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Bauwirtschaft 25.06.2025, 15:51 Uhr

Umfrage: Fachkräftemangel und Baukosten im Fokus

Wenngleich sich die konjunkturelle Stimmung in der Bauwirtschaft mit politischen Entwicklungen wie dem Sondervermögen und durch die etwas stabilere Lage im Hochbau unlängst leicht verbessert hat – Grund zu Optimismus gibt es in der Branche nicht. Schuld daran ist vor allem das nach wie vor schwierige Marktumfeld.

Construction workers working on cement formwork frames

Foto: smarterpix / akarelias

In einer Online-Befragung unter 42 Herstellern von Bau- und Installationsprodukten wie Heizung und Klima, Baustoffen, Ausbaumaterial, Bauchemie oder Bauelementen hat das Düsseldorfer Marktforschungsinstitut Bauinfoconsult im zweiten Quartal 2025 Stimmung, Ertragssituation und Erwartungen erhoben. Dabei zeigten sich die Bauproduzenten zuversichtlich, was die Branchenkonjunktur angeht – blieben aber angesichts des schwierigen Marktumfelds verhalten. Dieser zurückhaltende Optimismus zeigt sich auch in den Einschätzungen der Hersteller, welche Trends und Entwicklungen die nächsten beiden Jahre bauwirtschaftlich am meisten prägen werden.

Fachkräftemangel, hohe Baukosten und teures Material

Die Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge rückt mittlerweile nicht mehr nur näher – sie hat längst begonnen. In Bau- und Planungs- wie Industrieberufen macht sich der Mangel an Fachkräften heute bereits für viele Betriebe deutlich bemerkbar. Kein Wunder also, dass drei von vier befragten Herstellern dieses massive Problemfeld als die Kernentwicklung sehen, die die Branche 2025 und 2026 am stärksten prägen wird.

Auch die hohen Baukosten sind für jeden zweiten (45 Prozent) und die Materialpreiserhöhungen für jeden vierten (26 Prozent) bestimmende Themen für die nächste Zeit. Schließlich könnten mögliche Störungen der Handelslieferketten durch die internationalen Zollkonflikte das Material verteuern, während die Baupreise nicht zuletzt durch die Personalkosten vieler Baubetriebe steigen, die ihr Fachkräftereservoir notgedrungen mit höheren Vergütungen an sich zu binden versuchen. Mit Materialkostenanstiegen rechnen in nächster Zeit vor allem Hersteller von Werkzeugen und Zubehör sowie in den Segmenten Außenwand, Dach- und Holzbau, Fenster und Türen sowie der Bauchemie.

Keine Verbesserung durch serielles Bauen und KI

Immerhin jeder fünfte Produzent nannte den Faktor „Wohnungsmangel“ als Trend-Dauerbrenner für 2025 und 2026. Auffällig und etwas bedenklich: Die einschlägig in der Branche diskutierten Gegenmaßnahmen zur Baubeschleunigung und -verbilligung wie modulare und serielle Bauweise oder der Einsatz von KI für mehr Effizienz werden eher selten als prägende Trends genannt: Hoffnungsfrohe Stimmen zur Serialität kommen fast nur aus dem Rohbau- und Installationsbereich, bei den Themen „Modulbau“ und „KI-Einsatz“ sind die optimistischen Trenderwartungen immerhin breiter gestreut.

Energieeffizienz nur noch auf dem siebten Platz

Im Verlauf der 2020er Jahre sind die einstigen Dauerbrenner-Trends „nachhaltiges und energieeffizientes Bauen und Sanieren“ in den Trendbefragungen von Bauinfoconsult im Vergleich zu den oben gezeigten Kosten- und Mangelproblemen als weniger dominante Entwicklungen eingestuft worden. Der Themenkomplex „Nachhaltigkeit“ blieb zwar mit 36 Prozent Nennungen auch 2025 noch unter den Top 3-Trends, doch der Bereich „Energieeffizienz“ landete allerdings nur noch auf Platz 7 (14 Prozent Nennungen). Mit einer Erholung auf dem Heizungsmarkt rechnen derzeit wenige Hersteller. Immerhin: Aus den Bereichen Dämmung und sonstiger Außenabdichtung kommen die meisten optimistischen Erwartungen zum Thema Energieeffizienz.

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Von Bauinfoconsult / Marc Daniel Schmelzer