Forschende starten eigenes Klimamessnetz
Welche Auswirkungen haben städtische Strukturen auf Temperatur und Mikroklima? Antworten soll ein vom Fachgebiet Umweltmeteorologie der Universität Kassel installiertes Stadtklimamessnetz liefern.
Foto: Uni Kassel
In Kassel – wie in vielen anderen Städten – macht sich der Klimawandel zunehmend bemerkbar und wird zusätzlich von dem Effekt der sogenannten städtischen Wärmeinsel verstärkt. Die Zahl der Tropennächte, also Nächte mit Temperaturen über 20 °C, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Besonders betroffen sind dicht bebaute Stadtteile mit geringer Durchlüftung und wenig Grünflächen – in Kassel etwa der Vordere Westen oder die Innenstadt. „Uns interessiert vor allem die räumliche Variabilität der Lufttemperatur im Stadtgebiet“, erläutert Professor Dr. Britta Jänicke, Leiterin des Fachgebiets Umweltmeteorologie, die mit Doktorand Shakir Ahmed und den studentischen Mitarbeitern Till Wiesehoff und Max Gaußmann das Projektteam bildet.
Rund 20 Messstationen im Stadtgebiet
Ziel sei es, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Bebauung, Vegetation, Relief und klimatischen Bedingungen in der Stadt besser zu verstehen. Die Messstationen des Kassel Urban Climate Observation Network (KUCON) sind dabei als Ergänzung zu den bestehenden Wetter- und Klimamessungen beispielsweise der Stadt Kassel gedacht. Einige der insgesamt knapp 20 Messstationen sind im Stadtgebiet bereits installiert, weitere Stationen sollen folgen. Gemessen werden unter anderem Lufttemperatur, Luftfeuchte und Niederschlag.
Die kompakten Messgeräte werden überwiegend an bestehenden Strukturen wie Straßenlaternen installiert, in Kooperation mit den städtischen Werken, der Stadt Kassel und der KVG. Die Auswahl der Standorte orientiert sich dabei am Konzept der „Local Climate Zones“ (LCZ), einem international verwendeten Klassifikationssystem, das städtische Gebiete nach Nutzung, Bebauungsstruktur und Vegetationstypen unterscheidet.
Ergebnisse für weitere Projekte verfügbar
Derzeit stehen die Messdaten dem Forschungsteam sowie auch Interessierten auf Anfrage zur Verfügung. Perspektivisch sollen sie auch öffentlich zugänglich gemacht und für weitere Forschungsprojekte bereitgestellt werden. Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre angelegt, soll aber nach Möglichkeit verstetigt werden.
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