Kundenprozesse mit System abbilden

Der Beumer-fillpac FFS – hohe Durchsatzleistung und Verfügbarkeit sowie kompakte Bauweise zeichnen das System aus. Bild: Beumer Group
Die Beumer Group liefert auf Kunden abgestimmte Verpackungslinien für die Chemietechnik
Über die Verpackungsanforderungen in der Chemiebranche und die passenden Antworten darauf sprachen wir mit den beiden Beumer-Experten Gregor Baumeister, Leiter des Geschäftsbereichs Palettier- und Verpackungstechnik, und Christian Freise, Senior Sales Manager Chemical Division.
LfU: Herr Baumeister, Sie steuern und koordinieren das globale Kompetenzzentrum in diesem Geschäftsfeld. Welches sind Ihre Ziele?
Baumeister: Ich will das weltweite Wachstum dieses Geschäftsfelds stetig vorantreiben. Um das zu erreichen, müssen wir uns regional ausgewogen aufstellen, damit wir unsere Kunden überall auf der Welt optimal betreuen können. Wir setzen auf Industrien mit Potenzial und natürlich auf Branchen, in denen wir fest etabliert sind, unter anderem die Chemieindustrie. Hier werden wir unsere Kunden weiterhin mit intelligenten Lösungen ansprechen.
LfU: Herr Freise, Sie gehören zum Chemie-Team innerhalb der Beumer Group. Welche Aufgaben nehmen Sie mit Ihren Kollegen wahr?
Freise: Wir kümmern uns um die Kunden, die in der chemischen und petrochemischen Industrie nach Verpackungslösungen suchen. Mit unserem Team vereinen wir spezifisches Branchenwissen mit der Kenntnis über die verfügbaren Technologien. Dabei kann es sich um einfache Produkte handeln oder auch um komplette Verpackungslinien. Die Anforderungen in der Chemiebranche sind sehr speziell, ganz besonders in der Petrochemie. Unsere Maschinen und Anlagen sind grundsätzlich so konzipiert, dass sie sich an die verschiedenen Industriezweige anpassen lassen – so auch ganz konkret an diese Branche. Wir bieten auch Sonderlösungen für anspruchsvolle Aufgabenstellungen an.
LfU: Was muss bei diesen Chemietechnik-Produkten berücksichtigt werden?
Freise: Produkte aus der Chemie und Petrochemie weisen zum Teil sehr unterschied- liche Temperaturen und ungewöhnliches Fließverhalten auf, ganz anders als Zement, Mörtel oder Gips. Diese unterscheiden sich durch ihre Schüttgewichte oder Korngrößen. Was jedoch alle Produkte eint: Sie müssen in bestmöglichem Zustand zu den Händlern und Kunden gelangen. Dazu sind sie schonend und dennoch schnell abzufüllen, zu palettieren und zu verpacken.
LfU: Wie kommen Sie diesen Anforderungen nach?
Baumeister: Wir bieten eine umfassende und modular aufgebaute Produktpalette. Mit unseren Systemen können wir alle Prozesse unserer Kunden abbilden, die Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Halb- und Fertigfabrikate innerhalb eines räumlich definierten Unternehmensbereichs lagern und bewegen. Dabei kann es sich um Schüttgut ebenso handeln wie um Stückgut, das sich in Säcken, Kartons, Kanistern, Fässern, Eimern oder Big Bags befindet und einzeln oder auf Paletten bewegt wird. Wir liefern alles aus einer Hand. Damit reduziert der Kunde Schnittstellen und hat mit uns nur einen Ansprechpartner.
LfU: Wie sieht denn eine typische Installation aus?
Freise: Wenn wir in der chemischen Industrie Verpackungslinien installieren, kann das so aussehen: Schüttgüter gelangen vom Silo zu unserer Form-Fill-Seal-Anlage Beumer fillpac FFS. Die Abfüllmaschine formt einen Sack aus einer vorgefertigten PE-Schlauchfolie und füllt ihn mit den technischen Kunststoffen des Kunden wie PE, PP, PA oder PS-Granulaten. Diese werden vor dem Füllvorgang gewogen. Dazu ist der Beumer-fillpac FFS mit einer eichfähigen elektronischen Wägeeinrichtung ausgestattet. Diese stellt sicher, dass die Säcke stets mit der gleichen Menge innerhalb der vorgegebenen Toleranzen abgefüllt sind. Anschließend werden sie verschweißt. Im Hochleistungsbereich können so bis zu 2 600 Säcke mit einem Gewicht von 25 kg in der Stunde gehandhabt werden.
LfU: Und wie wird das abgepackte Material weiter transportiert?
Freise: Die abgefüllten Säcke in verschiedenen Größen und Gewichten müssen anschließend stabil und exakt auf Paletten gestapelt werden. Hierfür haben wir den Beumer-paletpac im Programm. Der Hochpalettierer ist modular aufgebaut und lässt sich daher schnell montieren. Betreiber können die Anlage intuitiv bedienen und flexibel an verschiedene Packmuster anpassen.
Wenn der Kunde nun aber seine Waren nicht in Säcke füllt, sondern es sich um Stückgut handelt, wie Kartons oder Kanister, kommt unser Beumer-robotpac zum Einsatz. Das ist ein platzsparender Knickarmroboter, der vollautomatisch auch komplexe Palettier- und Depalettieraufgaben zuverlässig löst. Für jedes Packgut haben wir das passende Greifsystem. Je nach Anforderung müssen die palettierten Waren beim Transport sicher auf der Ladefläche stehen, beim Umschlag oder bei der Außenlagerung vor Staub, Regen oder anderen Witterungseinflüssen geschützt sein. Dafür haben wir die Hochleistungs-Verpackungsanlage Beumer-stretch hood entwickelt. Sie überzieht die Produkte mit einer hochdehnbaren Stretchhaube.
LfU: Und wie geht es am Ende dieser Verpackungslinien weiter?
Baumeister: Mit unseren Systemlösungen können die Vollpaletten oder auch einzelne Säcke zur Einlagerung in einem angeschlossenen Lager oder direkt zur Ladefläche der Lkw weitergeleitet werden. Bei den Bestandteilen handelt es sich im Wesentlichen um Transporttechnologien wie Förderer oder fahrzeugbasierte Systeme. Wir greifen immer auf unseren Systembaukasten zu.
LfU: Stellt Beumer eine durchgängige Material- und Datenverfolgung sicher?
Freise: Wir stimmen die Abfüll-, Palettier-, und Verpackungsanlagen sowie die weiteren Systemkomponenten aufeinander ab. Dazu haben wir die modular aufgebaute BG Software Suite als übergeordnetes System entwickelt. Sie kann individuell an die jeweiligen Aufgaben angepasst werden. Ohne Probleme lassen sich auch Anlagen von Drittanbietern integrieren. Der Kunde kann die Lösung bei Bedarf jederzeit erweitern und damit seine Materialflüsse verbessern. Prozessdaten oder Reporte zeigt die programmübergreifende Benutzeroberfläche BG Fusion an. Hierüber werden alle verfügbaren Daten abrufbar – ohne dass der Bediener zwischen verschiedenen Applikationen wechseln muss.
LfU: Und wenn der Kunde ein komplettes Materialflusskonzept haben will – können Sie auch das liefern?
Baumeister: Selbstverständlich. Je nachdem wie komplex die Aufgabenstellung ist, lassen sich manche Anwendungen allein auf SPS-Ebene umsetzen. Andere wiederum erfordern übergeordnete Materialflussrechner oder Lagersteuerungssysteme. Die Beumer Group stellt für den Anwender die Kommunikation der verschiedenen Steuerungsebenen untereinander sicher. Damit sind wir nicht nur in der Lage, die einzelnen Anlagen intelligent zu verknüpfen, sondern diese auch in bestehende Prozessleit- oder Warenwirtschaftssysteme zu integrieren. Und weil wir alles aus einer Hand liefern, vermeiden wir mögliche Fehlerquellen, die sich aus Schnittstellen ergeben können. Als Systemanbieter sind wir auch in der Lage, komplexe intralogistische Aufgabenstellungen umzusetzen und in Eigenregie zu projektieren.
LfU: Gibt es erwähnenswerte Neuentwicklungen im Verpackungsbereich?
Baumeister: Wir haben mit der Beumer-Overall Operation Monitoring App eine Anwendung entwickelt, mit der Bediener und auch das Management auf ihrem Smartphone oder Tablet den Überblick über alle relevanten Kennzahlen der kompletten Verpackungslinie oder einzelner Anlagen erhalten. Die App zeigt den Status von Verfügbarkeit, Leistungs- und Qualitätsgrad sowie den Energie- und Druckluftverbrauch an.