Deutsche wohnen lieber bequem als nachhaltig
Vor allem bequem möchten es die Deutschen haben: Wer hierzulande in die Modernisierung seiner eigenen vier Wände investiert, tut dies vor allem, um den eigenen Komfort und den Wert seiner Immobilie zu steigern. Energetische Sanierungen der Fassade oder der Austausch der Heizung stehen dafür hinten an – auch weil Fördermöglichkeiten nicht transparent genug sind.

Energetische Aspekte stehen bei Modernisierungen häufig hinten an. Öfter investieren die Deutschen in die Steigerung ihres Komforts, beispielsweise durch Smart-Home-Lösungen.
Foto: panthermedia.net/Lev Dolgachov
Klimapaket, Fridays for Future und mehr Strom aus erneuerbaren Energien: Es ist Zeit für ein Umdenken – könnte man meinen. Eine repräsentative Studie der BauInfoConsult GmbH allerdings belegt: 2019 gaben die Deutschen deutlich mehr Geld für eine Komfort- oder Wertsteigerung ihrer Immobilie denn für energetische Verbesserungen aus. Die Düsseldorfer Marktforscher hatten für die Studie „Der deutsche Modernisierungsmarkt 2020“ online 513 Haushalte befragt. Demnach investierten im vergangenen Jahr nur 17,9 % in im engeren Sinne energetisch motivierte Maßnahmen wie beispielsweise die Optimierung der Heizung oder der Gebäudehülle. Insgesamt flossen 2019 im privaten Wohnungsbestand rund 116,3 Milliarden Euro in Modernisierungsmaßnahmen.
Fördermittel: Verbraucher wünschen sich mehr Unterstützung
Haben die Deutschen tatsächlich kein Interesse an nachhaltigen Lösungen? Doch, haben sie, so BauInfoConsult. Smart-Home-Anwendungen, beispielsweise im Bereich der Beleuchtungs-, Heizungs- oder Sonnenschutzsteuerung, liegen zwar im Trend, dennoch sei in den Interviews auch deutlich geworden, dass durchaus Interesse an Themen wie nachhaltige Baustoffe oder erneuerbare Energien besteht. Effiziente und energieeinsparende Maßnahmen treffen dementsprechend durchaus auf Gegenliebe. Dass eine energetische Sanierung im Vergleich zur wert- und komfortsteigernden Modernisierung weniger häufig umgesetzt wird, hängt nach Einschätzung der Interviewer vor allem mit den politischen Rahmenbedingungen zusammen: Viele Verbraucher seien der Ansicht, dass die Förderlandschaft zu unübersichtlich ist.
Gleichzeitig vermissen sie mehr konkrete Unterstützung durch das aktuelle Klimapaket. „Generell zeigen sich die deutschen Modernisierer in der repräsentativen Stichprobe als gut informierte Zeitgenossen, die auch die Modernisierungsmaßnahmen überwiegend selbstständig initiieren und die Informationen weitgehend selbst zusammensuchen“, so das Resümee der Studienautoren. Zudem seien zahlreiche Haushalte der Meinung, dass die fossilen Brennstoffe in den kommenden 10 Jahren als Heizmaterial weitestgehend abgelöst werden.
Gesetzgeber: Bereits Programme auf den Weg gebracht
„Es lohnt sich für Branchenverbände und Umweltorganisationen also durchaus die Modernisierer weiterhin mit Informationen zu den Möglichkeiten energetischer Sanierung zu versorgen“, so BauInfoConsult. Damit die Modernisierungen im privaten Bereich aber tatsächlich auch auf den Weg gebracht werden, bedürfe es klarer Investitionsanreize, so die Düsseldorfer. Der Gesetzgeber sei hier in der Pflicht. Ein erster Schritt ist bereits getan: Im Rahmen des Klimapakets hat der Bundestag umfangreiche Steuererleichterungen beschlossen. Verbraucher sollen bei energetischen Sanierungen über einen Zeitraum von zehn Jahren deutlich entlastet werden. Weitere Unterstützung bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Um energieeffizientes Bauen und Sanieren stärker zu fördern, wird die KfW zukünftig mehr Gelder zur Verfügung stellen.