Wer BIM nutzt, und wer nicht
Von einer ganzheitlichen Gebäudeplanung mit Building Information Modeling (BIM) könnten nicht nur die Betreiber, sondern auch alle an der Planung und dem Bau einer Immobilie Beteiligten profitieren. Doch besonders ein Gewerk tut sich nach wie vor schwer mit der Nutzung der Planungsmethode.

Foto: Panthermedia / Funtap
BIM soll Fehler minimieren, Transparenz schaffen und die Effizienz steigern: Building Information Modeling macht es möglich, alle planungs- und realisierungsrelevanten Bauwerksinformationen in einem virtuellen Bauwerksmodell darzustellen. Die Methode enthält im Vergleich zu herkömmlichen, nicht vernetzten IT-Modellen, deutlich mehr Informationen und schafft eine synchronisierte Datenbasis, auf die alle am Bau Beteiligten zugreifen können. Um der BIM-Methode in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen, hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Jahr 2015 einen Stufenplan für die Einführung vorgelegt: Seit 2023 müssen alle neuen Bundesbauvorhaben BIM nutzen; die vollständige Implementierung erfolgt in drei Phasen bis 2027.
Doch wie steht es zwei Jahre vor Ende der Frist in der Praxis um die Anwendung von BIM? Für ihren „BIM-Monitor 2025“ haben die Marktanalysten von Bauinfoconsult insgesamt 500 Architektur- und Planungsbüros, Bauunternehmen sowie Elektro- und SHK-Installationsfirmen befragt. Dabei fanden die Düsseldorfer heraus: Es gibt deutliche Unterschiede hinsichtlich Bekanntheit, Einstellung zu und Nutzung von BIM.
Hohe Akzeptanz bei Architekturbüros
Eine hohe Akzeptanz erfährt die Planungsmethode nach den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage bei Architektur- und Planungsbüros: Mehr als jedes dritte Architekturbüro kennt die Arbeit mit der digitalbasierten Bau- und Planungsmethode aus eigener Erfahrung. Im Schnitt ist jedes siebte Projekt der BIM bereits vertrauten Architekturfirmen ein BIM-Projekt. Es ist daher wenig erstaunlich, dass die Planerzunft zuversichtlich ist, was die BIM-Verbreitung in der Branche angeht: Bis 2027 wird eine BIM-Penetrationsrate in der Architekturbranche von fast 60 % erwartet. Das hänge nicht zuletzt mit den ambitionierten BIM-Vorsätzen der Büros zusammen, die der Methode bisher den Rücken gekehrt haben, so Bauinfoconsult.
Bis 2027 wird mehr als jedes zweite Büro BIM nutzen
Thema bei den 500 telefonisch geführten Interviews waren die Bekanntheit und konkrete Nutzung von Building Information Modeling, ebenso wie die Erwartungen zur künftigen BIM-Nutzungsbreite in der Branche. Bei den Architekturbüros ist gleich beides am deutlichsten ausgeprägt: Sowohl die grundsätzliche Bekanntheit mit dem BIM-Konzept als auch die konkrete Nutzung von BIM-Anwendungen in der eigenen Arbeit. Selbst die Büros, die bisher noch nicht mit BIM gearbeitet haben, gehen der Umfrage zufolge davon aus, dass sie recht zeitnah damit beginnen werden – im Schnitt binnen der nächsten zwei Jahre. Bauinfoconsult hat errechnet, dass der Anteil von Architektinnen und Architekten, die BIM nutzen, bis zum Jahr 2027 auf 58 Prozent steigen wird.
BIM bei Bauunternehmen und Handwerksbetrieben wenig genutzt
Damit preschen die Planerbetriebe merklich vor, was die BIM-Bereitschaft betrifft. Wird der Bau also schon in zwei Jahren merklich digitaler? Andere Ergebnisse der Untersuchung machen weniger Hoffnung, denn die Lücke bei der Verbreitung von BIM im Vergleich zu den befragten Verarbeitergewerken ist auffällig groß. So kennen etwas über 40 % der befragten Bauunternehmen BIM, doch nur zehn Prozent arbeitet selbst damit. Die Erwartungen der zukünftigen Verbreitung sind bescheiden und werden kaum höher angesetzt, allerdings immer noch sehr viel höher als bei den in der Studie befragten Installationsberufen.
Immerhin machen die Bauunternehmen, die BIM bereits nutzen, für die Projekte den entscheidenden Unterschied: Ob sie mit BIM arbeiten oder nicht, ist für die Projekte, denen sie als Hauptunternehmer normalerweise ihren Stempel aufdrücken, entscheidend. Und genau darin liege der Knackpunkt, so Bauinfoconsult. Bauunternehmen BIM nutzen, komme es in jedem zweiten ihrer Projekte auch zur Anwendung. Somit trage jeder Baubetrieb, der BIM eingeführt hat, gleichzeitig wesentlich zur Verbreitungsdynamik bei.
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