Historisches Herrenhaus mit neuer Fußbodenheizung
Eine Bestandssanierung mit neuer Fußbodenheizung ist zumeist eine Herausforderung. Doch wenn es sich dabei um ein 700 Jahre altes Fachwerk-Herrenhaus handelt, ist besondere Expertise gefragt. Daher holte sich ein britisches Heizungsunternehmen für das Objekt in der englischen Grafschaft Warwickshire gleich drei deutsche Industriepartner zur Unterstützung.
Das historische Lord Leycester Hospital im englischen Warwick.
Foto: Swisspor Deutschland
Bei dem denkmalgeschützten Bauwerk handelt es sich um das sogenannte „Lord Leycester Hospital“ Das 700 Jahre alte Gebäude stammt noch aus der Tudor-Zeit und war ursprünglich als Kapelle errichtet worden. Bäume aus ganz England wurden damals zum Bau der mittelalterlichen Fachwerkgebäude genutzt.

Das 700 Jahre alte Gebäude stammt noch aus der Tudor-Zeit und war ursprünglich als Kapelle errichtet worden.
Foto: Jupiter Heating Systems
Im 16. Jahrhundert wandelte Robert Dudley, der Earl of Leycester, den Bau in ein Krankenhaus für Soldaten um. Persönlichkeiten wie Charles Dickens und Oscar Wilde flanierten bereits durch die Tudor-Gärten und Fachwerkgebäude des heutigen Lord Leycester Hospitals. Aktuell beherbergt es Wohneinrichtungen für ehemalige Soldaten, den sogenannten „Brethren“, und deren Ehefrauen. Die Brethren fungieren heute als Touristenführer für Besucher und tragen somit die Geschichte und Traditionen des Hospitals beziehungsweise der ehemaligen Chapel of St. James the Great weiter.
Im Rahmen umfangreicher Restaurierungsarbeiten entstand 2023 das Great Hall Café. Es fand seinen Platz in der großen und geschichtsträchtigen „Great Hall“ des Hospitals. Für den Umbau wünschte man sich unter anderem den Einbau einer Flächenheizung. Wie in England üblich, wurden die Maßnahmen aus privaten Fördermitteln und dem sogenannten National Lottery Heritage Fund finanziert (insgesamt mit fünf Millionen Pfund, rund 5,87 Millionen Euro). Der Lotteriefond unterstützt Kulturprojekte im gesamten Vereinigten Königreich und stellt so eine regelmäßige Instandhaltung britischen Kulturguts sicher.
Die Herausforderung : Fußbodenheizung in historischem Gebäude mit mittelalterlicher Bausubstanz
Die ehemalige Great Hall oder auch Kings Hall ist ein 118 Quadratmeter großer Raum innerhalb des Lord Leycester Hospital. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie Sanitäranlagen und dem Boden, bestand dieser Bereich immer noch sichtbar aus den Baumaterialien des 13. Jahrhunderts. Nun sollte die Halle mit einer Fußbodenheizung ausgestattet werden. Doch wie installiert man ein solches System in einem historischen Gebäude mit mittelalterlicher Bausubstanz? Zunächst wurden die Spezialisten der Jupiter Heating Systems Ltd aus Surrey ins Boot geholt. Das Familienunternehmen von Chris und Susan Kollmer hat sich unter anderem auf die Sanierung von historischen Gebäuden spezialisiert.
Das sensible Fachwerkgebäude ließ keine herkömmlichen Bodenaufbauten zu. Daher gab es nur eine logische Alternative: „Der Trockenaufbau bietet eine nicht-invasive Methode, um stabile Böden ohne schwere Estriche zu gewährleisten. Dies war besonders wichtig für das Lord Leycester Hospital, da die Erhaltung der originalen Holzbalken und Bodenbalken oberste Priorität hatte. Durch diese Methode konnten wir zusätzliche Belastungen der bestehenden Struktur vermeiden und so die bauliche Integrität des Gebäudes schützen“, berichtet Chris Kollmer, Geschäftsführer der Jupiter Heating Systems Ltd.. Dazu suchte er sich die Unterstützung von internationalen Industriepartnern. Benötigt wurde:
- eine Trocken-Ausgleichsschüttung für den Fußboden,
- eine Trockenbau-Fußbodenheizung in ökologischer Bauweise,
- eine tragfähige Lastverteilschicht, die für das geplante Café im Lord Leycester Hospital geeignet war.
Mit seiner Expertise aus vergangenen Projekten stellte Kollmer sich ein entsprechendes Experten-Paket für diese Baumaßnahme zusammen.
Solider Untergrund
Zuerst musste der unebene Boden des neuen Cafés nivelliert werden. Die Fachleute für ökologische Ausgleichsschüttungen der Cemwood GmbH aus Magdeburg lieferten dafür die Trockenschüttung. Das CW 1000 kann Ausgleichshöhen von zehn bis 60 Millimeter problemlos stemmen. Die Körnung von ein bis fünf Millimeter ist besonders lagestabil und benötigt kein Wasser oder Bindemittel. Außerdem weisen die mineralisierten Holzspäne schall- und wärmedämmende Eigenschaften auf, sind wiederverwendbar, schwer entflammbar (gemäß Klasse Bfl-S1) und einfach zu verarbeiten.

Bahn für Bahn wurde die Schüttung aufgebracht, um das Niveau des Bodens auszugleichen.
Foto: Jupiter Heating Systems
Die Schüttung übernahmen die Profis von Jupiter. Erst wurden kleine Abschnitte abgetrennt und mittels Lehren auf ein Niveau gebracht. Danach wurde das CW 1000 säckeweise eingebracht und mit einem Abziehblech oder einer Richtlatte geglättet.
Direkt darauf, und teilweise zeitgleich, folgte bereits der Aufbau der ökologischen Fußbodenheizung von Swisspor Deutschland (ehemals Herotec GmbH). Dafür kamen Platten (SwissporDry Green) mit den Maßen 1 000 mal 500 Millimeter zum Einsatz. Sie sind mit einem Raster aus Rillen in Abständen von 125 Millimetern ausgestattet. Darin ließen sich die Alu-Verbundheizrohre schnell wie präzise im gewünschten Mäanderverlauf ausrichten und zügig von Jupiter verlegen.

Direkt auf die Ausgleichsschüttung konnten die Holzfaserplatten verlegt werden. Die Mäander-Verlegung erfolgte in die eingefrästen Rillen.
Foto: Jupiter Heating Systems
Die Grundplatten bestehen aus recycelbaren Holzfasern ohne Klebstoffe. Bei einer Materialdichte von 170 kg/m³ besitzen sie eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit von 0,044 W/(m • K) und schnelle Reaktionszeiten. Ergänzt um Wärmeleitlamellen aus Aluminium erreichen die Elemente eine Aufbauhöhe von nur 30 Millimetern, passend für extradünne Rohre der Dimension 16 mal zwei Millimeter und optimal für das Vorhaben in Warwick.
Bevor der neue Holzfußboden verlegt werden konnte, fehlte noch eine Lastverteilschicht. Sie ermöglicht eine gleichmäßige Lastverteilung. Zudem stabilisiert diese Schicht zusätzlich den Boden. Normalerweise wäre hier Nass-Estrich die gängige Wahl. Da jedoch im historischen Gebäude zum Schutz der Bausubstanz auf zusätzlichen Feuchtigkeitseintrag verzichtet werden musste, entschied sich Jupiter für den trockenen, umweltfreundlichen und robusten Estrichziegel der Leipfinger-Bader GmbH. Der „Estrichziegel Naturrot unglasiert“ ist eine schnell begehbare und energieeffiziente Lösung, die durch einfache Verlegung, hohe Wärmeleitfähigkeit, natürliche Robustheit und bis zu 30 Prozent Heizkostenersparnis überzeugt.

Die Lastverteilschicht aus Estrichziegeln ist eine rasch trocknende, schnell begehbare und energieeffiziente Lösung.
Foto: Jupiter Heating Systems
Alle Baustoffe recycelbar
Neben den grundlegenden Vorteilen der Fußbodenkomponenten, wie sinkende Betriebskosten, hoher Wärmekomfort und bleibende mittelalterliche Ästhetik dank unter anderem geringer Höhen – ist der gesamte Bodenaufbau äußerst ökologisch und nachhaltig. Das gilt für die wiederverwendbaren mineralisierten Holzhackschnitzel als Ausgleichsmasse ebenso wie für die recycelbaren Holzfaserplatten der Fußbodenheizung. Auch die aus hauptsächlich natürlichen Materialien hergestellten Estrichziegel können wiederverwendet werden. Alle Produkte verfügen über hervorragende Eigenschaften und Effizienz, sind zudem langlebig und – wie in dem Fall des Lord Leycester Hospital gewünscht – nicht anfällig für Feuchtigkeit.




