Wie gelingt die Nachhaltigkeitstransformation in der Automobilindustrie?
Mit dem Projekt „Green Factory of the Future“ hat die Ford Motor Company in Zusammenarbeit mit dem Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen einen wissenschaftlichen Ansatz für eine nachhaltigere Fahrzeugproduktion der Zukunft entwickelt.
Die Transformation in der Automobilindustrie in in vollem Gange - wie unter anderem am Fahrzeugbestand auf deutschen Straßen und dem Wandel hin zu batterieelektrischen Fahrzeugen abzulesen ist.
Foto: Etmanski
Die Automobilindustrie ist von zentraler Bedeutung für Wertschöpfung, Beschäftigung und Innovationen in Deutschland. Die Branche befindet sich in einem langfristigen Strukturwandel – getrieben durch die Forderung nach der Elektrifizierung des Antriebsstrangs sowie weitere Industrietrends wie Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung. Seitens der Bundesregierung beschäftigt sich zum Beispiel der „Expertenkreis Transformation der Automobilwirtschaft“ mit dem Thema und hat ziel- und adressatenorientierte Handlungsempfehlungen an die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft entwickelt.
Die Forderung nach einer Dekarbonisierung der automobilen Wertschöpfungsketten und nach insgesamt mehr Nachhaltigkeit bedingt nicht nur den Wandel der Antriebskonzepte, sondern ebenso die Umgestaltung der Automobilfabriken selbst. Als ein zentrales Handlungsfeld hat das Expertengremium zum Beispiel den Paradigmenwechsel hin zu einem ganzheitlichen Produktionssystem inklusive der Skalierung von Kerntechnologien in den Produktionsstätten definiert.
Welche Handlungsfelder standen im Fokus?
Ziel des gemeinsam vom WZL und von Ford vorangetriebenen Projekts war es, den Wandel der Produktion hin zu batterieelektrischen Fahrzeugen sowohl technisch wie auch ökologisch verantwortungsvoll zu gestalten und langfristig zu begleiten. Hierzu wurde ein dediziertes Bewertungsmodell entwickelt, welches Transparenz hinsichtlich der Nachhaltigkeitstransformation hin zur „Positive Impact Factory“ schafft. Nach Bewertung der beteiligten Partner war das Projekt erfolgreich.
Die „Positive Impact Factory“ beschreibt dabei eine Fabrik mit nachweislich positivem Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft. Hierbei werden folgende zentrale Handlungsfelder adressiert:
- Digitalisierung – effizientere und transparentere Gestaltung von Prozessen,
- Zirkularität mit dem Ziel der Ressourcenschonung,
- Integration von industriellen Produktionsstätten in die lokale Umgebung – Stärkung der sozio-ökonomischen Wirkung.
Mit diesem Ansatz will das Projekt Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu einer umfassenden Transformation verbinden, die als Blaupause für zukunftsfähige Produktionsstandorte dienen kann.
Die praktische Umsetzung
Am Pilotstandort Köln-Niehl wurden – aufbauend auf einer umfassenden Analyse der ökologischen Performance der bestehenden Produktionsumgebung – Maßnahmen zur Transformation von einer Linearwirtschaft zu einer wertsteigernden Kreislaufwirtschaft identifiziert und bewertet. Im Mittelpunkt standen die Wiederverwendung und Werterhalt von Verpackungs- und Produktionsmitteln. Zur systematischen Bewertung des Status Quo sowie zur Ableitung einer Roadmap für entsprechende Verbesserungen, kam ein eigens für die Ford Motor Company entwickelte Reifegradmodell „Ford Positive Impact Maturity Model“ (FPIMM) zum Einsatz. Das wissenschaftlich hergeleitete Reifegradmodell umfasst insgesamt 194 Indikatoren und sechs Reifegradstufen, wobei es bestehende Lösungen der Ford Motor Company integriert, erweitert und in Bezug zueinander setzt. Die höchste Reifegradstufe beschreibt als Effektivität die erfolgreiche Verknüpfung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit – das zentrale Ziel der „Twin-Transformation“.
Die Validierung des Reifegradmodells zeigt für den am Pilotstandort Köln-Niehl inklusive ihrer angrenzenden Umgebung ein überdurchschnittliches Nachhaltigkeitsniveau. Besonders bemerkenswert: Die höchste Reifegradstufe – Effektivität – beschreibt ein industrielles Zukunftsbild, das derzeit übergreifend erst in Ansätzen sichtbar wird. Die Bewertung bestätigt den Erfolg langjähriger Umweltinitiativen am Standort Köln und würdigt das Engagement des Kölner Teams rund um Sylvia Hansen, Stefan Baumeister und Maira Magnani. Das Team des Werks-Umweltschutzes nimmt in der Transformation zur Positive Impact Factory die wichtige Rolle des Impulsgebers und „Sparringspartners“ ein.
Über das Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen
Der Projektpartner von Ford, das Werkzeugmaschinenlabor (WZL), hat das Ziel, die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie mit richtungsweisender Grundlagenforschung, angewandter Forschung sowie mit daraus resultierenden Beratungs- und Implementierungsprojekten im Bereich der Produktionstechnik zu fördern. In den Forschungsfeldern Werkzeugmaschinen, Produktionssystematik, Getriebetechnik sowie Informations-, Qualitäts- und Sensorsysteme in der Produktion werden mit Industriepartnern unterschiedlichster Branchen praxisgerechte Lösungen zur Rationalisierung der Produktion erarbeitet.
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