Dynamische Ankunftszeitvorhersage mit modernen Algorithmen 01.04.2019, 00:00 Uhr

Wissen was ist und was noch kommt

Ob Kunde, Zulieferer oder Produzent – jeder möchte seine Lieferung genau dann erhalten wann er sie braucht, innerhalb des geplanten Zeitfensters. Durch unvorhergesehene und plötzliche Störungen auf den geplanten Transportwegen kommt es jedoch schnell zu Verschiebungen der geschätzten Ankunftszeit (Estimated Time of Arrival, ETA). Das fordert nicht nur die Transport- und Logistikbranche heraus. Lieferverzögerungen haben auch erhebliche Auswirkungen auf Folgeaufträge und die Produktionsplanung.

Zwischen den Fixpunkten Be- und Entladung eines Transportes können unzählige Störungen auftreten. Moderne Algorithmen sorgen für dynamische Vorhersagen der Ankunftszeit. Bild: Synifoo

Zwischen den Fixpunkten Be- und Entladung eines Transportes können unzählige Störungen auftreten. Moderne Algorithmen sorgen für dynamische Vorhersagen der Ankunftszeit. Bild: Synifoo

Komplexe Lieferketten, zum Teil multimodal und oft über Landesgrenzen hinweg, sind nur selten transparent und bieten wenig Planungssicherheit. Die ohnehin knapp bemessenen Zeitfenster werden durch Just-in-Time-Lieferung, zur Vermeidung teurer Lagerkosten, zusätzlich verengt. „Zwischen den Fixpunkten Be- und Entladung eines Transportes können unzählige Störungen auftreten. Transportplaner sind hauptsächlich damit beschäftigt, solche Störungen zu bewältigen und alternative Routen und Lösungen zu finden. Dabei stehen sie oft unter enormem Zeitdruck und verfügen über wenig Einsicht in die intransparenten Transportprozesse“, weiß Marian Pufahl, Mitbegründer und CEO von Synfioo. Die ETA-Plattform des Potsdamer Start-ups bringt Transparenz in bisher undurchsichtige Lieferketten, indem die Transportprozesse für alle Teilnehmer sichtbar gemacht und relevante Informationen in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden.

Per Smartphone können nun alle Informationen einer Lieferkette von überall aus und in Echtzeit abgerufen werden. Bild: Synifoo

Daten-Silos vernetzen

Die meisten Transportbewegungen erstellen längst digitale Datenpunkte. Die Transporte sind in der Regel digital erfasst und Auftragsdaten werden elektronisch übermittelt. Die Informationen sind jedoch häufig nicht kompatibel, da die an einer Lieferkette beteiligten Unternehmen mit unterschiedlichen Lösungen arbeiten, deren Datensätze oft nicht integrierbar sind. Die Systeme können nicht miteinander kommunizieren und Informationen nicht übermitteln, wodurch ‘Daten-Silos‘ entstehen. Eine intermodale Ende-zu-Ende-Überwachung ist so nicht möglich.

Neben den logistischen Informationen beeinflussen viele externe Faktoren den Fluss von Lieferketten. „Die Transportplanung könnte so einfach sein, wenn das wirkliche Leben nicht im Weg stünde: dichter Verkehr, Staus an Grenzübergängen, verpasste Anschlusstransporte oder schlechte Wetterbedingungen“, so Pufahl. Auch hierzu liegen Informationen längst elektronisch vor. Um diese abzurufen müssen jedoch viele unterschiedliche Quellen kontaktiert und die Informationen manuell abgefragt werden. Für eine schnelle Transportoptimierung sind diese Daten daher zunächst nicht nutzbar.

Von Big Data zu Smart Data

Genau hier aber setzen die Potsdamer an, die mit ihrer Supply Chain Visibility-Plattform die vorhandenen Daten aufbereiten und gezielt zur Verfügung stellen. „Intelligente Algorithmen ermöglichen inzwischen, große Datenmengen zu bündeln und für jeden Transport separat auszuwerten. Diese ganzheitliche und kontinuierliche Analyse ermöglicht eine genauere Prognose der geplanten Ankunftszeit. Daher sprechen wir auch von einer ‘Prozess-ETA‘“, erläutert Pufahl. Synfioo verlässt sich für seine Vorhersagen auf moderne Technik. Künstliche Intelligenz analysiert mögliche Störungen in intermodalen Lieferketten. Um eine zuverlässige und differenzierte ETA zu bestimmen, nutzt Synfioo Maschinelles Lernen. Auf diese Weise kann berechnet werden, inwiefern bestimmte Ereignisse Verzögerungen bei einem individuellen Transport hervorrufen. Diese Analysemethode verarbeitet große Mengen an Big Data, also Informationen, die so vielfältig und komplex sind, dass sie manuell gar nicht bewältigt werden können.

Aus Daten werden Informationen

Das junge Unternehmen nutzt also eine Fülle historischer und aktueller Daten zur Berechnung der Ankunftszeitvorhersage. Öffentlich zugängliche Informationen zur Wetterlage, Fährzeiten und Staus sowie Wartezeiten an Grenzen werden ebenso verarbeitet wie freigegebene Nutzer- und Telematik-Daten von Kooperationspartnern, aktuelle Schiffs- und Zugpositionen und Flugankunftszeiten. Durch die Verknüpfung all dieser Faktoren erkennt der Algorithmus Verzögerungen bei verkehrsübergreifenden Transporten und alarmiert alle Betroffenen frühzeitig. „Die Lieferkette und mögliche Störungen werden sichtbar gemacht. Neben der Überwachung der Supply Chain können Transporte durch die proaktiven Störungsmeldungen rechtzeitig optimiert und nachfolgende Produktionsschritte oder Zeitfenster besser gemanagt werden“, so Pufahl weiter. Die Lösung hebt relevante Ereignisse, wie die Beeinträchtigung eines Transportablaufs, gesondert hervor und signalisiert, wenn Handlungsbedarf besteht. Die Aufmerksamkeit der Transport- und Produktionsplaner wird so gezielt fokussiert, das manuelles Suchen nach möglichen Verzögerungen entfällt.

Gleicher Zugang für alle

Neben dem einfachen und unmittelbar nutzbringenden Einsatz von modernen Algorithmen in der Logistik haben Digitallösungen den großen Vorteil, dass sie Unternehmen jeder Größe zur Verfügung stehen. Um beispielsweise die Synfioo-Plattform zu nutzen, ist keine zusätzliche Hardware notwendig. Die ETA-Lösung kann direkt in jedes TMS (Transport Management System) integriert werden oder als Erweiterung des Transportation Cockpit im SAP Transportation Management System (SAP TM) genutzt werden. Über die Web-Anwendung OnTime Navigator können Ankunftszeitprognosen auch vom Rechner aus abgerufen werden. Die Lieferkette lässt sich anhand einer detaillierten Kartenansicht ähnlich eines herkömmlichen Navigationsgerätes ganz einfach nachverfolgen. „Gerade auch kleinere und mittlere Unternehmen können so einfach und unkompliziert Digitallösungen verwenden und effizienter arbeiten. Ein Smartphone hat ohnehin jeder dabei, nun können darüber alle Informationen, von überall und in Echtzeit, abgerufen werden“, betont Pufahl die flexible Verfügbarkeit digitaler Lösungen. Die einfache Anwendung im Alltag stand bei Synfioo von Anfang an mit im Vordergrund. So können, neben dem Tourenmanagement und den Störungesmeldungen über TMS und Rechner, in der Mobile App Synfioo GPS Positionsdaten erfasst und bestimmte Wegpunkte eines Transportes auf einer Liste abgehakt werden.

Ausgereifte Digitallösungen für die Logistik

Für zuverlässige und stabile Transportprozesse sind Transparenz und gute Kommunikation entscheidend. Unliebsame Überraschungen bleiben aus, wenn alle Beteiligten frühzeitig über relevante Ereignisse informiert werden. So können Störungen noch umgangen oder Zeitfenster entsprechend angepasst werden. Mit weiter zunehmendem Druck auf die Transportindustrie steigt daher das Interesse an schnellen und simplen Lösungen.

Die gemeinsame Nutzung einer cloudbasierten Plattform wie bei Synfioo kann eben diese Verbindung herstellen und ermöglicht, Informationen zu teilen und untereinander auszutauschen. Komplexe Algorithmen beeindrucken weniger als der konkrete Alltagsnutzen einer Anwendung. Digitale Möglichkeiten zur Steigerung der Kundenzufriedenheit durch Sendungsverfolgung und Statusmeldungen sowie zur Vereinfachung und Beschleunigung von Prozessen werden auch in der Logistikbranche zunehmend erkannt und genutzt. Viele digitale Lösungen sind bereits marktreif und ihr Einsatz ist bereits fast so selbstverständlich wie die Nutzung von Smartphones im Alltag.

Redaktion