Innovationen aus der Solarbranche 12.06.2021, 07:50 Uhr

Nominierte für den Intersolar Award stehen fest

Wer sichert sich in diesem Jahr die renommierte Auszeichnung? Die Veranstalter der Münchener Fachmesse haben jetzt die Finalisten des diesjährigen Intersolar Awards bekannt gegeben.

Die ursprünglich für den Sommer geplante Präsenzmesse musste Corona-bedingt abgesagt werden, der alljährliche Branchen-Preis wird dennoch vergeben. Im Rahmen der „The smarter E Industry Days“ am 21. Juli sollen die Gewinner des diesjährigen Intersolar Awards geehrt werden. Hier sind die Nominierten (in alphabetischer Reihenfolge):

  • DuPont Teijin Films (Luxemburg) geht mit ihrem Produkt „Mylar UVHPET“, einer Rückseitenfolie für das Solarmodul, ins Rennen um die Auszeichnung. Das sogenannte „Backsheet“ besteht aus 33 % recyceltem PET, das durch einen speziellen chemischen Prozess in das Monomer BHET zerlegt wird. Die Eigenschaften des BHET sind absolut identisch zu nicht-recyceltem Material.
  • Die Goldbeck Solar GmbH mit Stammsitz im baden-württembergischen Hirschberg an der Bergstraße tritt mit einer modularen, bogenförmig ausgeführten Unterkonstruktion für PV-Module an. Das „MarcS“ (Modular Arc System) ermöglicht eine Nutzung der Flächen unter den Solarmodulen, beispielsweise durch Landwirtschaft. Die Bogenkonstruktion kann auf Schienen verschoben werden, um gezielt Flächen abzudecken oder freizugeben. Der gesamte Aufbau ist skalierbar, versetzbar und kann auch automatisiert montiert werden. In einer wasserdichten Ausführung kann zudem Regenwasser gesammelt und gespeichert werden.
  • Die chinesische Jiangsu GoodWe PowerSupply Technology Co., Ltd. macht sich mit ihrer Hybrid-Wechselrichter-Serie „GE GEH 5–10K Series“ ebenfalls Hoffnung auf den Award. Die Wechselrichter mit Backup-Funktion bei Netzunterbrechungen bieten zahlreiche Sicherheitsfeatures und orientieren sich eng an den Bedürfnissen der australischen und brasilianischen Märkte im Heimanlagen-Bereich.
  • Ebenfalls zu den nominierten Produkten zählt das „Solar Car Roof“ von LG Electronics (Südkorea). Das besondere an dem Solarmodul: Die Solarzellen wurden in die gewölbte Form eines Autodach-Glases integriert und gezielt gegen besondere Belastungen oder Beschädigungen geschützt. Beim Design achteten die Entwickler auf ein möglichst konsistentes Aussehen des Autodachs, die Zellverdrahtung ist nicht sichtbar. Nach Firmenangaben liefert das Modul genug Strom, um mit dem E-Fahrzeug pro Jahr bis zu 1.500 Kilometer zurückzulegen.
  • Das „Hi-MO5“, ein bifaziales PV-Modul der chinesischen LONGi Solar Technology Co.  Ltd., steht auch auf der Liste. Das auf Basis der PERC-Technologie vor allem für große Solarparks entwickelte Modul nutzt Gallium-dotiertes Wafermaterial und spezielle Verbinder-Bändchen. Ersteres führt nach Herstellerangaben zu geringeren Leistungsverlusten im Laufe der Jahre, die Bändchen ermöglichen eine dichtere Platzierung der Solarzellen und damit eine Erhöhung des Wirkungsgrades auf 21,3 %.
  • Die Maxeon Solar Technologies Ltd. ist mit dem „Maxeon Air“ dabei. Das seit Jahren marktgängige Modul ist durch den Verzicht auf Glas und Aluminiumrahmen jetzt nochmals leichter geworden. Die Gesamtdicke ist auf vier Millimeter geschrumpft. Dies erlaubt den Einsatz auf Dächern mit begrenzter Last. Zusätzlich ist das Modul bereits fabrikseitig mit einer Klebstoffschicht auf der Rückseite ausgestattet, was eine einfache Installation ohne Unterkonstruktion ermöglicht.
  • Ein weiterer Anwärter: Das „Solar Cladding“ von Mitrex Building Integrated Solar Technology. Hier sind kristalline Silizium-Solarzellen zwischen einen leichten und dennoch stabilen Aluminiumträger mit Wabenstruktur und einer individuell gestaltbaren Glasscheibe eingebettet. Dieser Aufbau eignet sich prinzipiell ebenso für Verkleidungen wie für vorgehängte hinterlüftete Fassaden. Zudem bieten die Chinesen ihren Kunden verschiedene Optionen an: Das System kann komplett gekauft werden, man kann es als Eigentümer betreiben oder die Systemkosten einsparen und die Einnahmen aus dem Stromverkauf teilen.
  • Der Hersteller Sungrow Power Supply stellt mit dem „SG3125HV-30“ einen Outdoor-Zentralwechselrichter mit gehobenen Leistungsdaten vor. Hervorzuheben sind dabei der hohe Wirkungsgrad sowie die Nennleistung von 3.437 Kilovoltampere bei kompakten Gerätemaßen. Die Fähigkeit zum ungestörten Betrieb auch bei hohen Temperaturen und schwachen Netzanschlusspunkten ermöglicht den Einsatz auch an herausfordernden Standorten.
  • Die Schweizer Trina Solar AG tritt mit zwei Produkten an: Der „Agile 1P“ ist ein einachsiges, witterungsresistentes Nachführungssystem mit zwei Reihen. Auf dem Tracker können Module mit einer Leistung von bis zu 670 Watt verbaut werden. Durch die zweireihige Ausführung und die dadurch reduzierte Länge eignet sich das System auch für den Einsatz in schwierigem Gelände. Die Steuerungssoftware mit einem selbstlernenden Algorithmus ermöglicht eine Optimierung des Energieeintrags beispielsweise beim Einsatz bifazialer Module. Das zweite Produkt der Schweizer sind die Wafer der Trinas „Vertex“-Reihe (Kantenlänge: 210 Millimeter!). Um Verluste durch elektrische Widerstände dennoch möglichst gering zu halten, werden diese Wafer mittels eines Laserschneideprozesses gedrittelt und anschließend mit mehreren Busbars verschaltet. Die Vertex S Ultra-High Performance Module für Dächer erreichen nach Unternehmensangaben Leistungen von bis zu 405 Watt peak bei einer Größe von 1.754 mal 1.096 Millimeter sowie einen Wirkungsgrad von 21,1 %.

Mehr Leistung: Wechselrichter und Module im Wandel

Die Finalisten stehen stellvertretend für eine sich wandelnde Branche: Bei Wechselrichtern werden Vielfalt und Diversifizierung immer wichtiger. Neben reinen Photovoltaik-Wechselrichtern liegen auch Batterieumrichter und Hybrid-Geräte für den Residential-Bereich weiterhin im Trend. Bei den Zentralwechselrichtern überwiegen inzwischen die Leistungsklassen vier bis sieben Megawatt. In der mittleren Leistungsklasse gibt es mittlerweile Stringwechselrichter mit über 150 Kilowatt. Auch der Bereich der Photovoltaik-Modultechnologie steht im Zeichen der Diversifizierung. Ziel ist es, neben Dächern und Freiflächen auch andere bereits genutzte Flächen zu erschließen. So gibt es vermehrt Lösungen für die Integration in Gebäuden, Fassaden, Fahrzeugen und Infrastruktur. Auch der Bereich der Agri-Photovoltaik, also die Kombination von Photovoltaik mit der landwirtschaftlichen Nutzung von Flächen, wächst weiter an. Mit einem technischen Potenzial der Agri-PV von rund 1.700 Gigawatt alleine in Deutschland stoßen innovative Produkte auf ein breites und interessiertes Publikum. Beispielsweise sind bifaziale Solarzellen für diesen Anwendungsbereich stark im Kommen. Hocheffiziente Zellen und Module sorgen für immer höhere Wirkungsgrade, so erreichen Zellen auf Basis der Heterojunction-Technologie mittlerweile Wirkungsgrade von über 24 %. Auch die Leistung und Größe von Zellen und Modulen nehmen weiter zu. 

Eine hohe Variation an Produkten und Innovationen zeigt auch der Bereich der Systemtechnik. Bei Montagesystemen für Anlagen auf Schrägdächern in Regionen mit entsprechenden Schneelastzonen hat sich der Einsatz von Metalldachplatten bewährt. In Kombination mit Dachhaken sorgt dies trotz Wind, Schnee und anderen Umwelteinflüssen für eine stabile und langlebige PV-Anlage. In Regionen mit starker direkter Sonneneinstrahlung hingegen setzen Projektentwickler bei großen Solarkraftwerken weiterhin verstärkt auf einachsige Trackingsysteme, teilweise in Kombination mit großen bifazialen Modulen. Im Bereich der E-Mobilität gibt es immer mehr Fahrzeughersteller, die Photovoltaik zur Bereitstellung von Energie für Hilfssysteme wie Klimaanlagen oder als Reichweitenverlängerung einsetzen. Zudem gibt es Systeme, die Fahrzeuge im privaten und öffentlichen Bereich intelligent mit PV-Strom laden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bundesförderung für effiziente Gebäude: Schon über 100.000 Anträge eingegangen

KIT und DLR: Verbundprojekt zu thermischen Großspeichern

Reallabore proben die Energiewende

Von Marc Daniel Schmelzer