Veranstaltungen, Kooperationen, Wirtschaftszahlen 18.11.2021, 10:30 Uhr

Neues aus der Automatisierungstechnik

Was tut sich im Bereich der Automatisierung? Wie haben sich die Unternehmen im Jahr 2021 entwickelt? Was für Fachmessen und sonstige Veranstaltungen gibt es noch? Die VDI-Z hat aktuelle Meldungen aus Unternehmen der Branche zusammengestellt.

Zahlreiche Standbesuche, hohe Nachfrage, volle Auftragsbücher – das Resümee des Ausstellers Weber zur Motek, die Anfang Oktober 2021 als Präsenzmesse stattfand, fällt positiv aus. Foto: Weber

Zahlreiche Standbesuche, hohe Nachfrage, volle Auftragsbücher – das Resümee des Ausstellers Weber zur Motek, die Anfang Oktober 2021 als Präsenzmesse stattfand, fällt positiv aus.

Foto: Weber

Im Moment richten sich die Augen der Branche auf die von Besuchern und Ausstellern lange erwartete Messe „SPS“ in Nürnberg. Die 31. Internationale Fachmesse für industrielle Automation ist auf den 23.–25. November 2021 terminiert. Trotz der sehr kurzfristigen Absagen einiger Aussteller an der „physischen“ Veranstaltung soll die Messe als Präsenztermin stattfinden, betont der Veranstalter Mesago. Mehr als 700 Aussteller sollen vor Ort vertreten sein und den Besuchern ein breites Angebot rund um die smarte und digitale Automation bieten. Durch die parallel stattfindende digitale „SPS on air“ bleibe die SPS auch in diesem Jahr die wichtigste Präsentationsplattform für die Branche. Mitte November hatten einige prominente Unternehmen, zum Beispiel die Firmen Phoenix Contact, Wago, Sick oder Turck, ihre Teilnahme in Präsenz aufgrund der sich verschärfenden Pandemielage kurzfristig abgesagt.

Optimismus bei Ausstellern nach der Motek

Fachmessen wie die „Motek“ sind unverzichtbare Elemente im Geschäftsleben – so die Einschätzung der Teilnehmer. Die Leitmesse für Automatisierungstechnik des privaten Messeunternehmens P.E. Schall konnte Anfang Oktober – in einem noch günstigeren Umfeld als derzeit – wieder als Präsenzmesse stattfinden. Nach vier intensiven Messetagen in Stuttgart kehrten die Verantwortlichen der Weber Schraubautomaten GmbH mit zahlreichen Messeberichten, das heißt qualifizierten Kunden- und Angebotsanfragen, nach Wolfratshausen zurück. Schwerpunktmäßig waren Varianten der aktuellen Spindeln SEV-C (für Systeme zur Mensch-Roboter-Kollaboration) bzw. SEV-P (Schrauber speziell für Leichtbaurobotik) zu sehen. Breiten Raum auf dem Messestand nahmen zudem automatische Zuführsysteme ein: Wie eine Stufenförderer-Baureihe für große Schrauben bis M16 sowie eine neue Zuführeinheit für komplexe Bauteile mit digitaler Simulation des Förderguts. Geschäftsführer Karl Bujnowski sagte anschließend: „Dass wir entgegen aller Erwartungen in Stuttgart einen wahren Besucheransturm erlebt haben, spricht sowohl für die Bedeutung der Branche insgesamt als auch für unsere Produkte. Der Blick auf unsere geschäftliche Weiterentwicklung fällt jedenfalls äußerst positiv aus. Einziger Wehmutstropfen: Auch wir müssen uns Lieferengpässen bei bestimmten Materialien und Komponenten stellen.“

Eine erfolgreiche Motek verzeichnete auch die Firma Otto Roth aus Stuttgart: mit interessierten Besuchern, fundierten Gesprächen und einer positiven Resonanz auf das Portfolio. Das Unternehmen bleibt auch nach der Motek online präsent: Der virtuelle Messestand macht dies möglich (https://www.ottoroth.de/showroom/). Am Messestand lag der Fokus auf Zeichnungsteilen. Die Messebesucher konnten sich anhand verschiedener Produktlösungen mit unterschiedlich komplexen Geometrien von den umfassenden Kompetenzen überzeugen. Zu sehen war auch ein RFID-basiertes Kanban-System: Jeder Behälter ist mit einem Transponder ausgestattet, auf dem alle wichtigen Informationen zum jeweiligen Artikel gespeichert sind. Am Messestand konnten die Besucher am RFID-Kanban-Regal selbst aktiv werden und eine Bestellauslösung testen.

Um eine automatische Bestellung auszulösen, stellt der Mitarbeiter die leeren Kanban-Behälter einfach auf die am System angebrachte RFID-Matte. Die dort ausgelesenen Daten werden an die Master-Kanban-Box weitergeleitet,

Foto: Otto Roth

all about Automation zieht um

Ende Oktober 2021 hieß es noch ein vorläufig letztes Mal „all about automation“ in der Messe Essen. Der NRW-Standort der Messereihe zieht um nach Düsseldorf. Im dortigen „Areal Böhler“ soll am 11. + 12. Mai 2022 die nächste all about automation des Veranstalters Easyfairs in Nordrhein-Westfalen stattfinden. Die zwei Messetage im Oktober zeigten, wie wertvoll gerade in der komplexen Welt der Automatisierung persönliche Kontakte sind. Die Aussteller waren mit der Qualität der Gespräche und den konkreten Anfragen sehr zufrieden. Die Besucher nutzten die Möglichkeit intensiv, um sich Neuentwicklungen zeigen zu lassen und ihre individuellen Fragen zu besprechen. 109 Aussteller (2020: 119) tauschten sich mit 884 (2020: 765) Fachbesuchern aus (www.allaboutautomation.de).

Partner-Event und Verleihung der Robotics Awards

Im Ambiente eines Schlosshotels nahe Aschaffenburg empfing Stäubli Robotics Anfang November 2021 seine Gäste zum alle zwei Jahre stattfindenden „Partner Summit“. Im Fokus stand neben dem Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten die Verleihung der „Partner-Awards 2021–2023“ sowie die Auszeichnung dreier Unternehmen mit den „Robotics Awards“. Mit letzterem werden besondere Leistungen auf dem Automatisierungssektor auszeichnet. Kriterium ist der Innovationsgrad der Lösungen in Verbindung mit dem Einsatz von Stäubli-Robotern.

Beim „Partner Summit“ von Stäubli stand auch die Verleihung der „Partner Awards 2021–2023“ für strategische und autorisierte Partnerschaft im Fokus.

Foto: Isabell Prütting

Zu den diesjährigen Preisträgern zählen die Unternehmen toolcraft, Glaess Software und Automation sowie EVB Automation. Wie sich großformatige Keramikrohlinge mit komplexer Bauteilgeometrie hochpräzise bearbeiten lassen, beweist die toolcraft AG mit einer klimatisierten, siebenachsigen Fräszelle, in der ein Knickarm-Roboter zum Einsatz kommt. Um die geforderte Genauigkeit der Bearbeitung von +/- 0,2 Millimetern prozesssicher einhalten zu können, setzt das Unternehmen auf einen Sechs-Achs-Roboter mit Absolutvermessung. Im Fall von Glaess gab es die Auszeichnung für das Messerschleifen in Losgröße 1 in einer robotergestützten Schleifzelle. Die bei der Klingenkonturvermessung ermittelten Daten bilden die Basis für das individuelle Fahrprogramm des genutzten „TX2–90“-Roboters, der das Messer mit einer Wiederholgenauigkeit von 0,03 Millimetern durch die Schleifkörper führt. Der dritte Award, der an EVB Automation ging, würdigt eine wegweisende Medizintechnik-Applikation mit voll automatisierten Montageabläufen. Peter Pühringer, Geschäftsführer Stäubli Robotics, betonte: „Es ist schön, zu sehen, wie unsere Community beständig wächst. Vor allem freut es uns, dass die meisten unserer Partner gut durch die Corona-Krise gekommen sind. Diese innovationsstarken Unternehmen mit den Partner Awards auszuzeichnen, war uns eine Herzensangelegenheit.“

Neuer Vorstand VDMA Robotik gewählt

Auf dem Fachabteilungstreffen VDMA Robotik, das während der Mitgliederversammlung des VDMA-Fachverbandes Robotik + Automation online stattgefunden hat, wurde turnusmäßig ein neuer Vorstand für die Periode 2021–2024 gewählt. Volker Spanier (Epson) wurde als Vorsitzender des Vorstands bestätigt. Zum neuen Vorstand gehören darüber hinaus: Andrea Alboni (Universal Robots), Daniel Bunse (Rethink Robotics), Dr. Klaus Kluger (Omron Electronics), Martin Kullmann (ABB Automation), Alexander Mühlens (igus), Michael Otto (Kuka) und Ralf Winkelmann (Fanuc).

Vortrag zur Automatisierung in der Halbleiterindustrie

Warum gibt es dieses Jahr einen Chipmangel? Wie kann Automatisierung bei der Produktion von Halbleitern unterstützen? Im Rahmen der europaweiten Themenwoche „European Robotics Week“ vom 19. bis zum 28. November 2021 öffnet Kuka wieder virtuell die Tür und lädt alle dazu ein, in die Welt der Robotik einzutauchen. Das spannende Programm reicht vom virtuellen Abendvortrag rund um das Thema Chipmangel & Halbleiter über einen virtuellen Rundgang durch die Roboterproduktion am Hauptsitz in Augsburg bis hin zu einem Malwettbewerb für Kinder. Der virtuelle Abendvortrag hat diesmal das Thema: „Automatisierung in der Halbleiterindustrie – Maßnahmen gegen den Chipmangel“. Er findet am 23.11.2020 um 18:00 Uhr statt. Hintergrund: Halbleiter sind mittlerweile unverzichtbar geworden, zum Beispiel für Handys, Waschmaschinen und Autos – doch dieses Jahr sind sie „rar“. Wieso müssen sie im Reinraum produziert werden? Wie können Roboter bei der Halbleiterproduktion unterstützen? Diese und weitere Fragen werden im ca. 60-minütigen Vortrag von Pascal Caprano, Projektleiter bei Kuka, erläutert. Das gesamte Programm sowie die Möglichkeiten zur Anmeldung sind auf der Kuka-Website zusammengestellt.

Neues Geschäftsfeld für Vision-Systeme aufgebaut

Mit seinen neu ins Programm aufgenommenen Vision-Installationslösungen bietet der schwäbische Spezialist für dezentrale Automatisierungstechnik Murrelektronik jetzt ein maßgeschneidertes Programm für die industrielle Bildverarbeitung. Hintergrund: Vision-Systeme werden in der industriellen Fertigung und in der Logistik immer wichtiger. Für Maschinen- und Anlagenbauer ist die Firma aus Oppenweiler bei Backnang ein Partner, wenn es um Spannungsversorgung und Signal- und Datenmanagement bei der smarten Vernetzung von Kameratechnik geht. Ziel ist es, Sensorik und Aktorik einer Maschine oder Anlage besonders effizient und wirtschaftlich zu einem System zusammenzubringen. Die Lösungen bieten die Möglichkeit, industrielle Bildverarbeitung nicht nur bei der Entwicklung neuer Maschinen und Anlagen in einem dezentralen Installationskonzept zu integrieren, sondern auch in bestehende Systemarchitekturen einzubinden. Die zeitaufwendige und teure Installation im Schaltschrank entfällt.

Kooperation für mehr Produktivität

Die Omron Corporation hat eine Kapitalinvestition in Techman Robot, Inc., weltweit zweitgrößter Anbieter kollaborativer Roboter (Cobots), die mit Menschen in Produktionsstätten zusammenarbeiten, bekannt gegeben. Die Beteiligung beträgt etwa zehn Prozent. Die Investition wird voraussichtlich bis Dezember 2021 abgeschlossen. Bereits seit 2018 arbeitet Omron strategisch mit Techman zusammen, um den weltweit wachsenden Automatisierungsbedarf zu decken, der durch den Fachkräftemangel entsteht. Im Zuge der aktuellen Investition wollen beide Firmen gemeinsam innovative Roboterlösungen entwickeln, die Omron-Automationsanlagen mit den kollaborativen Robotern von Techman verknüpfen. Hierdurch sollen die Sicherheit gestärkt, die Produktivität gesteigert und eine Lösung gegen fehlende Mitarbeitende in den Produktionsstätten geschaffen werden.

Die Kooperation der Firmen Omron und Techman soll dem weltweit wachsenden Automatisierungsbedarf, bedingt durch den Fachkräftemangel, gerecht werden.

Foto: Omron

Erfolgreiche Quartalszahlen und breiteres Vertriebsnetz

Der Weltmarktführer für kollaborative Robotik – Universal Robots (UR), Odense/DK, baut sein Vertriebsnetz in Deutschland mit vier neuen Partnern aus: dies sind SCS Robotik, JDT robotics, PTS Automation sowie die Firma Somack. „Nach der Hochphase der Pandemie merken wir einen zunehmenden Bedarf an Robotikanwendungen. Um unseren Interessenten kompetente Entwicklungspartner direkt in ihrer Nähe zu bieten, haben wir unser Netzwerk in Deutschland erweitert“, erklärt Andrea Alboni, General Manager Western Europe bei UR. „Gerade kleinen und mittleren Betrieben soll der Schritt in die Automatisierung so einfach wie möglich gemacht werden. Erfahrene Systemintegratoren und Vertriebspartner vor Ort spielen dabei eine wichtige Rolle.“ Außerdem hat UR bekannt gegeben, dass der Umsatz im dritten Quartal 2021 um 46 Prozent gegenüber dem dritten Quartal des Vorjahres gesteigert wurde. Damit würden sogar sogar die Q3-Zahlen von 2019 um 31 Prozent übertroffen – trotz der Covid-19-Pandemie. Seit der Entwicklung des weltweit ersten kommerziell nutzbaren Cobots im Jahr 2008 verzeichnet das Unternehmen ein kontinuierliches Wachstum. Bereits im Jahr 2020 wurde der Verkauf des 50.000. Leichtbauroboters verkündet, der in einem Werkzeug- und Formenbau erfolgreich in der Fertigung eingesetzt wird.

Positive Zahlen zu Roboterinstallationen in Deutschland

„Jeder dritte Industrie-Roboter in der EU wird in Deutschland installiert“, dies berichtet die International Federation of Robotics (IFR), Frankfurt/Main (www.ifr.org). Deutschland ist damit in der Europäischen Union mit rund 230.000 Industrie-Robotern die am stärksten automatisierte Volkswirtschaft. Die Zahl der neu installierten Roboter erreichte im Jahr 2020 rund 22.300 Einheiten. Das ist trotz des Krisenjahres 2020 der dritthöchste jemals erreichte Wert. Deutschlands Anteil am europäischen Roboterbestand liegt bei 33 Prozent. Damit sind in den Fabriken der deutschen Wirtschaft rund dreimal so viele Industrie-Roboter im Einsatz wie in Italien (78.200 Einheiten), rund fünfmal so viele wie in Frankreich (44.800 Einheiten) und rund zehnmal so viele wie in Großbritannien (23.000 Einheiten). Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland nach China, Japan, Korea und den USA auf Rang 5. Das gilt 2020 auch für die jährlichen Verkaufszahlen. Hier bewegt sich die deutsche Wirtschaft schon seit vielen Jahren (2014 – 2017) auf dem sehr hohen Niveau von rund 20.000 Einheiten per anno.

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