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Kreislaufwirtschaft am Bau 29.12.2025, 08:00 Uhr

Urban Mining als Erfolgsmodell für nachhaltiges Bauen

Urban Mining entwickelt sich zur Schlüsselstrategie für nachhaltiges Bauen. Durch selektiven Rückbau, sortenreine Trennung und innovative Recyclingprozesse können Bauingenieur*innen Ressourcen schonen, CO2 reduzieren – und ganze Gebäude als Rohstoffquelle nutzen.

Rathaus Korbach

Beim Rathaus Korbach in Korbach wurde die Abbruchmassen wiederverwendet.

Foto: Porr

Angesichts knapper werdender Primärrohstoffe und steigender Anforderungen an nachhaltiges Bauen gewinnt das Konzept des Urban Mining eine zentrale Bedeutung für das Bauingenieurwesen. Was einst als visionärer Ansatz galt, wird heute zunehmend zur praktischen Notwendigkeit: Die systematische Rückgewinnung von Baustoffen aus bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen.

Der urbane Gebäudebestand wird zur Rohstoffquelle der Zukunft. Denn beim Rückbau fällt nicht einfach Abfall an – sondern ein enormes Potenzial an wertvollen Sekundärrohstoffen, die nach sorgfältiger Aufbereitung wieder in neue Bauprojekte einfließen können.

Selektiver Rückbau als Schlüssel

Das Prinzip des Urban Mining beginnt lange vor dem eigentlichen Abbruch. Zunächst werden alle leicht zugänglichen, schadstofffreien Bauteile wie Gipstrennwände, Abhangdecken oder Holzverkleidungen demontiert und sortenrein getrennt. Nach einer gegebenenfalls nötigen Schadstoffsanierung folgt der maschinelle Rückbau – jedoch nicht als klassischer Abriss, sondern als präzise Materialseparation.

Dabei werden unter anderem:

  • Metalle wie Stahl oder Kupfer ausgebaut und sortiert,
  • mineralische Fraktionen wie Beton, Leichtbeton und Kalksandstein getrennt,
  • Beton zerkleinert und als Recycling-Baustoff wiederverwendet,
  • Holz und Glas der Weiterverarbeitung in der Glasindustrie oder der Herstellung von Holzwerkstoffen zugeführt.

Damit wird Abfall nicht beseitigt, sondern als Ressource zurückgeführt – ein zentraler Baustein der Kreislaufwirtschaft.

Drei starke Argumente für Urban Mining

1. Ressourcenschonung

Durch die Wiederverwendung mineralischer und metallischer Baustoffe sinkt der Bedarf an Primärrohstoffen.

2. CO2-Reduktion

Bei Urban Mining wird weniger Energie Benötigt als bei der Herstellung neuer Baustoffe.

3. Deponieraum sparen

Baustoffe werden zu Wertstoffen – nicht zu Abfall. Dies entlastet bestehende Deponien und reduziert Transportvolumen.

Praxisbeispiel Rathaus Korbach: Urban Mining in Anwendung

Wie erfolgreich Urban Mining im realen Bauprojekt funktionieren kann, zeigt das Beispiel „Rathaus Korbach“. Die Porr Hochbau West setzte beim Rückbau des 1970er-Jahre-Baus auf eine vollständig kreislauforientierte Strategie. Ziel war es, möglichst viele Materialien vor Ort aufzubereiten und direkt im Neubau wieder einzusetzen.

Die mineralischen Abbruchmassen wurden als rezyklierte Gesteinskörnung in mehreren Bauphasen genutzt:

  • Verfüllung der Fundamente
  • Einbau der Frostschutzschicht
  • Herstellung des Ortbetons
  • Fertigteile für die Architektur-Betonfassade

Niederlassungsleiter Sebastian Grimm ist vom Ansatz überzeugt:

„Die Porr ist eine Vorreiterin im Bereich des nachhaltigen Rückbaus und Urban Mining. Mit dem Projekt ‚Rathaus Korbach‘ zeigt sie, welche Möglichkeiten es im Bereich Aufbereitung und Wiederverwendung von Rohstoffen gibt.“

Urban Mining als Treiber der Kreislaufwirtschaft

Auch Claude Jeutter, technischer Geschäftsführer der Porr Deutschland, sieht enormes Potenzial:

„Urban Mining bietet erhebliche Potenziale für nachhaltiges Bauen. Durch die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien aus bestehenden Bauwerken und Infrastrukturen werden Ressourcen geschont und die Abfallmenge erheblich reduziert. Mit Urban Mining wird die Baustelle zur Rohstoffmine und trägt so nachhaltig zur Erreichung der ESG-Ziele bei.“

Der Ansatz fördert darüber hinaus technologische Innovationen: neue Aufbereitungsverfahren, digital unterstützte Rückbaukonzepte und effizientere Trennmethoden. Die Integration von Urban Mining wird damit zunehmend zum Standard für zukunftsfähiges Bauen, insbesondere für Bauingenieur*innen, die nachhaltige Ressourcenstrategien entwickeln müssen.

Fazit: Urban Mining ist mehr als Recycling

Urban Mining bedeutet:

  • Rohstoffe sichern,
  • Energie sparen,
  • CO2 reduzieren,
  • Kreisläufe schließen.

Damit bildet es eine Schlüsselstrategie für das nachhaltige Bauwesen der Zukunft – und ein wachsendes Handlungsfeld für Bauingenieur*innen.

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Durch Abbruch und Fraktionierung für das spätere Recycling gehen die Wertstoffe in eine Kreislaufwirtschaft über.

Foto: Porr

Beim Wertstoff-Recycling entstehen hochwertige Baumaterialien.

Foto: Porr

Von Porr / Heike van Ooyen