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Erneuerbare 31.07.2023, 16:00 Uhr

Rekord-Zubaurate 2022 reicht bei weitem nicht

Die Energieagentur IRENA fordert ein Plus von 1000 Gigawatt bei den Erneuerbaren pro Jahr, um das 1,5-°C -Klimaziel zu erreichen. Die Kluft zwischen Erreichtem und Erforderlichem werde immer größer.

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Die internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) fordert eine Verdreifachung der Investitionen in erneuerbare Energien.

Foto: PantherMedia/taraki

Bei den erneuerbaren Energien gab es im Jahr 2022 einen Rekordzuwachs. Weltweit stieg die Leistung um 300 Gigawatt (GW). Damit konnten 83 Prozent des Verbrauchszuwachses bei elektrischer Energie aufgefangen werden. Toll, sollte man meinen, doch die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) in Masdar in den Vereinigten Arabischen Emiraten sagt, das reiche bei weitem nicht, um das Klimaziel zu erreichen, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf 1,5 °C bis zum Jahr 2050 zu begrenzen. Die Kluft zwischen Erreichtem und Erforderlichem werde immer größer. Die Agentur fordert eine „umgehende Kurskorrektur des Fahrplans“ zu diesem Ziel und einen „ehrgeizigeren globalen Einsatz erneuerbarer Energien, der durch die entsprechende physische Infrastruktur sowie politischen und regulatorischen Voraussetzungen ermöglicht wird, und unterstreicht dabei die Bedeutung institutioneller und personeller Kapazitäten“.

Elektrifizierung und Effizienzsteigerung

Die zentralen Triebkräfte der Energiewende seien Elektrifizierung und Effizienzsteigerung. Das Ziel könne durch erneuerbare Energien, sauberen Wasserstoff und nachhaltige Biomasse erreicht werden. „Wir brauchen ehrgeizigere Ziele für erneuerbare Energien“, heißt es, die Gesamtleistung also von heute 3000 auf 10.000 GW gesteigert werden. Um das zu erreichen müssten bis 2030 weltweit durchschnittlich 1000 GW pro Jahr an erneuerbaren Kapazitäten zugebaut und die direkte Nutzung erneuerbarer Energien in den Endverbrauchssektoren erheblich gesteigert werden. Dazu gehört vor allem die Nutzung von Solarenergie durch private Haushalte, Industrie und Verwaltung. Wesentlich dabei ist es, dafür zu sorgen, dass der produzierte Strom Abnehmer im Umfeld, am besten direkt vor Ort findet. Das lässt sich durch die Integration von Batterien erreichen, die Überschussstrom speichern und ihn bei Mangellagen wieder abgeben. Besonders gut geeignet seien Redox-Flow-Batterien.

Investitionen von 44 Billionen Dollar

Obwohl die Investitionen in die Energiewende im Jahr 2022 einen neuen Rekordwert von 1,3 Billionen (Bio.)US-Dollar erreicht haben, müssen sich die jährlichen Investitionen mehr als vervierfachen und fünf Bio. Dollar übersteigen, um 1,5 °C einhalten zu können. Bis 2030 müssen also die kumulierten Investitionen auf 44 Bio. Dollar steigen.

Angesichts der bevorstehenden globalen Bestandsaufnahme auf der Weltklimakonferenz (COP28) vom 30. November bis zum 12. Dezember 2023 in Dubai, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, schlägt IRENA schon mal eine Marschroute vor. „Die harte Realität ist, dass wir nicht auf dem richtigen Weg sind, um das Pariser Abkommen einzuhalten“, klagt Francesco La Camera, Generaldirektor der IRENA. „Die einzige und zugleich aussichtsreichste Option, die uns bleibt, ist der wissenschaftlich fundierte Weg – ein Weg, der die erneuerbaren Energien in den Mittelpunkt der Lösung stellt und den Ländern Energiesicherheit, niedrigere Energiekosten und eine zukunftsorientierte industrielle Entwicklung bringt. Die Energiewende muss unser strategisches Instrument für eine gerechtere und inklusivere Welt werden. Die COP28 und die globale Bestandsaufnahme dürfen nicht nur vor Augen führen, dass wir vom Fahrplan zum 1,5-°C-Ziel abgekommen sind, sondern müssen auch einen strategischen Plan vorlegen, der uns wieder auf den richtigen Weg bringt.“

Neue Form der internationalen Zusammenarbeit

Um die Energiewende zu beschleunigen und ihr eine größere Dimension zu verleihen, brauche es eine neue Form der internationalen Zusammenarbeit, heißt es bei IRENA. Dies erfordere eine Evaluierung der Aufgaben und Zuständigkeiten nationaler und regionaler Stellen, internationaler Organisationen, internationaler Finanzinstitutionen und multilateraler Entwicklungsbanken, damit sie einen optimalen Beitrag zur Energiewende leisten.

Von Wolfgang Kempkens