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Solaranlagen 04.08.2025, 07:00 Uhr

Batterie statt Blackout: So sichern US-Haushalte ihre Stromversorgung

Eine Stanford-Studie zeigt, dass die Mehrheit der US-Haushalte durch die Installation von Solaranlagen und Batteriespeichern ihre Stromkosten senken und Stromausfälle überstehen könnte. Trotz Änderungen bei Steuergutschriften und Einspeisevergütungen bleibt die Technologie für viele erschwinglich. Doch gerade Regionen mit hohem Bedarf profitieren oft am wenigsten.

Ein Haus mit einer Solaranlage auf dem Dach.

US-Haushalte könnten mit Solaranlagen und Stromspeichern die Versorgung sichern.

Foto: SmarterPix/robeo123

Laut einer aktuellen Untersuchung der Stanford University hätte ein Großteil der Haushalte in den USA die Möglichkeit, durch die Kombination von Photovoltaik-Paneelen und Speicherbatterien sowohl Stromkosten einzusparen als auch die Folgen von Stromausfällen abzumildern. Die Studie ergab, dass rund 60 Prozent der Familien nach Abzug der jährlichen Investitions- und Betriebskosten ihre Stromrechnung um durchschnittlich 15 Prozent reduzieren könnten. Zudem wären etwa 63 Prozent in der Lage, mit Solaranlagen lokale oder regionale Blackouts zu überbrücken und dabei im Mittel die Hälfte ihres Elektrizitätsbedarfs selbst zu decken. Der verbleibende Anteil, für den sich Solar-Batterie-Systeme nicht lohnen, wird jedoch überproportional von hohen Energiepreisen und Versorgungsunterbrechungen getroffen, wie die Forschenden feststellten.

Der Autor Ram Rajagopal, Professor an der Stanford University, betonte die wachsende Bedeutung von Kosteneinsparungen angesichts steigender Stromtarife in den meisten US-Bundesstaaten. Noch wichtiger werde für viele Familien allerdings die Fähigkeit, Stromausfälle auf lokaler oder regionaler Ebene zu überstehen. Als Grund nannte er die veraltete Infrastruktur des amerikanischen Stromnetzes, die nur langsam modernisiert werde, während gleichzeitig extreme Wetterereignisse wie Stürme und Hitzewellen immer häufiger und intensiver aufträten und länger andauerten.

Steuervergünstigungen für private Solaranlagen vor dem Aus

Mit der Unterzeichnung des „One Big Beautiful Bill Act“ am 4. Juli laufen die im „Inflation Reduction Act“ von 2022 verankerten Steuergutschriften für saubere Energien im Privatbereich Ende dieses Jahres aus. Derzeit können Hausbesitzer noch 30 Prozent ihrer Investitionen in erneuerbare Energien wie Solarmodule und Speicherbatterien von der Bundessteuer absetzen. Bei einer Photovoltaikanlage im Wert von 30.000 Dollar und einem Batteriespeicher für 10.000 Dollar entspricht dies einer Ermäßigung von 12.000 Dollar.

Tao Sun, Hauptautor der Studie, erläuterte, dass die Berechnungen seines Teams die 30-prozentige Steuergutschrift des Bundes einbeziehen und sich das neue Gesetz daher ab dem kommenden Jahr auf die Analyseergebnisse auswirke. Allerdings könnten Hausbesitzer auch über 2025 hinaus noch indirekt von den Vergünstigungen profitieren, beispielsweise durch Leasing-Modelle. Diese Vorteile sollen bis 2027 für Solaranlagen und bis 2033 für Batterien gelten. Ohne Berücksichtigung der Steuergutschrift – und ohne Einbeziehung indirekter Steuervorteile – würde der Anteil der Haushalte, für die sich Solar-Batterie-Systeme rechnen, von 60 auf etwa 32 Prozent sinken. Bis 2033 dürfte dieser Wert jedoch dank sinkender Batteriepreise wieder auf 60 Prozent steigen, mit zunehmender Tendenz.

Rückläufige Einspeisevergütungen machen Batteriespeicher attraktiver

Während die staatliche Förderung zurückgefahren wird, gewinnen Batterien aus einem anderen Grund an Attraktivität: Viele US-Bundesstaaten reduzieren die Vergütung, die Besitzer von Solaranlagen für die Einspeisung überschüssigen Stroms ins Netz erhalten. Laut einer früheren Stanford-Studie aus dem Jahr 2019 hatten die zuvor höheren Einspeisevergütungen den Kauf von Batteriespeichern eher unrentabel gemacht.

Inzwischen hat sich die Situation gewandelt: Haushalte mit Solarbatterien können ihren erzeugten Strom nun für den Eigenverbrauch speichern und ihn nutzen, wenn keine Sonne scheint, anstatt ihn zu Großhandelspreisen an den örtlichen Versorger zu verkaufen und später am Abend Elektrizität zu höheren Preisen beziehen zu müssen. Über ein Drittel der Haushalte lebt mittlerweile in Bundesstaaten, die Haushalte mit Photovoltaikanlagen danach vergüten, wie viel Strom sie dem Versorgungsunternehmen ersparen – was fast immer unterhalb des vollen Stromtarifs liegt. Diese Regelung findet in immer mehr Bundesstaaten Anwendung.

Gezielte Förderung und neue Konzepte für Solaranlagen

„Wirtschaftliche Anreize, Finanzierungsmechanismen und gemeindebasierte Förderprogramme, die speziell auf Gebiete mit hohem Kosten- und Zuverlässigkeitsbedarf, aber geringer Rentabilität von Solaranlagen und Speichern ausgerichtet sind, könnten jenen Familien helfen, die solche Systeme am dringendsten benötigen“, sagt Tao Sun. Die Rahmenbedingungen und ökonomischen Auswirkungen befinden sich im Wandel, sodass weiterführende Analysen nötig sind. Einfluss haben sinkende Technologiekosten, steigende Strompreise sowie sich ändernde Steueranreize und Vergütungssätze für Haushalte mit Solaranlagen.

Der Wissenschaftler regte an, dass zukünftige Studien beispielsweise auch die Wirtschaftlichkeit mobiler Speichersysteme untersuchen könnten, die bei Bedarf in Nachbarschaften gebracht werden, um über einzelne Haushalte hinaus Notstrom bereitzustellen. „Solche innovativen Ansätze haben das Potenzial, unser Energiesystem bezahlbarer, nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen – gerade auch in jenen Regionen, die bisher kaum Zugang zu sauberer Energieversorgung haben“, so Rajagopal.

Von Julia Klinkusch