Ein Haus aus dem Steckkasten
Forscherinnen und Forscher der Hochschule München haben ein neuartiges Holzbaustecksystem entwickelt, mit dem sich Häuser am Computer individuell konfigurieren lassen. Das Verfahren ist kostengünstig, spart Zeit und ist nachhaltiger als konventioneller Hausbau.

Das Holzstecksystem kann von wenigen Personen innerhalb kurzer Zeit ohne Werkzeug und ohne Schrauben oder Nägel aufgebaut werden.
Foto: Julian Krüger
Beim traditionellen Hausbau werden verschiedene Fachkräfte benötigt: für den Entwurf, die Planung, die Konstruktion, den technischen Ausbau und andere Bauarbeiten. Die separate Bearbeitung dieser Bereiche und Arbeitsprozesse ist oft fehleranfällig und und obendrein teuer. Wie aus einer aktuellen Pressemitteilung der Hochschule München hervorgeht, forscht ein Team an der Fakultät für Architektur im Rahmen des Forschungsprojekts „Digital Craft“ jetzt an einer Lösung. Dabei sollen Entwurf, Planung und Fertigung nahtlos ineinandergreifen, sodass ein ununterbrochener digitaler Prozess entsteht. Das Ergebnis: ein neuartiges Holzbaustecksystem, mit dem sich digital entworfene Häuser aus nachhaltigen Materialien zeitsparend, kostengünstig und einfach bauen lassen.

Der Prototyp wurde bereits auf der BAU 2025 unter dem Motto „Zukunft des Bauens“ vorgestellt.
Foto: Julian Krüger
Jedes Haus ein Unikat
Das Besondere an dem entwickelten System: das gewünschte Haus kann individuell am Computer geplant, gestaltet und konfiguriert werden. HM-Professor und Projektleiter Julian Krüger: „Anders als bei einem Fertighaus, bei dem ein immer gleiches ‚Modell‘ gebaut wird, lassen sich mit unserer Lösung unterschiedliche Häuser planen und herstellen.“ Dafür entwickelte das Forschungsteam ein spezielles Softwaretool, mit dem ein digitales Gittermodell des geplanten Gebäudes erstellt werden kann. Hierbei sind der Grundriss, die Form, sowie Fensterpositionen und -größen frei konfigurierbar. „Vom Anbau bis hin zum Einfamilienhaus lassen sich so individuelle Häuser planen und digital fertigen – jedes davon ein Unikat“, fährt Krüger fort.
Digital, effizient, nachhaltig
Ist der Entwurf abgeschlossen, erzeugt das System automatisch die Produktionsdaten für jedes einzelne Bauteil des Holzhauses. Eine computergesteuerte Anlage für Holzbearbeitung produziert die Bauelemente, die sich dann unkompliziert zusammenstecken lassen. Durch die Verwendung von Holz als nachwachsendem Rohstoff könne der ökologische Fußabdruck deutlich reduziert werden, so Krüger. Ein weiterer Vorteil des neuen Holzbausystems ist ein gesteckter Knotenpunkt, der verbunden und auch wieder gelöst werden kann. So wird nach Angaben der Hochschule München ein sortenreiner Rückbau gewährleistet, also die Möglichkeit das Baumaterial wieder getrennt zu recyceln.

Der Prototyp wurde bereits auf der BAU 2025 unter dem Motto „Zukunft des Bauens“ vorgestellt.
Foto: Julian Krüger
Weiterentwicklung in Planung
Der erste Prototyp – ein rund 20 m² großes Gebäude – wurde bereits realisiert und auf der BAU 2025 in München vorgestellt. Besonders geeignet ist das innovative Bausystem für urbane Nachverdichtungsprojekte – etwa Aufstockungen und Erweiterungen von Bestandsgebäuden, heißt es in der Meldung. Für Krüger und sein Forschungsteam steht nun eine angewandte Testphase im Fokus: „Der nächste Schritt ist der Bau eines weiterentwickelten Prototyps, der in der Stadt getestet werden soll.“
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