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Elektromobilität 30.04.2021, 09:44 Uhr

E-Autos laden Strom für 100 Kilometer in nur fünf Minuten

Nahe dem Kamener Kreuz errichtet EnBW Europas größte Schnellladestation. Sie ist für 52 E-Fahrzeuge ausgelegt und für alle E-Autos gedacht. Doch nur die neuesten Modelle können das üppige Leistungsangebot von 300 kW voll ausschöpfen.

Am Kamener Kreuz baut EnBW Europas größten Schnellladepark. Ende des Jahres können dort über 50 Autos gleichzeitig schnellladen. Bild: EnBW

Am Kamener Kreuz baut EnBW Europas größten Schnellladepark. Ende des Jahres können dort über 50 Autos gleichzeitig schnellladen. Bild: EnBW

An den neuesten Schnellladestation des Karlsruher Stromversorgers EnBW können bestimmte E-Autos innerhalb von fünf Minuten Strom für die nächsten 100 km tanken. Das geht, weil die Ladesäulen üppige 300 kW bereitstellen. Noch in diesem Jahr kommt der europaweit größte Ladestationen-Park dazu. Nahe dem Kamener Kreuz, dem Schnittpunkte der Autobahnen 1 und 2, sollen ab Herbst gleich 52 E-Autos gleichzeitig mit zertifiziertem Ökostrom versorgt werden. Ein bisschen davon kommt vom Dach der riesigen Station. Die dort installierte Solaranlage hat eine Spitzenleistung von 120 kW.

Volle Leistung nur für wenige Autos

Zwar lassen sich am Kamener Kreuz die Batterien aller E-Autos aufladen, doch nur wenige können die volle Leistung in Anspruch nehmen, also ruckzuck wieder auf der Straße sein. Neben dem Modell 3 von Tesla sind das unter anderem der Audi e-tron, der Porsche Taycan, der VW ID.3, der Ford Mach-E und der Polestar 2 des schwedischen Unternehmens Polestar. Die Ladestation stellt sich auf die jeweiligen Autos ein. Manche vertragen nur eine geringe Leistung, bei anderen heißt es „volle Pulle“. Daher dauert es bei älteren Fahrzeugen schnell mal zwei Stunden oder mehr, ehe deren Batterien aufgeladen sind, während die Akkus moderner Autos manchmal schon nach 30 Minuten wieder voll sind.

+++ Checkliste: So planen Sie die Ladestation für Ihr Elektroauto +++

Ältere Fahrzeuge werden meist an Wechselstromquellen angeschlossen. Diese Autos sind mit Leistungselektronik ausgestattet, die den Wechselstrom in Gleichstrom mit der benötigten Spannung umformt. Diese Elektronik ist der begrenzende Faktor für die maximale Leistung, die sich übertragen lässt. Moderne Stromer „tanken“ Gleichstrom, der bereits die richtige Spannung hat. Das funktioniert allerdings längst nicht an allen Säulen. An denen, die nahe dem Kamener Kreuz aufgebaut werden, allerdings schon.

Reichweite spielt eine entscheidende Rolle

Bei der Entscheidung für oder gegen ein E-Auto spielt die Reichweite eine entscheidende Rolle, außer bei Menschen, die das Fahrzeug nur für Kurzstrecken nutzen wollen. Die hängen es am Abend an die heimische Steckdose, sodass die Batterien am nächsten Morgen wieder prall gefüllt sind. Wer aber Urlaubsfahrten oder Langstrecken aus anderen Gründen plant, wünscht sich ein Auto, das nicht alle paar 100 km stundenlang aufgeladen werden muss.

+++ Batteriefabriken schießen wie Pilze aus dem Boden +++

Die Hersteller haben da was zu bieten. EnBW hat eine Hitliste der Fahrzeuge mit der üppigsten Reichweite zusammengestellt, die allerdings auf den Angaben der Hersteller beruhen. Die reale Reichweite kann erheblich darunter liegen, weil sie vor allem von zwei Faktoren abhängt. Zunächst spielt die individuelle Fahrweise eine Rolle. Wer starkes Beschleunigen liebt und gern mit hohem Tempo fährt kommt längst nicht so weit wie der, der sanft dahinrollt. Noch größeren Einfluss hat das Wetter. An kalten Tagen, wenn die Dienste der Heizung gefordert sind, kann die Reichweite um mehr als 10 % sinken.

Teslas Modell S an der Spitze

Nach Angaben von EnBW kommt das Tesla-Model S auf eine Reichweite von 650 km, gefolgt von Fords Mustang Mach E mit 60  km. Platz 3 nimmt der VW ID.3 mit 550 km ein. Unter den zehn besten E-Autos ist der Audi e-tron mit 420 km das Schlusslicht, noch hinter dem Porsche Taycan, der auf 450 km kommt. Das teuerste Fahrzeug, den Polestar 2, gibt es ab 93 800 €. Die günstigsten sind der VW ID.3 und der Hyundai Kona Elektro, die ab 42 000 € zu haben sind. Der Staat übernimmt davon allerdings diverse Tausender.

Von Wolfgang Kempkens