Fraunhofer begleitet Aufbau von PV-Produktion in Andalusien
Sonnenenergie ist eine maßgebliche Ressource für das Gelingen der Energiewende. Die zu ihrer Verwertung nötige Technik wird vorwiegend in Asien produziert. Ein Projekt in Sevilla will nun unter Beweis stellen, dass eine wirtschaftliche Produktion von Photovoltaik auch in Europa möglich ist.

Die Kraft der Sonne durch Produkte "Made in Europe" nutzen: Das Fraunhofer ISE unterstützt den Aufbau einer PV-Produktion im spanischen Sevilla.
Foto: panthermedia.net/Petkov
Während bei der Forschung und Entwicklung für Solarzellen und -module Deutschland und Europa nach wie vor führend sind, hat sich die Produktion in den vergangenen zehn Jahren immer mehr nach Asien verlagert. Zunehmend aber kommt Bewegung in den Markt: Nachhaltige Produktionskriterien gewinnen an Bedeutung, die Transportkosten steigen. Eine regionale Produktion sei heute wirtschaftlich möglich, ist man deshalb beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) überzeugt. Die Freiburger begleiten in Andalusien ein Projekt des neu gegründeten Unternehmens Greenland: In Sevilla soll eine vertikal integrierte Photovoltaik-Produktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Material über Wafer und Solarzelle bis zum Solarmodul – entstehen. Größenordnung: Fünf Gigawatt pro Jahr. Von der Planung der Fabrik über die technische Begleitung bis hin zur gemeinsamen Entwicklung von fortschrittlichen Zelltechnologien ist das Fraunhofer ISE beteiligt.
Regionale Produktion von PV: Studie belegt wie es wirtschaftlich funktionieren kann
Im Auftrag des VDMA hatte das Fraunhofer ISE im Jahr 2019 eine Studie erstellt, die die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen PV-Industrie analysiert. Eine wichtige Erkenntnis: Niedrige Herstellungskosten können bei einer lokalen/regionalen Produktion in Europa nur dann erreicht werden, wenn eine Fabrik über eine entsprechende Mindestgröße verfügt. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Angesichts der heute niedrigen Fertigungskosten von weniger als 20 Cent pro Watt Peak, steigt der Anteil der Transportkosten für Module, ebenso wie für Teilkomponenten. Mittlerweile betragen sie fast 10 %. Eine lokale Produktion nahe am Zielmarkt sowie der Aufbau einer lokalen Wertschöpfungskette seien daher essenziell für die Rentabilität einer europäischen PV-Produktion und die Unabhängigkeit von Importen. Darüber hinaus könne Europa bei einer fairen Bepreisung von CO2-Emissionen seine Vorteile durch einen wesentlich niedrigeren CO2-Footprint der Module aufgrund des europäischen Strommixes gegenüber asiatischen Importen ausspielen, so die Autoren der Analyse.
Projekt mit Signalwirkung für PV-Produktion in Europa
Die Studienergebnisse sowie die günstigen politischen Rahmenbedingungen durch den „Green Deal“ der EU haben die Verantwortlichen in der Provinz Andalusien und bei der Stadt Sevilla überzeugt, eine regionale PV-Produktion aufzubauen und die Ansiedlung in einer Freihandelszone im Hafen von Sevilla zu unterstützen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll die neu gegründete Firma Greenland Gigafactory den Aufbau der Fabrik realisieren. Bei der Technologie-Wahl für den Firmenstart setzt Greenland auf derzeitige State-of-the-Art. Im Fokus stehen monokristalline Siliciumwafer im Format M10 für Passivated Emitter and Rear (PERC) Solarzellen, die in multibusbar verschalteten Halb- und Tripelzellmodulen von mindestens 540 W Leistung verbaut werden. Professor Andreas Bett, Institutsleiter am Fraunhofer ISE, hofft auf die Signalwirkung des Projekts. Europäische Firmen und Investoren hätten hier erkannt, dass der Zeitpunkt gekommen sei, um neben der Technologie auch die industrielle Souveränität auf dem Gebiet der Solarenergie nach Europa zurückzuholen. „In europäischen Forschungszentren werden derzeit einige der weltweit fortschrittlichsten Technologien entwickelt, die höchste Wirkungsgrade erzielen und damit zu Flächenreduktion und Materialeinsparung führen, aber auch nachhaltige Produktionstechnologien unter Berücksichtigung von Kreislaufwirtschaft und Recycling“, berichtet Bett. Er ist überzeugt: „Die Förderung von Investitionen in diese Schlüsseltechnologien auf EU-Ebene wird die europäische Führungsrolle in strategischen Schlüsseltechnologien ausbauen.“
Deutschland wird Mitglied der Internationalen Solarallianz
In diesen Kontext passt auch eine aktuelle Meldung aus Berlin: Mitte vergangener Woche hat das Bundeskabinett dem Beitritt Deutschlands zu der im Jahr 2015 gegründeten Internationalen Solarallianz (ISA) zugestimmt. Die derzeit 75 Mitglieder starke Organisation wurde mit dem Ziel gegründet, den Ausbau der Solarenergie zu beschleunigen. Deutschland hatte bereits vor einiger Zeit Interesse bekundet, Mitglied der ISA zu werden. Allerdings stand dem bisher eine geografische Mitgliedschaftsbeschränkung entgegen, die es nur „sonnenreichen“ Staaten mit Territorien nahe des Äquators erlaubte, Mitglied der Organisation mit Hauptsitz in Neu Delhi zu werden. Diese Einschränkung wurde im Januar 2021 aus dem Rahmenvertrag gestrichen. „Nur gemeinsam mit internationalen Partnern und in starken internationalen Organisationen können wir die globale Energiewende vorantreiben und nachhaltig gestalten“, so der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, anlässlich der Ratifizierung. Bis 2030 strebt die ISA weltweit den Zubau von 1.000 Gigawatt Solarkapazität einschließlich der Mobilisierung der hierfür erforderlichen Finanzierung an.
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