichtigen Referenzkunden dar. Außerdem sind beide von einem vergleichbaren Spirit bewegt und setzen laut Pressemitteilung auf die gleichen Werte: „Verlässlichkeit und Präzision.“




