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Wärmepumpen 07.07.2025, 11:00 Uhr

Wärmepumpen: Förderung endet – Fachkräftemangel bleibt

Das „Aufbauprogramm Wärmepumpe“ endet im September – doch der Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal für den Einbau im Bestand bleibt hoch. Warum das Programm nicht wie gewünscht angenommen wurde und wie sich Unternehmen dennoch fit für die Wärmewende machen können, erläutert Dr.-Ing. Jochen Theloke, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt (VDI-GEU), im Interview.

Wärmepumpen leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Foto: Vaillant/BWP

Wärmepumpen leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.

Foto: Vaillant/BWP

Die Bundesförderung Aufbauprogramm Wärmepumpe (BAW) läuft planmäßig zum 30. September dieses Jahres aus. Wie ist der aktuelle Stand?

Jochen Theloke: Zunächst ist wichtig klarzustellen: Das BAW ist kein Förderprogramm für Wärmepumpen an sich. Vielmehr richtet es sich gezielt an Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden im Bereich Heizungswärmepumpen – speziell als Teil wassergeführter Heizungssysteme im Gebäudebestand – weiterqualifizieren möchten. Zuschüsse für entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen können noch bis zum 30. September 2025 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt werden – allerdings vor Teilnahmebeginn. Die bewilligten Zuschüsse müssen dann innerhalb eines Jahres abgerufen werden.

Qualifizierung zahlt sich aus – doch vielfach fehlte die Zeit

Wie bewerten Sie die bisherige Wirksamkeit des Programms?

Theloke: Seit dem Start im April 2023 wurden rund 2 800 Anträge beim BAFA gestellt. Bis Mai 2025 wurden Fördermittel in Höhe von rund 1 Mio. € ausgezahlt. Im Rahmen einer Evaluation der BAW im zweiten Halbjahr 2024 sowie im ersten Quartal 2025 wurden Teilnehmende, Antragsteller und Verbände befragt. Die Rückmeldungen waren größtenteils positiv – sowohl Inhalte als auch Dauer der Schulungen wurden überwiegend mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet. Die Mehrheit der Befragten würde die Qualifizierungsmaßnahmen weiterempfehlen. 

Dem steht allerdings eine eher geringe Inanspruchnahme der Förderung gegenüber. Diese lässt sich unter anderem durch die intensive Diskussion um das Heizungsgesetz im Jahr 2024, volle Auftragsbücher vieler Betriebe und das parallele Angebot von Herstellerschulungen erklären – viele Unternehmen hatten schlicht keine Kapazitäten, ihre Mitarbeitenden weiterzubilden. Trotzdem: Es wurden zahlreiche Schulungen nach VDI 4645 Blatt 1 durchgeführt, und viele der Geförderten sind inzwischen im Sachkundigen-Register des VDI gelistet. 

Welche Auswirkungen wird Ihrer Einschätzung nach die Beendigung des Programms auf den weiteren Ausbau von Heizungsanlagen mit Wärmepumpen in Deutschland haben?

Theloke: Die fachliche Kompetenz zum Einbau von Wärmepumpen – insbesondere im Gebäudebestand – ist vielerorts nach wie vor unzureichend. Noch immer empfehlen viele Heizungsbetriebe ihren Kunden den Einbau einer Gasheizung. Auch herrscht der Irrglaube, Wärmepumpen seien nur in Kombination mit Fußbodenheizungen sinnvoll – das ist falsch. Richtig geplant und installiert, können Wärmepumpen in nahezu jedem Gebäude effizient eingesetzt werden.

Gefährlicher Rückschritt beim flächendeckenden Wärmepumpen-Rollout droht

Theloke: Häufig fehlt es jedoch an technischem Wissen – was nicht selten zu überdimensionierten Anlagen führt. Das verursacht unnötige Kosten, senkt die Lebensdauer der Wärmepumpe und hemmt das Vertrauen in diese Technik. Vor diesem Hintergrund ist das Auslaufen des Programms ein Rückschritt für den flächendeckenden Rollout von Wärmepumpen in Deutschland.

Was empfehlen Sie interessierten Unternehmen, die die Förderfrist verpassen und dennoch umfassend und bezahlbar weiterqualifizieren möchten?

Theloke: Für Unternehmen mit Sitz in Nordrhein-Westfalen besteht die Möglichkeit, auf ein ähnliches Förderprogramm auf Landesebene zurückzugreifen – dieses läuft aktuell noch. Grundsätzlich gilt jedoch: Auch ohne staatliche Förderung lohnt sich die Investition in die Weiterbildung der Mitarbeitenden. Eine qualifizierte Belegschaft ist der Schlüssel, um die Wärmewende erfolgreich und nachhaltig zu gestalten. 

Herr Dr. Theloke, vielen Dank für das Gespräch.

Dr.-Ing. Jochen Theloke ist Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt (VDI-GEU) Foto: VDI