Die Bedeutung von Sonnenenergie für Wärmenetze wächst
Photovoltaik-Anlagen auf privaten Dächern sind längst keine Seltenheit mehr. Doch auch bei der Speisung lokaler Wärmenetze nimmt die Bedeutung der solaren Energiegewinnung in Deutschland stetig zu.

Mit 14.800 Quadratmeter Kollektorfläche ist die Solarthermieanlage in Ludwigsburg/Kornwestheim die derzeit größte in Deutschland.
Foto: Guido Bröer
In der Gunst des Verbrauchers sinken fossile Energieträger wie Kohle, ganz zu schweigen von der Atomkraft, schon lange. Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch. Sie können lokal gewonnen werden, schonen das Klima und bescheren dem Endkunden niedrige Jahresabrechnungen – Argumente, die Privatpersonen überzeugen und auch bei immer mehr Kommunen auf offene Ohren treffen. Die Folge: Deutsche Energieversorger entdecken derzeit die Sonnenenergie als zusätzliche Quelle für ihre Wärmenetze.
Experten schätzen Marktpotenzial von solaren Wärmenetzen dreihundertmal höher
Nach Zahlen des Steinbeis Forschungsinstituts Solites wurden 2019 bundesweit insgesamt 35.000 Quadratmeter thermische Solarkollektorfläche für Wärmenetze neu installiert, die erzeugte Leistung wuchs im gleichen Zeitraum um 50 %. Aktuell stehen damit in Deutschland etwa 70 Megawatt thermische Solarleistung für die Fernwärme bereit. Experten gehen allerdings davon aus, dass das Marktpotenzial damit noch nicht einmal annähernd erreicht ist: 20 Gigawatt, dreihundertmal so viel wie bisher installiert, seien denkbar.
Vorteile solarer Wärmenetze
Was die im ersten Moment utopisch klingende Prognose plausibel macht, sind die zahlreichen Argumente, die für eine verstärkte Einspeisung von Sonnenenergie in die Wärmenetze sprechen: Solarthermische Großanlagen helfen den CO2-Austausch weiter zu reduzieren, ohnehin ist die Akzeptanz erneuerbarer Energie in der Bevölkerung sehr hoch – noch höher, wenn die Energie auch noch vor Ort erzeugt wird. Hinzu kommen finanzielle Vorteile: Preisschwankungen, die sich negativ auf die Abrechnung auswirken, sind nahezu ausgeschlossen, niedrige Wärmekosten hingegen weitgehend garantiert.
Baden-Württemberg Vorreiter bei solaren Wärmenetzen
Vorreiter bei der Erzeugung solarer Energie für die heimischen Wärmenetze ist der Südwesten Deutschlands: 47 % aller hierzulande derzeit in Betrieb oder Realisierung befindlichen solarthermischen Großanlagen stehen in Baden-Württemberg. Vier Anlagen mit rund 5.400 Quadratmeter Kollektorfläche sind hier alleine in den vergangenen Jahren ans Netz gegangen. Hinzu kommt demnächst die dann größte Solarthermieanlage Deutschlands, die aktuell mit 14.800 Quadratmetern Kollektorfläche in Ludwigsburg unmittelbar vor der Fertigstellung steht. Zudem ist es in Randegg am Bodensee gelungen, die bundesweit erste solare Nachrüstung eines Biomasse-Wärmenetzes erfolgreich umzusetzen.
Dänemark bei solaren Wärmenetzen europaweit Nummer 1
Trotz der beeindruckenden Zahlen schaut man, wenn es um die solare Nutzung für Wärmenetze geht, auch in Baden-Württemberg gen Norden: Dänemark ist in diesem Bereich bereits seit vielen Jahren Vorbild für alle Länder Europas. Wenngleich unsere skandinavischen Nachbarn deutlich weniger Sonnenstunden verzeichnen können, nutzen sie die gewonnene Energie umso effizienter. Solarthermieanlagen sind hier in mehr als 100 Städten im Einsatz. Der Anteil der Sonnenenergie an der Fernwärmeversorgung liegt dabei zwischen 15 und 60 %.