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BDH-Absatzstatistik für das erste Quartal 22.05.2025, 13:21 Uhr

Heizungsmarkt: Trendwende oder Allzeittief?

Noch immer herrscht Verunsicherung beim Verbraucher. Damit die Wärmewende in deutschen Heizungskellern dennoch möglichst schnell gelingen kann, möchten Verbände und Unternehmen Orientierung bieten. Dabei werden Statistiken aber durchaus unterschiedlich interpretiert, wie im Falle der aktuellen Heizungs-Absatzzahlen.

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In deutschen Heizungskellern besteht dringender Handlungsbedarf, wenn die Wärmewende zeitnah gelingen soll. Die Heizungs-Absatzstatistik für das erste Quartal 2025 weist nur für Wärmepumpen- und Biomasse-Systeme prozentuales Wachstum aus. Foto; Panthermedia / DenBoma

Im Volksmund heißt bezogen auf die Aussagekraft von Erhebungen: „Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.“ Dabei ist es gar nicht zwingend nötig kriminelle Energie in die Manipulation der ermittelten Werte zu investieren. Jedes Zahlenmaterial kann unterschiedlich interpretiert werden. Ein Beispiel: Die Absatzstatistik für den deutschen Heizungsmarkt, die der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) unlängst für das erste Quartal 2025 präsentiert hat. Während der Kölner Verband vor einer schwarzen Zukunft warnt (Zitat: „2025 droht schwächster Absatz seit zehn Jahren“), stellt Industrievertreter Stiebel Eltron in Hinblick auf die gleiche Absatzstatistik ein Teilergebnis, bezogen auf die Wärmepumpentechnologie, in den Vordergrund: „Q 1-Zahlen 2025 des BDH zeigen Trendwende beim Verbraucherverhalten“. Doch was sagen die Zahlen tatsächlich aus?

Weniger verkaufte Heizungen als im ersten Quartal 2024

Aus der BDH-Absatzstatistik geht hervor: Bezogen auf alle am Markt verfügbaren Technologien, verläuft die Heizungsmodernisierung weiter stockend. Nachdem der Absatz im Jahr 2024 bereits um 46 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen war, setzten die Hersteller im ersten Quartal 2025 über alle Technologien hinweg 32 % weniger Heizungen ab als noch im Vorjahreszeitraum. In absoluten Zahlen entspricht dies 147.000 Geräten. Im Vergleich dazu waren es im ersten Quartal 2024 noch 217.500 Heizungen. Fakt ist aber auch, dass der Anteil von Wärmepumpen am gesamten deutschen Heizungsmarkt im ersten Quartal bei 42 % lag – ein absolutes Allzeit-Hoch.

Einbrüche beim Absatz von Öl- und Gasheizungen, Zuwächse bei Biomasse

Schaut man sich die Zahlen im Detail an, gibt es aber durchaus bemerkenswerte Unterschiede. Tiefrot sind die Zahlen für Gasheizungen (minus 48 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum, 73.000 verkaufte Geräte) und Ölheizungen (minus 81 % gegenüber dem 1. Quartal 2024, nur 5.500 verkaufte Heizungen). Fast so stark wie die prozentualen Werte bei den Ölheizungen gefallen sind, sind sie im Bereich Biomasse gestiegen. Hier verzeichneten die Analysten des BDH über alle Biomasse-Technologien hinweg ein Plus von 71 %. Die genauen Zahlen: Scheitholz plus 22 %, Pellet plus 121 %, Kombi-Kessel plus 107 % und Hackschnitzel plus 13 %. Insgesamt wurden demnach im ersten Quartal 6.500 Biomasseheizungen abgesetzt.

Um die klimapolitischen Ziele für den Gebäudesektor zu erreichen, bewege sich der Gesamtmarkt auf zu niedrigem Niveau, so der BDH. Dies bestätigte auch eine erste Prognose, die der Verband für das laufende Jahr abgegeben hat. Demnach könnte es in diesem Jahr bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen im Vergleich zum bereits schlechten Vorjahr einen weiteren Absatzeinbruch zwischen drei und 13 % geben. Das wäre das schlechteste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre.

Wärmepumpen: Trend zur Wärmewende erkennbar, Verkaufszahlen ausbaufähig

Und wie steht es um die Wärmepumpe? Der BDH verweist hier auf ein Plus von 35 % gegenüber dem schwachen Vorjahr. In absoluten Zahlen wurden in Q1 62.000 Einheiten abgesetzt (58.000 Luft-Wasser-Wärmepumpen, 3.500 Sole-Wasser-Wärmepumpen und 500 Wasser-Wasser-Wärmepumpen beziehungsweise sonstige Varianten). Wenngleich damit das Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr schwer erreichbar scheint, freut man bei Stiebel Eltron über eine „Trendwende beim Verbraucherverhalten“. Dieses habe sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet. Laut einer im Dezember vorgestellten, repräsentativen Umfrage, die ein Marktforschungsinstitut im Auftrag des Holzmindener Unternehmens durchgeführt hatte, lehnen 70 % der Kunden eine Ölheizung und 60 % den Einbau eines Gas-Wärmeerzeugers ab. „Ohne Wärmewende wird die Energiewende in Deutschland nicht gelingen – deswegen sind die neuesten Zahlen eine gute Nachricht, was den Anteil der Wärmepumpen angeht, die unabhängig machen von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas“, so Heinz-Werner Schmidt, Geschäftsführer von Stiebel Eltron. „Der 42-Prozent-Marktanteil der Wärmepumpe im Wettlauf der Wärmeerzeuger im ersten Quartal 2025 zeigt, dass die Wärmewende jetzt stattfindet“ sagt Schmidt. Im gesamten Jahr 2024 habe die Quote noch bei 27 % gelegen, vor zehn Jahren seien es gerade mal acht Prozent gewesen.

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Von BDH / Marc Daniel Schmelzer