Klimawandel lässt Starkregen noch häufiger und extremer auftreten
Eine aktuelle Studie der Strategischen Behördenallianz hat ergeben, dass der Klimawandel auch die Niederschläge verändert. Aufgrund steigender Temperaturen gibt es künftig wohl mehr Starkregen auf kleineren Räumen, kurze und extreme Starkregen sollen großflächiger und intensiver werden.

Der Deutsche Wetterdienst hat mit Partnern Niederschlagsdaten ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass der Klimawandel auch für mehr und extremeren Starkregen sorgen wird.
Foto: panthermedia.net/MrTwister
„Städte müssen kompakt, klimagerecht und wassersensibel umgebaut werden, damit möglichst viel Niederschlag versickern kann und Starkregen besser aufgehalten wird. Dieser Umbau der Städte ist kosten- und zeitintensiv, weshalb über zusätzliche Förderungen diskutiert werden muss. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die klimagerechte Stadt braucht Stadtgrün und den Schutz von Freiräumen durch kompakte Bebauung“, fasst Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, ein wichtiges Ergebnis der Studie zusammen. Seiner Meinung nach sei mehr Grün nicht nur eine Investition, die vor den Folgen von Extremwetter schütze, sondern auch eine für Lebensqualität in den Städten.
Im Rahmen der Studie der Strategischen Behördenallianz „Anpassung an den Klimawandel“ wurden Niederschlagsdaten von 2001 bis 2020 genauer analysiert. Daran beteiligten sich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und der Deutsche Wetterdienst (DWD).
Klimawandel: Studie ermittelt Hot Spots für Starkregen in Deutschland
Extreme Wetterereignisse – wie zuletzt die Hochwasserkatastrophe am 15. Juli, die Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz besonders stark traf – werden nach Angaben der Forschenden weiter zunehmen. Denn die steigenden Temperaturen der Erdatmosphäre haben auch Auswirkungen auf die Niederschläge. Der bislang bekannte großflächige Dauerregen gehe zurück, dafür nehme kleinräumiger Starkregen zu. Die Starkregen, die vor allem kurz und dafür extrem auftreten, werden voraussichtlich eher noch großflächiger und intensiver. Das seien die wichtigsten Erkenntnisse der Studie.
Durch die Analyse der Niederschlagsdaten konnten die Forschenden alle extremen Regenfälle in Deutschland konkret festhalten. Zu den Daten gehören auch Informationen zur Intensität des Niederschlags, zur räumlichen Ausdehnung und Dauer der Ereignisse. Diese Faktoren sind entscheidend, um die extremen Auswirkungen und auch die möglichen Schäden darzustellen. Neben meteorologischen und geografischen Daten konnten die Forschenden auch Einsatzdaten von Feuerwehren auswerten. Das Ergebnis: Sie ermittelten Verbreitungsmuster und Hotspots für Stark- und Dauerregen der letzten 20 Jahre.
Mehr Starkregen bedeutet auch mehr Niederschlag insgesamt
Ebenfalls neu sind die Erkenntnisse, dass in wärmeren Umgebungen der Niederschlag häufiger als Starkregen auf kleinem Raum fällt und weniger als großflächiger Dauerregen. Das war zwar als Hypothese in der Fachliteratur bereits bekannt, erstmals ist es den Forschenden aber nun gelungen, das mithilfe von Daten zu belegen. Künftig müssten wir uns in Deutschland auf starke lokale Gewitter einstellen, sind sich die an der Studie beteiligten Experten sicher. Das bedeute, der gesamte Niederschlag steigt an – summiert über Dauer und Fläche. Das ziehe folglich auch potenziell mehr und größere Schäden nach sich.
„Starkregen kann jeden treffen! Und dieses Problem wird sich in einer heißeren Zukunft weiter verschärfen. Es ist deshalb dringlich zu handeln – und möglich! Unsere Daten und Analysen liefern dafür wichtige Bausteine. Wir müssen durch Klimaschutzmaßnahmen den Temperaturanstieg begrenzen, der die Niederschlagsextreme verstärkt. Zugleich müssen wir durch Anpassungsmaßnahmen eine Infrastruktur aufbauen, die die Schadenswirkung von Starkregenereignissen, insbesondere in urbanen Regionen, abfedern kann“, sagt Tobias Fuchs, DWD-Vorstand Klima und Umwelt.
Starkregenereignisse: mit der neuen Datenlage solche Ereignisse besser verstehen
Die Studie habe ebenfalls gezeigt, dass die Gefahr durch Starkregen auch von den lokalen Gegebenheiten abhänge. Feuerwehren werden signifikant häufiger zu Einsatzorten in Senken gerufen und an Orte, in denen eine dichte Besiedelung und stark verbreitete Flächenversiegelung vorherrscht. THW-Präsident Gerd Friesam erhofft sich durch die neuen Informationen auch, dass man künftig solche Ereignisse besser verstehen könne.
Eine Schwachstelle konnte die Studie aufdecken: So gebe es bislang keine Datenbasis für ein flächendeckendes, organisationsübergreifendes Lagebild, das vor allem die Einsatzbelastung der Einsatzkräfte bei Starkregen zeige. Das liege vor allem daran, dass die verschiedenen Kommunen alle unterschiedliche Eingabesysteme verwenden. Das müsse sich dringend ändern, auch um die Mehrbelastung des Bevölkerungsschutzsystems transparenter darstellen zu können.
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