Innovationen für eine „saubere“ Zukunft
Die Transport- und Logistikbranche muss sich permanent an neue Rahmenbedingungen anpassen: Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel und demografische Entwicklung sind nur einige davon. Das Container-Hinterlandnetzwerk Contargo orientiert sich beim Management dieser Herausforderungen am Prinzip der Nachhaltigkeit mit den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales.

Die in Duisburg und Emmelsum eingesetzten Hybrid-Reachstacker verbrauchen im Normalbetrieb mindestens 30 % weniger Kraftstoff als ein gleichwertiges, dieselbetriebenes Modell. Bild: Contargo
Um Deutschlands Klimaziele zu erreichen, muss der Verkehr in Deutschland bis spätestens 2050 emissionsfrei werden – dies gilt insbesondere für den stark wachsenden Güterverkehr. Da der Lkw einen entscheidenden Anteil an den CO2-Emissionen hat, ist dessen Anteil nach Ansicht der Verkehrsexperten im Modal Split erheblich zu reduzieren. Contargo verzichtet beim Transport von Containern im Hauptlauf weitgehend auf Lkw, im Vor- und Nachlauf sind sie jedoch unentbehrlich. Aber auf längeren Strecken setzt der Dienstleister überwiegend Binnenschiffe oder Güterzüge ein. Während der Lkw im Ranking des Güterverkehrs in Deutschland mit 71 % im Jahr 2015 deutlich führte, betrug sein Anteil am Modal Split bei Contargo nur fünf Prozent, das Binnenschiff kam dagegen auf 75 % und der Zug auf 20 %. Bis 2030 will Contargo den Anteil von Binnenschiff und Zug auf jeweils 48 % angleichen.
„Der Vorteil unseres trimodalen Transportkonzeptes ist, dass jedes Verkehrsmittel so eingesetzt wird, dass es seine Vorteile voll ausspielen kann“, sagt Heinrich Kerstgens, Co-Geschäftsführer Contargo GmbH & Co. KG. „Indem wir große Mengen im Hauptlauf der Transportkette auf Schiene und Wasserstraße verlagern, senken wir gleichzeitig Kosten und CO2-Emissionen.“
213 470 t CO2 eingespart
Die CO2-Einsparungen veranschaulicht Kristin Kahl, Contargo Sustainable Solutions, durch ein Beispiel: Ein Leercontainer wird per Lkw vom Terminal Wörth-Karlsruhe zu einem 30 km entfernten Kunden transportiert, dort beladen und direkt weiter zum Seehafen in Rotterdam gebracht. Dabei werden 505 kg CO2 freigesetzt. Wird dieser Transport im Kombinierten Verkehr mit der Bahn durchgeführt, entfallen 212 kg CO2, obwohl der beladene Container zunächst zum Terminal zurückgebracht werden muss, dort auf die Bahn umgeladen und erst dann auf der Schiene nach Rotterdam gebracht wird. In diese Berechnung fließen nicht nur der Umschlag, sondern auch alle administrativen Tätigkeiten am Terminal mit ein. Beim Transport mit dem Binnenschiff beträgt die Einsparung sogar 334 kg CO2. Dank des Kombinierten Verkehrs hat Contargo so allein im Jahr 2017 insgesamt 213 470 t weniger CO2-Emissionen verursacht, als wenn die gleiche Menge ausschließlich mit dem Lkw transportiert worden wäre.
Damit sich noch mehr Kunden für den Kombinierten Verkehr entscheiden, hat Contargo ein eigenes Tarifinformationssystem entwickelt: „Mit IMTIS geben wir den Nutzern ein kostenloses webbasiertes Instrument an die Hand, um selbst vorab die CO2-Emissionen eines Transports zu berechnen“, sagt Heinrich Kerstgens. „Mit ihm können sie neben der Transportdauer, der Distanz und dem Preis auch die entstehenden CO2-Emissionen berechnen und damit auch unmittelbar die Emissionen von Lkw-, Bahn- und Binnenschiffstransport vergleichen.“
Die Reduktion von Emissionen durch den Kombinierten Verkehr ist für Contargo nicht nur ein positiver Nebenaspekt – Nachhaltigkeit ist ein im Unternehmensleitbild fest verankerter Grundsatz. Das Unternehmen orientiert sich am Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung, bei dem wirtschaftliche, umweltbezogene und soziale Ziele gleichberechtigt berücksichtigt und umgesetzt werden. Das sei auch gar nicht anders möglich, denn „die Beziehungen zwischen den drei Säulen seien außerordentlich komplex“, sagt Sandra Hollweg, Abteilung Sustainable Solutions bei Contargo. „Man kann es sich wie bei einem Tisch mit drei Beinen vorstellen: ist ein Bein zu kurz, wackelt der ganze Tisch.“
Neue Technologien im Einsatz
Um die eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, hat Contargo in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Technologien und Prozesse eingeführt, die gleichzeitig wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll sind. Dazu gehören beispielsweise der Einsatz des Hybrid-Kombischiffs „Statendam I“ und eines Elektro-Rangiergeräts in Basel. An zahlreichen Terminals wurden bereits an Kranen, in den Werkstätten und Büros energiesparende LED-Leuchtmittel eingesetzt. Auch durch das gemeinsam mit einem Dienstleister entwickelte Terminal Operating System (TOS) sollen die Abläufe an den Terminals noch effizienter, schneller und umweltfreundlicher organisiert werden. Zunächst wurde die Software am Terminal in Koblenz erprobt, in diesem Jahr folgt zunächst Frankfurt-Ost. Fahrerschulungen, verkürzte Kranstrecken, optimierte Platzaufteilung am Terminal und ein Energiemanagementsystem sind weitere Maßnahmen, um den Ressourcenverbrauch an den Terminals zu reduzieren. Kontinuierliche Verbesserungsprozesse werden auch dadurch in Gang gesetzt, dass sich fast alle Contargo-Terminals an den Qualitätsmanagementnormen ISO 9001, 14001 und 50001 orientieren.
Darüber hinaus ist das Unternehmen immer wieder bereit, neue Technologien zu erproben, von denen später die gesamte Branche profitieren kann. Ein Beispiel dafür sind die beiden Hybrid- Reachstacker, die in Duisburg und Emmelsum eingesetzt werden. Nach dem Prototyp waren es 2017 die ersten beiden Exemplare, der Konecranes Hybrid Reachstacker die weltweit im Einsatz waren. Der Antrieb des Hybrid Reachstackers besteht aus einem seriell konfigurierten diesel-elektrischen System aus Dieselmotor, elektrischem Generator und elektrischem Fahrmotor. Antrieb und Hebesystem werden über regenerative Elektromotoren betrieben. Ein an die Elektrik des Reach- stackers angeschlossenes System aus sechs Superkondensatoren speichert die rückgewonnene Energie und unterstützt den dieselbetriebenen elektrischen Generator, wenn Spitzenleistungen gefragt sind. Die hydraulischen Pumpen des Hybrid Reach- stackers werden elektrisch betrieben und elektronisch gesteuert.
Diese Fahrzeuge verbrauchen im Normalbetrieb mindestens 30 % weniger Kraftstoff als gleichwertige, dieselbetriebene Modelle. Außerdem unterstützt Contargo die Suche nach Lösungen dafür, wie der Transport emissionsärmer gestaltet werden kann. In den nächsten Monaten wird Contargo daher am Praxis-Test mit Oberleitungs-Lkw in Hessen teilnehmen und erste E-Lkw einsetzen.
Mitarbeiter einbeziehen
Jede nachhaltige Maßnahme, sei es das Papiersparen, die Einführung einer neuen Software oder der Umstieg auf die Bahn bei Geschäftsreisen, kann nur dann umgesetzt werden, wenn sie von den Mitarbeitern getragen wird. Darum investiert das Unternehmen einiges in die Sensibilisierung der Belegschaft. Bereits 2011 hat Contargo eine eigene Abteilung „Sustainable Solutions“ gegründet. Diese informiert regelmäßig über interne Informationskanäle wie Mitarbeiterzeitung und Contargo Wiki oder den kürzlich neu erschienenen Nachhaltigkeitsbericht über das Engagement im Unternehmen und gibt Tipps, wie sich jeder daran beteiligen kann. Um die Mitarbeiter aktiv mit einzubeziehen werden beispielsweise interne Workshops und Besuche des Teams an den Terminals organisiert. Für alle, die den eigenen Wert des nachhaltigen Engagements nicht erkennen, will die Abteilung Sustainable Solutions ein Konzept entwickeln, wie die Mitarbeiter einfache Verhaltensänderungen verinnerlichen und Spaß an der Einsparung finden können. Dazu soll bald eine „Contargo-Reduktionseinheit“ eingeführt werden, mit der Nachhaltigkeit messbar gemacht werden kann. Denn um zukunftsfähig zu sein, sollte jede Maßnahme bei Contargo nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg vergrößern, sondern auch Umwelt und Menschen berücksichtigen.
Redaktion