Entspannt wachsen
Wenn ein Handelsunternehmen jährliche Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent aufweist, ist dessen Logistikleiter sicher nicht zu beneiden. Schließlich muss er seine Umschlagkapazitäten permanent nach oben anpassen. Die Bergfreunde GmbH hat für die Lösung dieses „Luxusproblems“ mit Element Logic einen leistungsstarken Partner an ihrer Seite. Deren Logistikkonzept basiert auf einem AutoStore-Lagersystem.
Wer gerne klettert oder sich auf andere Weise mit Vorliebe in der freien Natur bewegt, kennt ganz sicher auch den Onlineshop „bergfreunde.de“. Der zu den größten Online-Outdoorspezialisten Europas zählende Anbieter hat im Schnitt mehr als 150 000 Artikel von über 750 der führenden Marken im Sortiment – mit stark steigender Tendenz. Das Spektrum reicht von Bekleidung, Schuhen und Outdoor-Ausrüstung bis hin zu Kletter- und Spezialausrüstung. Mit diesem Produktspektrum machte das im schwäbischen Kirchentellinsfurt ansässige Unternehmen bereits im Jahr 2018 etwa 85,8 Millionen Euro Umsatz. In diesem Jahr wollen die Gipfelstürmer sogar die 100 Millionen-Marke überschreiten. Ein Ziel, das aufgrund der Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren durchaus realistisch erscheint. Schließlich gelangen den Betreibern seit der Unternehmensgründung im Jahr 2006 gleich mehrfach Umsatzsprünge oberhalb der 30 Prozent-Marke. So konnten die beiden Geschäftsführer Matthias Gebhard und Ronny Höhn ihren Umsatz im Jahr 2017 um 33 Prozent auf 67 Millionen Euro steigern. Im Folgejahr folgte ein Anstieg um 29 Prozent auf 85,5 Millionen Euro. „Das aus unserer Sicht freundliche Marktumfeld bietet auch in den kommenden Jahren nachhaltige Wachstumsmöglichkeiten. Wir planen durch eine weitere Automatisierung der Logistik und die damit einhergehenden Effizienzgewinne mit einer operativen Umsatzrendite zwischen fünf und sechs Prozent“, steckt Geschäftsführer Ronny Höhn im Gespräch mit unserer Zeitschrift nicht nur die finanziellen Rahmenbedingungen ab, sondern stellt auch die Logistik in den Mittelpunkt seiner Wachstumsplanung.
Kartonlager platzte aus allen Nähten
Tatsächlich spielt die Logistik im Onlinehandel naturgemäß eine tragende Rolle. Dies haben auch die Verantwortlichen bei den Bergfreunden schnell erkannt. „Am Anfang hatten wir an unserem Stammsitz in Kirchentellinsfurt, in einer ehemaligen Textilfabrik, zunächst ein kleines Kartonlager. Von da aus breiteten wir uns auf dem Gelände wie ein Krake aus und fragten permanent bei unserem Vermieter nach, welche Räume wir für die Logistik zusätzlich anmieten können“, erinnert sich Logistikleiter Thomas Klein noch heute an die Anfangssituation. Doch alle Verhandlungen halfen nicht – ein paar Jahre nach Unternehmensgründung wurde es schlichtweg zu eng und die Logistik bezog neue Lagerräume in Reutlingen. Dort wurde die Ware in drei Meter hohe Fachbodenregale gelagert. Es standen 32 000 Lagerplätze zur Verfügung, es wurde chaotisch eingelagert mit einer entsprechenden Lagerverwaltungssoftware. Doch auch diese Interimslösung konnte den explosiven Umsatzwachstum nur für kurze Zeit bewältigen. „Nach gut einem Jahr haben wir festgestellt: Es wird immer enger. Ursprünglich wollten wir nur acht Artikel pro Lagerplatz einlagern, wir waren aber damals schon bei zehn. Der Handlingaufwand wurde dadurch einfach viel zu groß“, berichtet Klein. Schnell wurde klar: Eine komplett neue Lösung im größeren Stil musste her.
Suche nach dem geeigneten Lagersystem
„Es folgte eine Phase, in der ich mir zahlreiche andere Lager und deren Lösungen angesehen habe“, beschreibt Geschäftsführer Ronny Höhn. „Auch bei unserer heutigen Muttergesellschaft in den USA habe ich nach Lösungen gesucht.“ Während dieser Suche erinnerten er und sein Logistikleiter Thomas Klein sich im Jahr 2013 an eine CD, die ihnen ihr Regallieferant einige Jahre zuvor mitgebracht hatte. Darauf ein Film, der das AutoStore-Lagersystem beschreibt.
Es dauerte jedoch noch zwei weitere Jahre bis feststand: „AutoStore ist unsere finale Lösung. Bei unserem Wachstum und bei unserem Warensortiment kommt nur dieses System infrage.“ Zu dieser Entscheidung maßgeblich beigetragen hat auch Michael Kawalier, Managing Director Sales beim logistischen Generalunternehmer und AutoStore Distributor Element Logic. „Gemeinsam haben wir zahlreiche Varianten, darunter auch klassische Regalanlagen, immer und immer wieder durchgerechnet. Mit dem Ergebnis, dass die Bergfreunde ihre Effizienz der Kommissionierung mit AutoStore um mehr als 400 Prozent steigern können. Hinzu kommt der enorme Platzgewinn. Im Vergleich zu einer manuellen Fachbodenanlage benötigen wir bei gleicher Lagermenge nur ein Fünftel des Platzes“, so Kawalier. Darüber hinaus habe sich herausgestellt, dass 99 Prozent der von den Bergfreunden vertriebenen Waren in die Bins – also in die Lagerbehälter – des automatischen Kleinteilelagers passen.
Einzug in das neue Logistikzentrum
Um zukunftssicher zu bleiben eröffnete Bergfreunde.de also im August 2016 ein neues Logistikzentrum in Rottenburg-Ergenzingen mit einer Fläche von 10 000 Quadratmetern.
Zentrales Element in der 10 000 Quadratmeter großen Logistikhalle ist das autarke AutoStore-System. Bild: Element Logic
Im Mittelpunkt steht das autarke AutoStore-System, das ursprünglich auf eine Größe von 1 800 Quadratmeter angelegt war. „Inzwischen haben wir unsere Anlage bereits mehrfach erweitert“, berichtet Thomas Klein und nennt Eckdaten, die aufhorchen lassen. Demnach fahren heute 80 Roboter durch die 3 000 Quadratmeter große Anlage und bewegen 94 000 Bins, die in 16 Ebenen übereinandergestapelt sind.
Heute fahren 80 Roboter durch die 3 000 Quadratmeter große Anlage und bewegen 94 000 Bins, die in 16 Ebenen übereinandergestapelt sind. Bild: Element Logic
Insgesamt 21 Ports stehen zur Verfügung, um Waren ein- oder auszulagern. Im Zweischichtbetrieb schlagen die mehr als 100 Mitarbeiter bis 200 000 Artikel pro Arbeitswoche zwischen Montag bis Freitag um, kümmern sich um den Wareneingang, Retouren und den Versand. Eingelagert wird chaotisch, idealerweise in unterschiedlichen Kategorien, mit durchschnittlich drei SKUs (Stock Keeping Unit) pro Box. „Damit zählen wir in Europa zu den ganz wenigen Nutzern von AutoStore, die nicht sortenrein einlagern. Wenn wir darüber berichten, schlägt eigentlich jeder die Hände über den Kopf zusammen und fragt, wie wir auf diese Idee gekommen sind. Ich kann aber mit sehr gutem Gewissen bestätigen: Es funktioniert gut. Andererseits hätten wir aber auch keine andere Wahl. Wir können nicht 200 000 Bins unterbringen und dann in jedem Bin nur zwei oder drei Teile lagern“, erklärt Thomas Klein.
Die neue Baureihe AutoStore CarouselPort 3.0
Zwar können alle 21 Ports sowohl für die Ein- wie auch für die Auslagerung genutzt werden, meist werden aber nur fünf Ports für den Wareneingang genutzt. Wie Michael Kawalier bestätigt, wurde in dem Bergfreunde-Lager auch schon die neue Baureihe AutoStore CarouselPort 3.0 verbaut, die nach seiner Aussage nochmals deutlich ergonomischer ist als die Vorgängerversion. Der CarouselPort arbeitet mit drei rotierenden Armen, wobei jeder Arm mit einer Binaufnahme ausgestattet ist. Normalerweise sind zwei der Arme hinter dem Port positioniert, wo Roboter zwei Bins gleichzeitig einstellen oder entnehmen können. Der dritte Arm befindet sich dann in der vorderen Position, so dass der Bediener auf die Ware im Bin zugreifen oder den Bin bestücken kann. Kawalier: „Durch die Untersuchung der minutengenauen Arbeitssituation an unserem CarouselPort haben wir die Bedienerseite der Arbeitsstation neugestaltet, damit sie besser zum menschlichen Körper passt. Die Bewegungsfreiheit im Fußbereich bietet eine bessere Fußpositionierung in Verbindung mit einer dreifach verschiebbaren Sicherheitsplatte. Hierdurch werden Ermüdungserscheinungen reduziert und die Arbeitsumgebung ist auch aus ergonomischer Sicht angenehm.“
Umfassendes Intralogistik-Konzept
Nach Aussage des Managing Director Sales hat Element Logic für das Bergfreunde-Lager aber nicht nur AutoStore-Komponenten, sondern auch noch weiteres Fördertechnik-Equipment geliefert und implementiert. So zum Beispiel automatische Kartonaufrichter, eine automatische Kartonzu- und abführung und eine abschließende Versandsortierung. „Mit diesen zusätzlichen Elementen haben wir den Prozess im Lager deutlich beschleunigt und die Leistung der Pick-Mitarbeiter spürbar gesteigert“, so der Intralogistik-Experte.
Konkret bekommt der Kommissionierer fertig aufgerichtete Kartons in den Größen 600 x 400 x 400 Millimeter oder 300 x 400 x 200 Millimeter automatisch an seinen Pickingplatz geliefert.
Die Kommissionierer bekommen fertig aufgerichtete Kartons an ihren Pickingplatz geliefert. Im Schnitt schaffen sie 175 Picks pro Stunde. Bild: Element Logic
Nach der auftragsbezogenen Befüllung werden Lieferschein und Serviceinfos automatisch gedruckt und der Lieferung beigefügt. Gleichzeitig erhält das Paket ein ID-Label. Anschließend wird die Sendung auf der Förderstrecke automatisch verschlossen, gewogen, im Volumen optimiert, gelabelt und an den Versand übergeben. „Dieser Vorgang läuft jetzt viel schneller als früher. Im Schnitt liegen wir heute bei 175 Picks/Stunde. Früher, bei der Fachbodenlagerung, sind wir trotz Wegeoptimierung nicht über 45 Picks/Stunde gekommen“, vergleicht Thomas Klein . Doch wurde mit der Einführung von AutoStore nicht nur die Performance gesteigert, wie Michael Kawalier berichtet: „Mit dieser Anlage haben wir einen sehr hohen Automatisierungsgrad erreicht. Dies ist auch eine wirksame Maßnahme gegen den ständig wachsenden Fachkräftemangel. AutoStore ist sehr einfach zu bedienen und trägt dazu bei, dass im Vergleich zum Fachbodenregal mehr als 70 Prozent Personal eingespart werden kann. Personal, das ohnehin nur sehr schwer zu finden ist.“
Hohe Flexibilität
Weitere Argumente, die für die Einführung von AutoStore sprechen, kennt Thomas Klein: „Das System ist in einem hohen Maß flexibel, wartungsfreundlich und wenig störanfällig. Einen kompletten Systemausfall hatten wir bisher noch nicht.“ Falls es zu einer Störung kommt, so der Logistikleiter, ist meist menschliches Versagen der Grund dafür. „Wenn etwa bei der Einlagerung Gegenstände aus dem Behälter herausragen, dann kommt es schon mal zu kurzen Unterbrechungen, die sich aber schnell beheben lassen.“ Ansonsten haben die Bergfreunde mit Element Logic einen Wartungsvertrag abgeschlossen der beinhaltet, dass sich der Logistikanbieter um den reibungslosen Betrieb des Systems kümmert. Da die Anlage tagtäglich 15 Stunden unter Volllast arbeitet, kommt es laut Klein natürlich immer wieder zu kurzen, verschleißbedingten Ausfällen einzelner Roboter. Dann müssen schon einmal Bänder oder Rollen ausgetauscht werden. „Darum kümmern sich dann unsere Mitarbeiter“, ergänzt Michael Kawalier.
Bereit für neues Wachstum
Das Ende der Fahnenstange haben die Gipfelstürmer von Bergfreunde.de aber noch lange nicht erreicht. Die weiterhin sehr positiven Wachstumsprognosen erfordern bereits jetzt eine Erweiterung der Logistikflächen. „AutoStore benötigt für seine Arbeit etwa zehn Prozent Luft im System, wir liegen jetzt bereits unter neun Prozent. Das heißt: Langsam wird es wieder knapp“, so Ronny Höhn. Abhilfe soll eine neue Logistikhalle schaffen, die derzeit in unmittelbarerer Nachbarschaft zum bestehenden Lager entsteht. Weitere 10 000 Quadratmeter Fläche werden bis Mitte 2020 hinzukommen. Die neue Halle wird den Wareneingang und das Retourenhandling beherbergen. Und natürlich eine Erweiterung des AutoStore-Systems. Kawalier: „Bei diesem System ist eine Anlagenerweiterung denkbar einfach. In dem konkreten Fall werden wir die beiden Lagereinheiten entweder über eine Fördertechnik oder gleich über ein Grid, also eine Fahrschiene für die Roboter, miteinander verbinden.“
Werden auch in Zukunft zusammenarbeiten (von links): Thomas Klein, bergfreunde.de-Logistikleiter, Ronny Höhn, bergfreunde.de-Geschäftsführer und Michael Kawalier, Managing Director Sales bei Element Logic. Bild: Element Logic
Element Logic
Element Logic wurde 1985 von den norwegischen Brüdern Kjell und Dag-Adler Blakseth gegründet. Im Jahr 2003 begann das Unternehmen als erster Distributor das von Jakob Hatteland entwickelte AutoStore-System zu vertreiben und bei seinen Kunden zu installieren. Heute ist Element Logic ein führender Systemintegrator, dessen Kernkompetenz in der Planung und Realisierung maßgeschneiderter Lösungen zur Optimierung der Lagerleistung liegt. Das Unternehmen ist europaweit in neun Ländern vertreten und unterstützt nach eigener Aussage Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen dabei, erfolgreicher und wettbewerbsfähiger zu werden.
Bergfreunde.de
Angefangen hat alles im Jahr 2006 mit der Leidenschaft für das Klettern und einer Idee. Mit zwei Gründern, einem Mitarbeiter und einem Hund auf dem Gelände einer ehemaligen Textilfabrik in Kirchentellinsfurt bei Tübingen wurde Bergfreunde.de geboren – als Online-Händler für Bergsportausrüstung. Dem Konzept ist das Unternehmen mit Erfolg treu geblieben: Im aktuellen Geschäftsjahr will das Unternehmen, das seit 2013 zum US-amerikanischen Handelsunternehmen Backcountry.com gehört, den 100-Millionen-Euro Umsatzgipfel überschreiten. Dafür arbeiten heute zahlreiche Mitarbeiter daran, das bestmögliche Einkaufserlebnis für Kletterer und Outdoorbegeisterte zu bieten. Aus den drei Mitarbeitern wurden 290 und aus dem jungen Startup wurde eine feste Größe am europäischen Outdoor-Markt.
Im Team verein ist geballte Outdoor- und Kletterkompetenz. Vom Eiskletterer bis zum Ultra-Leicht-Trekker ist jede Spielart des Bergsportes bei den Mitarbeitern vertreten. Sie lieben es, selber Draußen zu sein und teilen diese Begeisterung mit anderen. Dafür testen und nutzen sie die Ausrüstung aus dem Sortiment selbst und sind dabei die härtesten Kritiker.
Die beste Auswahl im Bergsport: In dem bergfreunde.de-Lager finden sich zahllose Artikel aller namhaften Marken der Outdoor-Branche, aber auch Produkte kleiner Szenelabels und Geheimtipps.
KontaktElement Logic Germany GmbH Hanns-Martin-Schleyer-Straße 3 74177 Bad Friedrichshall Tel. 07136/27049 70 www.elementlogic.deBergfreunde.de Bergfreunde GmbH Bahnhofstr. 26 72138 Kirchentellinsfurt Tel. 07121/70 12 0 www.bergfreunde.de