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Weg von fossilen Energien 19.05.2025, 07:00 Uhr

So stärken smart vernetzte Wärmepumpen und E-Autos die Energiewende


Wie können Haushalte aktiv zur Energiewende beitragen und dabei noch sparen? Eine aktuelle Studie zeigt, wie smart vernetzte Wärmepumpen und E-Autos nicht nur das Klima schützen, sondern auch den Strompreis senken und die Nutzung von Ökostrom optimieren.

Frau hält ein Smartphone in den Händen, über das sie ihre Wärmepumpe und das Laden des Elektroautos steuern kann.

Wärmepumpen und auch das Laden von E-Autos lassen sich bequem mit dem Smartphone steuern. Dadurch lässt sich bei den Stromkosten sparen.

Foto: Green Planet Energy / Christine Lutz

Wärmepumpen und Elektroautos gelten als zentrale Bausteine für eine nachhaltige Energieversorgung. Ihr volles Potenzial entfalten sie aber erst dann, wenn sie intelligent gesteuert werden. Die Idee dahinter: Smart vernetzte Wärmepumpen und E-Autos sollten ihren Strom genau dann beziehen, wenn besonders viel grüner Strom im Netz verfügbar und dieser daher günstig ist. Auf diese Art und Weise lassen sich die typischen Einspeisespitzen von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) in den Mittagsstunden abfedern und die Stromnetze werden entlastet. Damit wird nicht nur der Ausbau erneuerbarer Energien unterstützt, sondern zugleich die Versorgungssicherheit erhöht.

Das Smartphone befiehlt: Jetzt wird gewaschen

In einer aktuellen Untersuchung beleuchtet die Ökoenergiegenossenschaft Green Plant Energy die Auswirkungen von Wärmepumpen und Elektroautos auf Strompreise, CO2-Ausstoß und die Nutzung erneuerbarer Energien. Carolin Dähling, bei Green Planet Energy für Politik und Kommunikation verantwortlich, bringt es auf den Punkt: „Mit smart vernetzten Wärmepumpen, E-Autos und Heimspeichern treiben Verbraucherinnen und Verbraucher die Energiewende aktiv voran und sorgen für eine bessere Ernte von Wind- und Solarstrom. Dadurch sparen Haushalte bei ihren eigenen Energiekosten und machen die Energiewende insgesamt effizienter und den Strom für alle günstiger.“

Smart vernetzte Wärmepumpen und E-Autos als Schlüssel zur Flexibilität

Durchgeführt hat die Studie das Beratungsunternehmen enervis energy advisors GmbH, das sich auf die Energiewirtschaft spezialisiert hat. Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: Werden Wärmepumpen und E-Autos flexibel an aktuell vorhandene Mengen an Ökostrom angepasst, lassen sich einerseits die Kosten und andererseits auch die Emissionen reduzieren. Die Einsparungen ergeben sich, weil sich der Stromverbrauch verschiebt – von den klassischen Spitzenzeiten am Morgen und Abend in die Mittagsstunden, wenn in der Regel besonders viel Solarstrom erzeugt wird. Niemand müsse durch diese Verschiebung Einbußen beim Komfort befürchten. Die intelligenten Steuerungen sorgen dafür, dass Wärmepumpen beispielsweise über Pufferspeicher vorheizen, sodass jederzeit ausreichend Wärme zur Verfügung steht. Auch für Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos bleibt die Handhabung einfach: Sie geben lediglich an, wann das Auto geladen sein soll.

Die Studie belegt noch etwas: Die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen sinkt im Durchschnitt um 110 Stunden pro Jahr. Das wiederum hat einen positiven Effekt auf Wind- und Solaranlagen. Sie lassen sich dann nämlich wirtschaftlicher betreiben, da deren Abschaltungen sich um etwa sechs Terawattstunden jährlich reduzieren. Gleichzeitig verringert sich der Einsatz teurer und klimaschädlicher Erdgaskraftwerke. Bis zum Jahr 2035 können so insgesamt acht Millionen Tonnen CO2 eingespart werden – das entspricht den jährlichen Emissionen von zwei großen Braunkohlekraftwerken. Zusätzlich führt der optimierte Betrieb von smart vernetzten Wärmepumpen und E-Autos dazu, dass der durchschnittliche Börsenstrompreis jährlich um rund vier Euro pro Megawattstunde sinkt.

Voraussetzungen für smart vernetzte Wärmepumpen und E-Autos schaffen

„Wir müssen jetzt die Voraussetzung schaffen, damit die Millionen Wärmepumpen und E-Autos, die in den nächsten Jahren dazukommen, unser Stromsystem entlasten. Anstatt neue Erdgaskraftwerke im großen Stil zu subventionieren und damit den Strompreis zu erhöhen, senkt mehr Flexibilität die Kosten und schützt das Klima“, erläutert Carolin Dähling.  Die Grundlage für diese Flexibilität bilden intelligente Messsysteme, sogenannte Smart Meter. Doch gerade beim Ausbau dieser Technologie gibt es in Deutschland noch große Herausforderungen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher mit Wärmepumpen und Elektroautos ist 2025 der verpflichtende Rollout der Smart Meter gestartet. Und dennoch verläuft der Ausbau eher schleppend.

Nicht nur Carolin Dähling fordert daher ein entschiedeneres Vorgehen, auch Branchenexperten kritisieren seit einiger Zeit den schleppenden Rollout. „Wenn wir die Digitalisierung der Energiewende weiter verschlafen, liegt dieses Potenzial brach. Die neue Bundesregierung muss den Smart Meter-Rollout priorisieren und die rund 900 Messstellenbetreiber in Deutschland stärker in die Pflicht nehmen“, ist sich Dähling sicher. Nur wenn die Digitalisierung konsequent vorangetrieben wird, können smart vernetzte Wärmepumpen und E-Autos ihr volles Potenzial entfalten. Die Verbindung mit dynamischen Stromtarifen eröffnet dabei erhebliche Einsparpotenziale – sowohl für die Verbraucherinnen und Verbraucher als auch für den Staat. Diese besonderen Tarife müssen alle Energieversorger seit dem 1. Januar 2025 anbieten, sie sind dazu gesetzlich verpflichtet. Insgesamt wäre die Kombination – Smart Meter und dynamischer Tarif in Verbindung mit Wärmepumpe und E-Auto – ein wirksames Instrument, um in Haushalten Energiekosten zu senken und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Von Nina Draese