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Analyse zur Ladeinfrastruktur in Deutschland 26.09.2025, 14:00 Uhr

Stuttgart top, Suhl flop: Wo E-Autofahrerinnen und -fahrer am besten laden können

Es gibt große Unterschiede in der Ladeinfrastruktur für E-Autos, wie eine aktuelle Erhebung zeigt. Stuttgart führt mit Abstand bei den Städten, während Suhl, Dessau-Roßlau und Brandenburg an der Havel Schlusslichter sind. Auch zwischen Landkreisen und Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede. Am günstigsten bleibt jedoch das Laden zu Hause – insbesondere mit Solarstrom.

Electric car charging stations . AI generative.

Bei der Ladeinfrastruktur in Deutschland gibt es erhebliche Unterschiede.

Foto: Smarterpix/Darius.Dzinnik

Die öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos wächst, bleibt aber ungleich verteilt. Das zeigt der neue Ladesäulenatlas 2025, den das Hamburger Cleantech-Unternehmen 1Komma5° vorgelegt hat. Analysiert wurden alle 294 Landkreise und 106 kreisfreien Städte in Deutschland. Ergebnis: Während Ballungsräume eine hohe Dichte an Ladepunkten verzeichnen, bleibt das Angebot in vielen ländlichen Regionen dünn. Nach aktuellen Angaben der Bundesnetzagentur (BNetzA) sind bundesweit rund 168 000 Ladepunkte in Betrieb, davon etwa 125 000 Normalladepunkte und 43 000 Schnellladepunkte. Auf dieser Grundlage hat 1Komma5° die Zahl der Ladepunkte pro 100 km2 berechnet. Die Werte schwanken erheblich – von mehr als 1 800 Ladepunkten in der Spitze bis hin zu nur drei in den am schwächsten ausgestatteten Regionen.

Große Unterschiede zwischen den Städten

Unter allen Städten nimmt Stuttgart den Spitzenplatz ein. Auf 100 km2 finden sich dort 1 880 Ladepunkte, der Großteil davon Normallader. Dahinter folgen Regensburg mit 1 221 Ladepunkten und Ingolstadt mit 1 080. Auffällig: In Regensburg ist die Dichte an Schnellladepunkten höher als in Stuttgart, was die Stadt trotz geringerer Gesamtdichte für viele Fahrerinnen und Fahrer attraktiv macht.

Am anderen Ende der Skala liegt Suhl in Thüringen mit 50 Ladepunkten pro 100 km2. Noch schlechter ist die Situation in Dessau-Roßlau (48 Ladepunkte) und in Brandenburg an der Havel (41 Ladepunkte). Für die Elektromobilität in diesen Städten bedeutet das, dass Fahrerinnen und Fahrer mehr Planung einrechnen müssen, wenn sie ihr Fahrzeug unterwegs laden wollen.

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„Elektroautos sind der Schlüssel zu sauberer und günstiger Mobilität“, sagt Jannik Schall, Mitgründer und CPO von 1Komma5°. „Dafür muss die Ladeinfrastruktur überall so zuverlässig sein, dass sie den Umstieg erleichtert statt bremst. Die Daten zeigen, dass das noch nicht überall der Fall ist.“

Landkreise und Bundesländer: ein uneinheitliches Bild

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Landkreisen. Spitzenreiter ist der Kreis Böblingen nahe Stuttgart, wo 276 Ladepunkte auf 100 km2 kommen. Auf Platz zwei liegt der Kreis Groß-Gerau in Hessen mit 262 Ladepunkten, gefolgt vom Kreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen (244). Ganz anders ist die Lage im ländlichen Raum: Der Kreis Wittenberg erreicht vier Ladepunkte, der Altmarkkreis Salzwedel und die brandenburgische Prignitz sogar nur jeweils drei.

Für Schall ist das kein überraschendes Ergebnis: „Im ländlichen Raum wird Elektromobilität vor allem dann attraktiv, wenn das Laden nicht von der öffentlichen Infrastruktur abhängt. Laden mit Solarstrom an der eigenen Wallbox macht Fahrerinnen und Fahrer unabhängig und senkt die Kosten drastisch.“ Auch zwischen den Bundesländern zeigen sich deutliche Unterschiede. Die Stadtstaaten haben die Nase vorn: In Berlin gibt es 663 Ladepunkte auf 100 km2, in Hamburg 474 und in Bremen 310. Flächenländer schneiden dagegen schwächer ab. Nordrhein-Westfalen kommt auf 95 Ladepunkte, Baden-Württemberg auf 82. Schlusslichter sind Mecklenburg-Vorpommern mit zehn, Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit jeweils 13 Ladepunkten pro 100 km2.

Laden daheim oft günstiger

Unabhängig davon, ob die öffentliche Infrastruktur gut oder schlecht ausgebaut ist: Am günstigsten bleibt das Laden zu Hause. An Normalladesäulen werden derzeit 45 bis 60 Ct/kWh fällig, an Schnellladern 52 bis 87 Ct/kWh. Der durchschnittliche Haushaltsstrompreis liegt bei knapp 40 Ct/kWh. Wer Strom aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage nutzt, kann sein Auto sogar für rund 6 Ct/kWh laden. „Das sind bis zu 93 % geringere Kosten“, so Schall. „Darum lohnt sich eine Solaranlage gerade für Menschen, die bereits auf elektrische Mobilität setzen oder sich in Zukunft ein E-Auto zulegen.“ In Kombination mit Energiemanagement-Systemen und dynamischen Stromtarifen lasse sich das Fahrzeug auch in Zeiten ohne Sonnenschein zuverlässig und kostengünstig laden.

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Von Elke von Rekowski