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Intelligente Messsysteme 09.01.2023, 07:00 Uhr

Smart Meter bringen Energiewende nicht schnell genug voran

Der Ausbau erneuerbarer Energien sowie die Digitalisierung der Stromnetze sind zentrale Bausteine der Energiewende. Doch eine Analyse des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zeigt jetzt: Der Einbau intelligenter Stromzähler führt bislang zu keinen wesentlichen Einsparungen.

Intelligente Stromzähler

Intelligente Stromzähler - auch Smart Meter genannt - spielen eine wichtige Rolle in der Energiewende. Entscheidend ist die richtige Anwendung.

Foto: Panthermedia.net/Cigdem Simsek

Die Energiewende ist zentral für eine umweltverträgliche, sichere und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft. Damit Deutschland möglichst schnell klimaneutral wird, muss die Energieversorgung grundlegend umgestellt werden. Für den Stromsektor bedeutet das: mehr Solar- und Windenergie. Um nachhaltige Energiequellen planbar nutzen zu können, ersetzen nach und nach Smart Meter die alten analogen Stromzähler. Das Problem: Bislang hinkt Deutschland beim Einbau der intelligenten Stromzähler im europäischen Vergleich weit hinterher. Grund dafür sind immer wieder auftretende bürokratische und rechtliche Hürden. Der Referentenentwurf des „Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ soll nun den Rollout entbürokratisieren und damit beschleunigen.

Um herauszustellen, wie sich der Ausbau und Betrieb der digitalen Energieinfrastruktur ökologisch auswirkt, haben Forschende des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Verbrauchsdaten von 1.600 Haushalten erhoben. Die Auswertung ist ernüchternd. Sie zeigt, dass der Einbau von intelligenten Messsystemen bislang zu keinen wesentlichen Stromeinsparungen führt. Damit Smart Meter einen größeren Nutzen im Hinblick auf die Energiewende bringen, empfehlen die Forschenden, die intelligenten Messsysteme datensparsam zu betreiben. Dazu raten sie zu einem flächendeckenden Ausbau.

Mehr Transparenz für eine erfolgreiche Energiewende

Smart Meter ermöglichen variable Stromtarife

Ein Smart Meter besteht aus zwei Elementen: einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul (Gateway), das die Datenübertragung ermöglicht. Über dieses kann beispielsweise der Zählerstand digital an den Messstellenbetreiber übermittelt werden. Das Smart Meter Gateway ermöglicht zudem die Einsicht über den individuellen Stromverbrauch. Zusätzlich können darüber Erzeugungsanlagen wie Solaranlagen netzdienlich gesteuert werden. Das ist zum Beispiel praktisch für Hausbesitzer mit einer Solaranalage.

Doch warum spielen Smart Meter eine so große Rolle bei der Energiewende? Mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien werden zunehmend große Kraftwerke durch eine Vielzahl von kleinen, dezentralen Erzeugungsanlagen wie beispielsweise Windkraftwerke und Solaranlagen ersetzt. „Da die Energiequellen wetterbedingt fluktuieren, muss das Stromsystem flexibler werden. Mit intelligenten Stromzählern können Verbrauchern und Verbraucherinnen etwa flexible Tarife angeboten werden, in deren Preisgestaltung sich die Höhe des Strombedarfs niederschlägt“, erklärt IÖW-Energiewendeforscherin Astrid Aretz.

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Smart Meter datensparsam betreiben

Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende sieht den flächendeckenden Ausbau von modernen Messeinrichtungen bis 2032 vor. Der Rollout erfolgt dabei in mehreren Etappen, abhängig vom Stromverbrauch. Das bringt wiederum einen logistischen und regulatorischen Aufwand mit sich. Demnach beläuft sich der Pflichteinbau auf etwa sieben Millionen Messstellen. Das heißt, es werden mindestens genauso viele Smart Meter mit dazugehörigem Gateway benötigt. Ein flächendeckender Rollout würde über 40 Millionen Haushalte betreffen. Doch eine so große Anzahl an modernen und digitalen Messgeräten braucht ebenfalls eine große Menge Strom – für die Datensammlung, die Datenverarbeitung und die Übertragung. So summiert sich die Klimawirkung bei einer sekündlichen Erfassung eines Smart Meters auf etwa 17 Kilogramm CO₂-Äquivalente in einem Jahr. Um den Stromverbrauch der Smart Meter zu reduzieren, empfehlen die Forschenden des IÖW die Smart Meter datensparsam zu betreiben. Das heißt, die Daten sollten im besten Fall nur nach Bedarf erhoben werden, um eine maximale Einsparung zu erzielen.

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Flächendeckender Ausbau von Smart Meter erhöht Effizienz

Neben dem datensparsamen Einsatz von Smart Metern raten die Forschenden des IÖW zu einem flächendeckenden Ausbau. „Der flächendeckende Ausbau hätte deutliche Effizienzvorteile: So würde ein großer logistischer Aufwand entfallen, wenn der Umbau nicht punktuell, sondern straßenweise erfolgen würde“, sagt Astrid Aretz.

In ihrem Bericht gehen die Forschenden außerdem auf die Kosten ein, die mit dem Einbau von einem Smart Meter auf Hausbesitzer zukommen. Da diese in der Regel nicht durch die Stromeinsparung kompensiert werden könnten, sollte ein Teil der Kosten aus öffentlichen Mitteln bezuschusst werden, so die Begründung.

Doch auch wenn Smart Meter bislang nicht die erhofften Einsparungen bringen, sind sie eine notwendige Infrastruktur für die Energiewende – darin ist sich das Forschungs-Team einig.

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Von Ines Klawonn