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Energiegeladener „Digital Fitness Check“ 21.06.2022, 08:00 Uhr

Wie digital-fit ist Ihr Unternehmen?

Der Umgang mit der Digitalisierung hat unbestritten Auswirkungen auf den Erfolg von Energieversorgern. In welchen Unternehmensbereichen nachgesteuert werden sollte und wo man gut aufgestellt ist, kann nun selbst ermittelt werden: mit der Online-Lösung „Digital Fitness Check” des Bundesverbands der Energiemarktdienstleister e. V (BEMD).

Foto: PantherMedia/scanrail

Foto: PantherMedia/scanrail

Bei der Digitalisierung handelt es sich um mehr als die bloße Überführung von Informationen und Daten in digitale Formate. Sie ist Auslöser und Treiber einer tiefgreifenden Transformation, die das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben durchdringt und nicht vor den Branchengrenzen der Energiewirtschaft Halt macht. Schon seit Jahren bemühen sich Energieversorgungsunternehmen (EVU) darum, den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten. Das Ziel sowie die bisher geleisteten Meilensteine nicht aus den Augen zu verlieren, scheint in Anbetracht der Themenvielfalt, von Datenschutz über Datensicherheit bis hin zu neuen Technologien und Softwares, kaum umsetzbar.

Das von dem Erfolg der Digitalisierung der mittelfristige Fortbestand von Unternehmen abhängen kann, lässt sich kaum anzweifeln. Mit dem Digital Fitness Check stellt der BEMD nun ein Tool zur Verfügung, das diese dabei unterstützt, die „digitale Gesundheit“ ihres Unternehmens zu evaluieren, Handlungsbedarfe zu identifizieren und drängende Schlüsselthemen zu validieren.

Check in sieben Cluster unterteilt

Der Digital Fitness Check wurde durch Fachleute der Arbeitsgruppe (AG) Innovationen des BEMD in den letzten Monaten erarbeitet und in Zusammenarbeit mit EVU erprobt und optimiert. Anwenderinnen und Anwender des Checks können vordefinierte Aussagen und Thesen anhand einer Fünf-Punkte-Skala bewerten (von „Trifft voll zu“ bis hin zu „Trifft nicht zu“).

Um eine detaillierte und themenspezifische Bewertung zu ermöglichen, wurden die Aussagen und Thesen in sieben Cluster unterteilt, die nicht nur die Erhebung der digitalen Gesundheit verständlich machen, sondern auch gezielte Ansatzpunkte für Verbesserungen sowie Optimierungen aufzeigen. Die Cluster im Detail sind:

1) Kundenzentrierung

Während die Kundinnen und Kunden in der Vergangenheit hauptsächlich durch Preisdifferenzierung angeworben und an das EVU gebunden werden konnten, erwarten die Kundinnen und Kunden von heute eine nahtlose, intuitive und digitale Betreuung über diverse Kommunikationskanäle hinweg. Daher wird im Cluster Kundenzentrierung ein genauer Blick auf die digitale Kundenbeziehung rund um Customer-Self-Service-Lösungen und beispielsweise Chatbots geworfen.

2) Digitale Angebote und Produkte

Neue, digitale Angebote und Produkte spielen eine immer wichtiger werdende Rolle, da der Wandel der EVU zu digitalen Energiedienstleistungsunternehmen im vollen Gange ist. Die Erweiterung des Portfolios um Non-Commodity-Produkte ist unabwendbar, um in einem umkämpften Markt zu bestehen, dessen Eintrittsbarrieren immer weiter aufgeweicht werden.

3) Unternehmensstrategie

Wird innerhalb eines Unternehmens die Digitalisierung nicht nur proklamiert, sondern tatsächlich vorangetrieben, findet sich diese innerhalb der Unternehmensstrategie, den Zielen und der Vision wieder. Sollte dies nicht der Fall sein, besteht dringender Handlungsbedarf.

4) IT-Strategie

Damit alle Zahnräder ineinandergreifen können, ist es zudem wichtig, die IT-Strategie auf die digitale Transformation auszurichten. Denn nur eine ausgereifte IT-Strategie kann den laufenden Betrieb mit einer bedarfsgerechten IT-Infrastruktur unter den sich wandelnden Rahmenbedingungen ermöglichen.

5) Digitale Unternehmenskultur

Für die Umsetzung von Unternehmens- und IT-Strategie ist es darüber hinaus von erheblicher Bedeutung, eine digitale Unternehmenskultur zu etablieren, in der Digitalisierung als Chance und Enabler für Verbesserungen und nicht als Risiko wahrgenommen wird. Die digitale Transformation kann und wird nur funktionieren, wenn die Mitarbeitenden diese aktiv mitgestalten wollen und dazu befähigt werden.

6) Prozessexzellenz

Ein weiterer Untersuchungsgegenstand des Digital Fitness Checks ist die Prozessexzellenz. Dieses Cluster gibt darüber Aufschluss, ob das Unternehmen bereits ausreichend auf die Optimierung und Digitalisierung, sowie die Automatisierung von Prozessen setzt. Automatisierung sollte dort, wo technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll, eingesetzt werden.

7) Hemmnisse auf dem Weg zur Digitalisierung

Abschließend werden die Hemmnisse auf dem Weg zur Digitalisierung beleuchtet. In diesem Bereich werden etwaige Hindernisse und Showstopper der Digitalisierung identifiziert, um die Unternehmen dahingehend zu sensibilisieren, für welche Herausforderungen noch Lösungen gefunden werden sollten.

Individuelle Punktzahl pro Cluster

Je nach Bewertung der einzelnen Aussagen erhält das Unternehmen eine Punktzahl, die pro Cluster aufsummiert wird. Innerhalb dieser Cluster ist die Relevanz der einzelnen Aussagen durch einen Gewichtungsfaktor abgebildet. Somit hat die Bewertung von Aussagen, die einen höheren Einfluss auf die digitale Gesundheit eines Unternehmens haben, eine größere Wirkung auf die erzielte Punktzahl. Die Ermittlung und Visualisierung der Punktzahl erfolgt clusterbezogen über ein Netzdiagramm, wie es in der Grafik beispielhaft dargestellt ist.

Ergebnis des „Digital Fitness Checks“ eines Referenzkunden. Grafik: BEMD

Das Netzdiagramm ermöglicht einen schnellen Überblick aller Cluster-Ergebnisse in Relation zu einem idealtypischen „gesunden“ digitalen Unternehmen. Zudem werden Einzelergebnisse je Cluster dargestellt sowie der entsprechende gesamte durchschnittliche digitale „Fitnesswert“. Im Beispiel liegt dieser bei rund 59 %.

Die Ergebnisse des Digital Fitness Check können als Denkanstoß oder gar als Wegweiser für die zukünftigen Digitalisierungsbestrebungen dienen. Über den Vergleich der eigenen digitalen Gesundheit mit dem anonymisierten Mittelwert aus den Auswertungen weiterer Unternehmen aus der gleichen Branche kann der eigene Digitalisierungsgrad kritisch, objektiv und auf Basis fundierter Daten hinterfragt werden.

Transparenz für Innovationen und Ausblick

Die AG Innovationen will Transparenz für Angebot und Nachfrage von Innovationen und Trends am Markt schaffen sowie konkrete Innovationsthemen untersuchen und umsetzen. Darüber hinaus fungiert die AG als Impulsgeber neuer Themenfelder und möchte bewusst eine Takt- und Signalgeberrolle einnehmen.

Neben dem Digital Fitness Check hat sich die AG bereits intensiv des Themas Robotic Process Automation (RPA) gewidmet und trotz der Bekanntheit einige interessante neue Aspekte in der konkreten Umsetzung in den Unternehmen feststellen können. Neue Themen werden gerade evaluiert; in der Auswahl sind Smart City, Künstliche Intelligenz, Hyperautomation und Task Mining sowie Trendanalysen.

Mitglieder der AG Innovationen sind Ralf Bernhard (Thüga SmartService GmbH), Malena Böing (Sprungwerk GmbH), Dirk Briese (BEMD e. V.), Sascha Caußen (evu zählwerk Abrechnungs- und Servicegesellschaft mbH), Timo Dell (rku.it GmbH), Dennis Egles (hsag Heidelberger Services AG), Leonard Hamann (Natuvion GmbH), Jörn Haußen (Gisa GmbH), Ingmar Helmers (Cronos Unternehmensberatung GmbH), Lars Heppner (enmore consulting ag), Gunther Jahn (DMS Daten Management Service GmbH), Karl Johann (enmore consulting ag), Martin Kraft (Natuvion GmbH), Christoph Lautenschläger (rku.it GmbH), Manuel Maus (Cronos Unternehmensberatung GmbH), Patrick Müller (Palmer AG), Dörte Schulte-Derne (Soluvia Energy Services GmbH), Jesko Schultes (Natuvion GmbH), Torsten Wallek (phi-Consulting GmbH) und Simon Weuthen (Cronos Unternehmensberatung GmbH).

E-world: rku.it GmbH, Halle 3, Stand 358

www.rku.it

E-world: enmore consulting ag, Halle 1, Stand 436

www.enmore.de

Von Timo Dell / Dirk Briese / Karl Johann

Karl Johann, Consultant bei der enmore consulting ag
Dirk Briese, Geschäftsführer des Bundesverbands der Energiemarktdienstleister e. V. (BEMD)
Timo Dell, Bereichsleiter Vertrieb und neue Geschäftsfelder bei der rku.it GmbH und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender sowie Leiter der Arbeitsgruppe Innovationen beim BEMD