Energieversorgung 04.09.2025, 15:37 Uhr

Wie weit ist die kommunale Wärmeplanung?

Vor 21 Monaten fiel der Startschuss für die kommunale Wärmeplanung. Aktuelle Zahlen zum derzeitigen Stand lieferte jetzt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.

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Foto: Panthermedia /Andriy Popov

Stichtag war der 1. Januar 2024. Seither sind deutschlandweit 10.753 Kommunen aufgefordert eine kommunale Wärmeplanung zu erstellen. Das Ziel: Auf Basis der Planungen sollen langfristig die notwendigen personellen und technischen Kapazitäten aufgebaut werden, um bis zum Jahr 2045 eine kosteneffiziente und klimafreundliche Wärmeversorgung sicherzustellen. Orientiert an der Bevölkerungszahl gelten unterschiedliche Fristen für die Fertigstellung: In Großstädten (Gemeindegebiete mit mehr als 100.000 Einwohnern) soll die Wärmeplanung bis zum 30. Juni 2026 vorliegen, Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern haben bis zum 30. Juni 2028 Zeit.

488 Städte und Gemeinden haben ihre Wärmeplanung abgeschlossen

Eine aktuelle Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt nun: Mehr als die Hälfte aller betroffenen Städte und Gemeinden haben ihre Wärmeplanung abgeschlossen oder arbeiten daran. Konkret haben nach Zahlen des BBSR bis Anfang Mai 2025 5.085 Gemeinden – das sind 47 % aller Gemeinden bundesweit – mit der Erstellung begonnen. Weitere 488 Gemeinden (4,5 %) haben ihren Wärmeplan bereits abgeschlossen. Dass viele Gemeinden schon vor Ablauf ihrer Fristen mit der Arbeit begonnen haben wertet der BBSR positiv: Dies belege, dass zahlreiche Kommunen frühzeitig Verantwortung übernehmen und den Weg für die Wärmewende bereiten.

Deutliche regionale Unterschiede

Besonders weit ist der Fortschritt in Baden-Württemberg: Hier liegt in knapp einem Viertel der Gemeinden ein fertiger Wärmeplan vor. Dies hat allerdings einen einfachen Grund, denn die 104 größten Kommunen im Südwesten mussten ihre Wärmepläne bereits Ende 2023 den zuständigen Regierungspräsidien vorlegen. In Schleswig-Holstein sind es zwar nur 3,2 %, diese decken jedoch fast 45 % der Landesbevölkerung ab. Auch in Nordrhein-Westfalen, wo für viele Kommunen die Erstellungsfrist bis Juni 2026 gilt, sind mehr als 80 % der Städte und Gemeinden bereits aktiv.

Übersicht zur Kommunalen Wärmeplanung (Recherchestand: 13.05.2025). Grafik: BBSR Bonn

Aufgeschlüsselt nach Einwohnern zeigen die Auswertungen: Rund 66 % der Bevölkerung (55,8 Millionen Menschen) leben in Gemeinden mit begonnener Wärmeplanung, weitere 16 % (13 Millionen Menschen) in Gemeinden mit bereits fertigen Plänen. Lediglich 18 % der Bevölkerung (15,6 Millionen Menschen) wohnen in Gemeinden ohne dokumentierten Planungsstart.

Wärmeplan: Szenario für die zukünftige Wärmeversorgung

Ein Wärmeplan weist Eignungsgebiete für eine dezentrale oder zentrale Wärmeversorgung aus. In dezentral zu versorgenden Quartieren können etwa Wärmepumpen zum Einsatz kommen, in zentral zu versorgenden Gebieten kommen Wärmenetze in Frage. Zur Erstellung des Wärmeplans gehört zuerst, den energetischen Zustand des Gebäudebestandes vor Ort, den aktuellen Wärmebedarf in der Kommune und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen zu ermitteln. Danach gilt es zu analysieren, wo sich die Energieeffizienz steigern lässt und wo erneuerbare Energien, Abwärme und Kraft-Wärme-Kopplung eine klimaneutrale Wärmeversorgung ermöglichen. Aus diesen beiden Informationen entsteht dann das Zielszenario für die zukünftige Wärmeversorgung. Anschließend werden erste Maßnahmen definiert, um vom Ausgangszustand das Ziel zu erreichen – etwa durch den Ausbau von Wärmenetzen. BBSR-Expertin Andrea Arnold-Drmic betont: „In den kommenden Jahren wird es nicht nur auf die flächendeckende Erstellung von Wärmeplänen, sondern insbesondere auf ihre Qualität und Nutzbarkeit ankommen. Entscheidend ist, dass die Pläne eine tragfähige Grundlage für konkrete Maßnahmen bilden und wirksam zur Umsetzung der Wärmewende beitragen.“

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Von BBSR / Marc Daniel Schmelzer

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