Fraunhofer-Ausgründung unterstützt bei Agri-Photovoltaik
Forschende sind sich sicher: Agri-Photovoltaik kann die Energiewende erheblich vorantreiben. Doch häufig hapert es bei der Umsetzung. Nun hilft eine Fraunhofer-Ausgründung auf dem Weg von der Theorie in die Praxis.

Diese Agri-PV-Anlage mit nachgeführten PV-Modulen über jungen Apfelbäumen ist Teil der Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg, einem Projekt, das vom Fraunhofer ISE geleitet wird.
Foto: Fraunhofer ISE
Ende Mai machte das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE auf die Ausgründung aufmerksam: Die Diveo GmbH soll landwirtschaftliche Betriebe bei Planung, Bau und Monitoring ihrer Agri-Photovoltaik-Anlage unterstützen. „Eine spannende Konstellation“, so Professor Dr. Andreas W. Bett, Leiter des Fraunhofer ISE, „Denn bei Diveo kombinieren wir unsere wissenschaftliche Expertise aus dem Institut mit erfolgreicher Start-up-Erfahrung aus dem Energiemarkt.“ Die Ausgründung wird unter anderem von zwei Alumnis des Instituts aufgebaut, die jeweils bereits Spin-Off-Erfahrung mitbringen.
Welche Vorzüge bietet Agri-PV?
Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bezeichnet eine Kombination von landwirtschaftlicher Nutzung und Solarstrom-Erzeugung auf der gleichen Fläche. Sie reduziert die Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen und trägt zu einer effizienteren Landnutzung bei. Die Solarstromerzeugung schafft darüber hinaus eine stabile zusätzliche Einkommensquellen für Landwirtschaftsbetriebe und erhöht damit die Resilienz vieler Höfe gegenüber Ernteausfällen. Ein weiterer Vorteil: Die unter Agri-PV wachsenden Pflanzen sind gegen Hagel, Frost und Dürre geschützt, der Wasserverbrauch der Landwirte wird reduziert.
Co-Location: Erzeugung und Speicher an einem Standort
Das jetzt neu gegründete Start-up plant und baut Agri-PV-Anlagen in Kombination mit Batteriespeichersystemen an einem Standort – sogenannte Co-Location-Projekte. Die aktuellen Projekte werden entsprechend der individuellen Stromnetz-Gegebenheiten als Erzeugungsanlagen mit Grau- oder Grünstromspeichern umgesetzt. „Dabei nutzen wir vor allem die Lichtsimulationen und Pflanzenverschattungsanalysen des Fraunhofer ISE für die Anlagenauslegung“, berichtet Diveo-Geschäftsführer Kai Klapdor. „Von hochaufgeständerten statischen Ost-West Agri-PV-Anlagen im Obstbau bis zu nachführenden Trackeranlagen im Ackerbau und Dauergrünland kommen verschiedene Anlagentypen zum Einsatz. Je nach Gegebenheit rentieren sich unterschiedliche Anlagen für alle Stakeholder wie Flächenbesitzer, Gemeinden, Landwirtschaftsbetriebe sowie Investoren“, erläutert Klapdor.
Langjährige Expertise im Hintergrund
Am Fraunhofer ISE forscht eine mittlerweile 70-köpfige Gruppe seit mehr als zehn Jahren zu Agri-Photovoltaik. Etliche Anlagen wurden seither auf den Weg gebracht. So baut und beforscht ein Konsortium aus 13 Projektpartnern unter Leitung des Fraunhofer ISE beispielsweise im Rahmen des Forschungsprojekts „Modellregion Agri-Photovoltaik für Baden-Württemberg“ mehrere Agri-Photovoltaik-Pilotanlagen. Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass nicht nur die unter den Anlagen gebauten Kulturen von der teilweisen Verschattung profitieren: Dank der Kühlung durch die Pflanzen produzieren die PV-Module auch mehr Strom als zunächst angenommen.
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