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+++ Exklusiver Fachbeitrag +++ 19.09.2022, 08:07 Uhr

Echter Kunststoffkreislauf in Niedersachsen

Der Kunststoffverarbeiter Pöppelmann aus Lohne nutzt immer mehr Rezyklate in Serie und ruft zum gemeinschaftlichen Handeln in der Wirtschaft auf.

Pöppelmann entwickelt fwirtschftliche kreislaufschließende Lösungen für die Industrie wie Schutzkappen und -stopfen aus Post-Consumer-Rezyklat. Grafik: Pöppelmann

Pöppelmann entwickelt fwirtschftliche kreislaufschließende Lösungen für die Industrie wie Schutzkappen und -stopfen aus Post-Consumer-Rezyklat. Grafik: Pöppelmann

Mehr Umwelt- und Klimaschutz ist dringend notwendig, um die Erderwärmung zu begrenzen. Viele Produktionsunternehmen haben daher ein nachhaltiges Wirtschaften in ihren Unternehmenszielen verankert. Eine große Herausforderungen ist dabei, mehr Ressourcen- und Klimaschutz möglichst wirtschaftlich umzusetzen.

Ein Unternehmen, das sich in diesem Sinne nachdrücklich für Kreislaufwirtschaft ausspricht, ist der Kunststoffspezialist Pöppelmann aus dem niedersächsischen Lohne. Die Unternehmensgruppe ist in vier Geschäftsbereichen aktiv. In einem werden Schutzelemente für die Industrie (Geschäftsbereich Kapsto) entwickelt und gefertigt, in einem hochpräzise technische Bauteile (Geschäftsbereich K-tech), in einem Verpackungen und technische Funktionsteile (Geschäftsbereich Famac) und in einem Produkte für den professionellen Gartenbau (Geschäftsbereich Teku).

Der Kunststoffspezialist Pöppelmann stellt in seinem Werk in Holdorf, Niedersachsen, Rezyklate her – sowohl Post-Industrial-Rezyklate etwa von Stanzresten von Folienetiketten als auch Post-Consumer-Rezyklate aus Kunststoffen aus Haushaltsabfällen. 

Foto: Pöppelmann

Als Kunststoffverarbeiter sieht sich die Pöppelmann Gruppe verantwortlich, schonend mit dem wertvollen Werkstoff umzugehen. Mit der 2018 gegründeten Initiative „Pöppelmann blue“ setzt sie sich intensiv für mehr Ressourcen- und Klimaschutz ein.

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Die Produktentwicklung findet in Lohne in allen Geschäftsbereichen nach dem EcoDesign-Prinzip statt. Dabei werden bei der Entwicklung eines Produkts die Umwelteinwirkungen entlang seines gesamten Lebensweges berücksichtigt und so gering wie möglich gehalten. Unter dem Motto „Reduce, Reuse, Recycle“ entstehen Artikelkonzepte, die den Ressourcen- und Energieverbrauch bei der Herstellung verringern, ohne die Funktion zu beeinträchtigen, auf Mehrweg-Lösungen setzen oder bestenfalls auch den Wertstoffkreislauf komplett schließen.

Alle neuen Schutzelemente-Normreihen des Geschäftsbereichs Pöppelmann Kapsto kommen standardmäßig aus 100 % Post-Cosnsumer-Rezyklat auf den Markt.

Foto: Pöppelmann

Bereits 33 % Rezyklate eingesetzt

Kreislaufwirtschaft für industrielle Anwendungen lässt sich in der Kunststoffverarbeitung durch Recyclingkonzepte verwirklichen. Unterschieden wird dabei zwischen Post-Industrial-Rezyklaten (PIR) und Post-Consumer-Rezyklaten (PCR).

In der Verarbeitung von Neuware, wie zur Herstellung hochpräziser technischere Bauteile im Geschäftsbereich K-Tech oder von Schutzkappen und -stopfen der Division Kapsto, fallen prozessbedingte Kunststoffabfälle an, die nicht direkt wiederverwertet werden können. Dazu zählt Material aus Angüssen oder Stanzgittern. Anstatt diese Reste zu entsorgen, werden sie gesammelt und zu PIR wiederaufbereitet. Im Gegensatz hierzu wird PCR durch die Aufbereitung von Material nach der Nutzung eines Produkts gewonnen, also beispielsweise aus den haushaltsnahen Wertstoffsammlungen Gelber Sack oder Gelbe Tonne.

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In der hauseigenen Compoundierung in Werk in Holdorf, 16 km vom Hauptsitz in Lohne entfernt, sammelt die Pöppelmann Gruppe seit 2013 Erfahrungen in der Kunststoffaufbereitung und stellt selbst PIR- und PCR-Rezyklate her. Im Jahr 2020 war in den Werken der Pöppelmann Gruppe etwa die Hälfte des verarbeiten Materials Recyclingkunststoff. Der PCR-Anteil lag insgesamt knapp bei etwa 33 % und soll sich 2025 auf 50 % erhöhen.

Beispiel: Rezyklate für Schutzelemente

Die Pöppelmann Gruppe hat in allen Geschäftsbereichen kreislaufschließende Lösungen etabliert, die ökologisch sinnvoll, technisch umsetzbar, wirtschaftlich vertretbar und damit zukunftsfähig sind. Der Geschäftsbereich Kapsto zeigt, wie dies in der Industrie beispielsweise im streng regulierten Automotive-Segment möglich ist:

Dieser Geschäftsbereich entwickelt und produziert etwa Schutzkappen und Verschlussstopfen sowie Griff- und Schraubkappen. Die für kundenspezifische Anwendungen entwickelten Artikel bewahren Außengewinde, Bolzen, Leitungen und mehr während Fertigung, Lagerung und Transport vor dem Eindringen von Schmutz in sensible und funktionsentscheidende Komponenten.

Die Schutzkappen und -stopfen sind kurzlebige Kunststoffprodukte, die in der Regel nach einmaliger Anwendung entsorgt werden. Hier sahen die Verantwortlichen im Unternehmen Potenzial für mehr Ressourcenschonung. Im Rahmen der Initiative Pöppelmann blue entwickelte die Division Kapsto Schutzelemente, die vollständig aus PCR bestehen. Diese Schutzelemente können nach Gebrauch dem Kreislauf wieder komplett zugeführt werden.

Die Artikel bestehen aktuell aus PCR-Polyethylen (PCR-PE) oder PCR-Polypropylen (PCR-PP) und tragen das Umweltsiegel Blauer Engel für den Einsatz von mehr als 80 Prozent PCR.

Die Abteilung baut ihre Schutzelemente-Produktserien aus kreislaufschließendem PCR kontinuierlich aus: Alle neu entwickelten Normreihen der Schutzkappen und -stopfen werden standardmäßig aus 100 % PCR im eingesetzten Kunststoff gefertigt.

Damit stieß der Geschäftsbereich bei zahlreichen Kunden auf offene Ohren, erzählt Steffen kleine Stüve, Gebietsverkaufsleiter bei Pöppelmann Kapsto: „Das große Interesse unserer unterschiedlichen Anwender aus der Industrie, ganz besonders aus dem Automotive-Segment, ist groß, denn sie sehen in der Nutzung der Artikel aus PCR auch die Chance, ihren eigenen Umweltzielen näherzukommen.“

Sammeln & Regranulieren

Aktuell wird das Kreislaufmodell mit den Schutzelementen aus PCR bei zahlreichen Anwendern von Pöppelmann Kapsto aus der Industrie vorbereitet oder bereits verwirklicht. „Im Moment sind wir dabei, mit einem Kunden aus dem Automotive-Segment ein Kreislaufsystem für Schutzelemente aufzubauen“, erklärt kleine Stüve. Die Schutzkappen sollen nach der Nutzung an Pöppelmann zurückgeführt, eingemahlen und regranuliert werden, um das Material für eben diesen Kunden zu neuen Artikeln zu verarbeiten. „Die Testphase verlief sehr positiv, sodass die Einführung des Kreislaufmodells bei diesem Kunden zurzeit diskutiert wird.“

Ein Hersteller von Luxus-Limousinen ist schon einige Schritte weiter und setzt den Universalschutz GPN 610 PCR-PE (blau) sowie einen Kegelverschluss GPN 608 PCR-PE (blau) aus recyceltem PCR zum Schutz seiner Abgaskrümmer bei Transport und Lagerung ein.

Um das hochwertige Material der verwendeten Kappen und Blindstopfen langfristig dem Materialkreislauf zu erhalten, sammeln die Beschäftigten im Produktionsbereich Abgaskrümmer des Limousinenherstellers seit gut zwei Jahren die Artikel nach der Demontage. Seitdem fährt regelmäßig ein LKW von Pöppelmann bei dem Werk vor, um die gebrauchten PCR-Schutzelemente in großen Mengen abzuholen und an den Kunststoffspezialisten zurückzuführen, um sie zu regranulieren, damit der Werkstoff wieder zum Einsatz für neue Artikel zur Verfügung steht.

Immer mehr Unternehmen aus der Industrie wählen bewusst die Schutzelemente aus 100 % Recyclingmaterial, um einen Beitrag zu mehr Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Pöppelmann Kapsto bietet hierfür eine umfassende Beratung und stellt Muster zur Erprobung zur Verfügung. Die Fachleute des Kunststoffspezialisten sind stolz auf das positive Feedback der Kunden, die regelmäßig nach ihren ausgiebigen Tests bestätigen, dass die Schutzelemente aus PCR bezüglich Präzision, Sicherheit und Passgenauigkeit ebenso leistungsfähig sind wie die Produkte aus Neuware. Das hat schon zahlreiche Anwender überzeugt, ihr komplettes Sortiment auf ressourcenschonende Lösungen umzustellen.

Klimaschutz

Mit der Herstellung von Produkten aus PCR in allen Geschäftsbereichen schont Pöppelmann primäre Ressourcen und trägt damit zu mehr Nachhaltigkeit bei. Aber welchen Einfluss auf das Klima hat der Wechsel zu echten Kreislaufprodukten? Das wollte der Kunststoffspezialist ganz genau wissen und hat die Klimawirkung am Beispiel seiner kreislaufschließenden Produkte der Division Teku, Pflanztöpfe der Kategorie Circular360, detailliert beleuchten und bewerten lassen.

Pflanztöpfe von Pöppelmanns Abteilung Teku bestehen vollständig aus Polyethylen-Post-Consumer-Rezyklat. Eine Studie, die in Kürze veröffentlicht wird, bestätigt den positiven Effekt der Kreislaufwirtschaft auf Ressourcenschonung und Klimaschutz. 

Foto: Pöppelmann

Die wissenschaftliche Studie „Kreislaufwirtschaft: Verständnis, Kaufbereitschaft & Wahrnehmung.“, die kürzlich veröffentlicht und vom Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht) in Oberhausen durchgeführt wurde, zeigt, das Kreislaufwirtschaft das Klima schützt. „Bezogen auf Ressourcenschonung heißt dies, dass sich in einem optimalen PCR-System aus derselben Menge an Neuware eine deutlich größere Menge an Produkten hergestellt lässt“, erläutert Benjamin Kampmann, Möglichmacher bei bei Pöppelmann mit dem Fokus Kreislaufwirtschaft. Bezogen auf den Klimaschutz lassen sich bei Freisetzung derselben Menge an Treibhausgasemissionen 40 % mehr Produkte herstellen. Das Ergebnis motiviert das Unternehmen, den eingeschlagenen Weg zur Kreislaufwirtschaft konsequent weiterzuverfolgen. In Lohne ist man davon überzeugt, dass der Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft eine der entscheidenden strategischen Herausforderungen sowohl für das Unternehmen selbst als auch für die gesamte Kunststoffbranche ist.

Foto: Pöppelmann

Gemeinsam handeln

Damit aus dem Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft vieler Akteure am Markt auch Taten werden, wirbt die Pöppelmann Gruppe um Mitstreitrende in der Wertschöpfungskette. In einer Stellungnahme auf ihrer Website ruft die Pöppelmann-Gruppe unter dem Stichwort „Kreislaufwirtschaft“ zum gemeinschaftlichen Handeln auf : „Durch richtige Rahmenbedingungen, gezielte Anreize und Vorgaben, sichere Materialströme, gemeinsame Innovationen – und vor allem durch bewusste Entscheidungen und konsequentes Machen lässt sich Kreislaufwirtschaft verwirklichen“, unterstreicht Kampmann und betont, dass die Unternehmensgruppe für neue Partnerschaften offen ist „Nur im Zusammenschluss können wir echte Kreislaufkonzepte noch schlagkräftiger umsetzen.“ Daher ruft die Unternehmensgruppe dazu auf, Verantwortung zu übernehmen: Echte Kreislaufwirtschaft – jetzt gemeinsam machen.

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www.poeppelmann.com

Von Julia Uptmoor

Julia Uptmoor
Leitung Marketingkommunikation, Pöppelmann GmbH & Co. KG
ino@poeppelmann.com
Foto: Pöppelmann