Lückenlose Vernetzung zwischen Tourenplanung und Transport 01.01.2019, 00:00 Uhr

Digitaler Turbo für die Transportlogistik

In Deutschland werden mehr Güter transportiert als je zuvor. Verstopfte Hauptverkehrsstraßen in Innenstädten und auf Autobahnen sind die Folge. Der Mangel an Lkw-Fahrern sorgt zusätzlich für Anspannung im Transportgewerbe. Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Kunden an Express- oder Wunschlieferungen. Sendungen sollen spätestens am Tag nach der Bestellung beim Kunden eintreffen. Um den Kundenerwartungen weiterhin gerecht zu werden und – im B2B- wie im B2C-Umfeld – pünktliche Lieferungen zu ermöglichen, müssen vorhandene Transportkapazitäten optimiert werden. Dabei helfen moderne Digitallösungen.

Moderne Digitallösungen optimieren Transportkapazitäten. Informationen über Transporte und Fahrten werden regelmäßig und vollständig in diesen Systemen synchronisiert. Bild: RIO

Moderne Digitallösungen optimieren Transportkapazitäten. Informationen über Transporte und Fahrten werden regelmäßig und vollständig in diesen Systemen synchronisiert. Bild: RIO

Wer Transporte durchzuführen hat, konsolidiert seine Transportaufträge üblicherweise mit einem Transportmanagementsystem (TMS). Die Softwarelösungen ermöglichen Disponenten die Steuerung, Kontrolle und Optimierung sämtlicher Transportprozesse entlang der Lieferkette. Je nach Größe und Komplexität der Software können die Nutzer weitere Unternehmensbereiche einbinden – wie z. B. die Frachtenabrechnung.

Supply Chains von morgen sind durchgängig und transparent

Heutige Supply Chains werden allerdings immer komplexer: Sie reichen über Landesgrenzen hinaus und beziehen viele Dienstleister ein. Damit die Lieferkette nicht ins Stocken gerät, müssen die verfügbaren Daten unter dem Stichwort „durchgängige Systeme“ reibungslos zwischen den Beteiligten fließen . Dazu sind Schnittstellen zu Programmen für die Ressourcenplanung oder das Supply-Chain-Management erforderlich. Diese vermeiden, dass es zu Kompatibilitätsproblemen unterschiedlicher Systeme kommt und „black boxes“ entstehen. Die Softwarelösungen müssen untereinander kommunizieren können und Datensätze übertragbar sein. Daher werden Plattformmodelle auch in der Logistik immer beliebter. „Wir müssen Prozesse über Unternehmensgrenzen hinweg vereinfachen. Niemand ist eine Insel, besonders nicht in der Logistik“, sagt Jan Kaumanns, CEO von RIO.

Das Angebot von RIO, der Digitalmarke der Traton Group, ist offen konzipiert. Die Plattform ist herstellerunabhängig und vereint verschiedene Services unterschiedlicher Dienstleister. Sie richtet sich nicht an einen exklusiven Kundenkreis, sondern vernetzt die gesamte Logistikbranche. „RIO ist das spanische Wort für Fluss. Und genau das ist das Ziel der Marke: Transporte dahingehend zu optimieren, dass alles reibungslos fließt, ohne dass analoge Hindernisse die Lieferkette unterbrechen“, führt Kaumanns aus. Die Anbindung an die digitale Plattform erfolgt mithilfe einer RIO-Box im Transportfahrzeug, die bei MAN-Fahrzeugen der Euro 6-Norm serienmäßig verbaut ist oder nachgerüstet werden kann. Dann sind die Daten in der cloudbasierten Lösung jederzeit aktuell abrufbar. Im sogenannten Marketplace stehen den Kunden RIO-eigene Services und Partnerlösungen zur Auswahl. Das Angebot reicht von Tools zum Flottenmanagement über die Verwaltung von Tachographen- und Fahrerkartendaten bis zu detaillierten Effizienz-Analysen. „Sie können unsere Services individuell und je nach Bedarf ohne Mindestlaufzeit buchen. So wollen wir jedem Nutzer ein genau auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Planungssystem bieten“, sagt Kaumanns. Neben Lösungen für ziehende und gezogene Einheiten entwickelt RIO auch digitale Logistikservices. Diese sollen die gesamte Supply Chain vernetzen. „Für eine echte Optimierung der Lieferkette müssen Kommunikation und Datenübertragung in Echtzeit erfolgen, über ein zentrales System. Wenn jeder andere Lösungen nutzt, die untereinander nicht kompatibel sind, ist keine Transparenz möglich“, sagt Kaumanns.

Standortabfrage

Im mobilen und digitalen Zeitalter stellt sich die Frage nach dem aktuellen Standort nicht mehr. Kunden können ihr hausinternes Transportmanagementsystem mithilfe des Service „RIO TMS Plug“ über eine Datenschnittstelle an die RIO-Plattform koppeln. Informationen über Transporte und Fahrten werden so regelmäßig und vollständig im System synchronisiert. Dort laufen alle Informationen zusammen und stehen gebündelt zur Verfügung. Statusinformationen können jederzeit in Echtzeit abgerufen werden. Die räumliche und systemische Trennung zwischen durchzuführenden Aufträgen, Transporteinheiten und Fahrern wird aufgehoben. Umständliches Telefonieren und manuelles Prüfen der Transportroute und Wegpunkte sind nicht länger notwendig, denn die Verknüpfung der Softwarelösungen ermöglicht eine reibungslose Visualisierung in einem einzigen System – und somit einen effizienten Informationsfluss. „Für ein wirklich smartes Workflowmanagement müssen Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammenführbar sein. Denn ob Mischflotte, verschiedene Geräte oder IT-Infrastrukturen – nur offen konzipierte Lösungen mit Schnittstellen für andere Programme ermöglichen allen Beteiligten Zugriff auf das System“, so Susanne Simon, Product Owner für RIO TMS Plug.

Keine Einheitsgröße

Die Anschaffung eines Transportmanagementsystems ist ein großes und oft kostenintensives Unterfangen. Insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen kann es schwierig sein, Aufwand und Nutzen abzuschätzen oder unter der Vielzahl verfügbarer Systeme zu wählen. Hier kann es ausschlaggebend sein, wie kompatibel ein TMS mit Partnerunternehmen ist. Genau das ist der Ansatz von RIO TMS Plug: ein digitaler Service für verschiedene TMS, z. B. translogica von InfPro. Dieses System digitalisiert nun in RIO TMS Plug Toureninformationen und stellt die Vernetzung mit dem Fahrer sicher. Dispositionen werden direkt auf einer Karte im TMS translogica vorgenommen und operative Abläufe so stark vereinfacht. Mit RIO TMS Plug kann auch die Navigationslösung „PTV Truck Navigator“ in RIO integriert werden. Zusätzlich zu den Fahrzeug-Attributen des jeweiligen Lkw werden bei der Planung einer optimalen Transportroute wichtige Streckeninformationen und Hinweise wie Brückenhöhen, Gewichtsbeschränkungen und Gefahrguteinschränkungen berücksichtigt. Perspektivisch wird die mobile App den Fahrern auch Lkw-Parkplätze und Alternativrouten anzeigen. Zukünftig sollen auch weitere TMS-Lösungen an RIO TMS Plug angebunden werden.

Programme lernen das Laufen

Diese beiden Möglichkeiten der Individualisierung und Erweiterung von RIO TMS Plug sind aktuell beim RIO- und InfPro-Kunden Petschl-Transporte in der Praxiserprobung: Aus den verschiedenen Optionen schaffen die Entwickler eine einheitliche TMS-Gesamtlösung, die gemeinsam im Logistikalltag getestet und optimiert wird. Die Kombination der unterschiedlichen Services und die Digitalisierung der Toureninformationen ermöglichen eine schnelle Organisation der Transportaufträge. „Durch die verbesserte Kommunikation zwischen Disponent und Fahrer unterfüttern wir die Tourenplanung im Büro mit Live-Feedback von der Straße. Die gesamte Transportroute wird somit nicht nur transparent, sondern mithilfe der digitalen Tourenoptimierung auch zuverlässiger, da mögliche Störungen frühzeitig auffallen und schnell Alternativen gefunden sind“, sagt Kaumanns.

Die Herausforderungen der Logistik-Branche mögen die gleichen bleiben, doch neue digitale Lösungen bieten mehr Spielraum, diesen zu begegnen. Sie zeigen zusätzliches Optimierungspotenzial auf. Koopetition, also Zusammenarbeit trotz Wettbewerb, und individualisierte Branchenlösungen werden helfen, den Engpässen der Logistik-Industrie erfolgreich zu begegnen.

Redaktion