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Wasserstoff aus erneuerbaren Energien 23.04.2020, 15:31 Uhr

Wie die Niederlande zum größten Produzenten von grünem Wasserstoff werden will

Im Nordosten der Niederlande soll Europas größtes Projekt zur Herstellung von Wasserstoff aus Erneuerbare-Energien-Strom entstehen.

Windräder

Im Rahmen des Projektes NortH2 soll in der niederländischen Nordsee ein riesiger Offshore-Windpark entstehen, der zur Wasserstoffproduktion genutzt werden soll.

Foto: panthermedia.net/Miroxxxx

Gemeinsam mit dem niederländischen Gasnetzbetreiber Gasunie und dem Hafen Groningen Seaports plant Shell Nederland in der niederländischen Provinz Groningen derzeit das sogenannte NortH2-Projekt. Demnach soll ein Mega-Windpark – geplant ist zunächst ein 3- bis 4-GW-Park im Jahr 2030 – den für die Elektrolyse notwendigen Strom liefern. Bis 2040 soll die Leistung des Windparks schrittweise auf etwa 10 GW erhöht werden. Mit dem offshore erzeugten Strom will das Konsortium dann bis 2040 rund 800.000 t Wasserstoff pro Jahr produzieren – anfangs in Eemshaven, später womöglich auch offshore.

Zunächst soll eine Machbarkeitsstudie das geplante Projekt NortH2 untersuchen. Ist das Ergebnis positiv, dann wird schon im Jahre 2027 mit den ersten Windenergieanlagen Wasserstoff produziert, so der Plan. Der Erfolg hängt allerdings unter anderem ab von

  • der Vergabe neuer Windparkstandorte in der Nordsee,
  • den Genehmigungen der Regierungen,
  • den verfügbaren Standorten für die Wasserstoffanlage bzw. -anlagen sowie
  • den endgültigen Investitionsentscheidungen der betroffenen Parteien.

Zudem geht das Konsortium davon aus, dass anfangs noch möglicherweise verfügbare nationale und europäische Subventionen notwendig sein könnten.

Mit grünem Wasserstoff die Industrie dekarbonisieren

Welche Bedeutung grüner Wasserstoff, also mit Erneuerbaren-Energien-Strom erzeugter Wasserstoff, für Europa hat, zeigen die Diskussionen und Aktivitäten nicht nur in den Niederlanden und Deutschland. Die Europäische Union plant mit ihrem „Green Deal“, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Ein kompletter Umbau der Industrie, des Verkehrs, der Landwirtschaft und eben auch der Energieversorgung ist vorgesehen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen setzt dabei unter anderem auf Wasserstoff. So verwendet die Industrie bereits heute schon große Mengen Wasserstoff, dieser wird allerdings hauptsächlich aus Erdgas hergestellt. Das soll sich nun ändern.

Genau hier setzt das NortH2-Projekt an. Die Erwartungen sind hoch. Denn Groningen soll das Zentrum des grünen Wasserstoffs nicht nur der Niederlande, sondern Nordwesteuropas werden. Dafür spricht Einiges:

  • Groningen ist die nordöstlichste Provinz der Niederlande und liegt direkt an der Nordsee. Ein erhebliches Potenzial also für große Wind-Parks.
  • Der Seehafen Eemshaven liegt an der südwestlichen Seite der Emsmündung und soll mit dem geplanten großen Elektolyseur als wichtiges Bindeglied zwischen der Wasserstofferzeugung an Land und offshore produzierter Windenergie fungieren.
  • Mit der vorhandenen Erdgasinfrastruktur von Gasunie lässt sich der grüne Wasserstoff speichern beziehungsweise in die übrige Niederlande sowie Nordwesteuropa transportieren.

„Unser Ziel ist es, Europas größte grüne Wasserstoffkette zu werden, wobei der Norden der Niederlande im Mittelpunkt steht“, ist Cas König, CEO von Groningen Seaports, überzeugt. Ein großer Teil der Industrie im südlich von Eemshaven gelegenen Delfzijl setze bereits jetzt Wasserstoff ein. Das nun geplante grüne Wasserstoffprojekt ermögliche der Industrie zukünftig, ihre CO2-Emissionen deutlich zu verringern. Damit leiste sie einen konkreten Beitrag zu den Klimazielen der Niederlande für 2030.

Von Peter von Hindte