Schimmernde Keramikhüllen für zwei Wohntürme
Im Zuge der Neubebauung ehemaliger Industrieareale im Londoner Westen entsteht derzeit ein landschaftlich gestaltetes Mischnutzungsquartier namens White City Living. Dazu gehört auch ein Ensemble aus Wohnhochhäusern, die mit Keramikelementen bekleidet sind. Verwendet wurden Platten mit speziellen Fusionsglasuren in Blau- und Rottönen, die den eindrücklichen, weit sichtbaren Charakter der Gebäude formen.

Zwei von vier geplanten Hochhäusern rahmen als Teilquartier The Cascades das urbane Entwicklungsgebiet White City Living im Londoner Westen. Architektur: Patel Taylor Architects, London.
Foto: Koy+Winkel
White City, London
Geprägt von Wohnnutzung, Freizeitangeboten und Gewerbe sowie detailreich gestalteten Grünflächen präsentiert sich das vielfältige Gebäudeensemble von White City Living als gehobene Adresse inmitten prominenter Nachbarschaft, heißt es in einer aktuellen Meldung des Fassadenherstellers Moeding. So gehören etwa Fernsehstudios oder das größte Shoppingcenter Europas, vier der renommiertesten Universitäten der Stadt sowie zahlreiche weitere Bildungseinrichtungen und Attraktionen zur unmittelbaren Umgebung. Die Pläne für das circa 4,2 ha große Areal stammen vom Londoner Büro Patel Taylor Architects, die im Auftrag des Entwicklers St. James und gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten von Murdoch Wickham arbeiteten.

Die monochrom gestalteten Hochhäuser Cascades One in Blau und Cascades Two in Rot beziehen sich auf die Jahreszeiten Winter und Sommer. Architektur: Patel Taylor Architects, London.
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Fernöstlich inspirierte Wasserlandschaft als Ruheoase
Im neuen Quartier werden Parkanlagen und orientalische Gärten samt einer 150 m langen, sanft abfallenden Wasserkaskade von unterschiedlichen Gebäudeformationen gesäumt. Dazu gehört auch das Teilensemble The Cascades bestehend aus vier Wohnhochhäusern, wovon bislang zwei realisiert sind. Diese reihen sich entlang der östlichen Grenze des Areals in asymmetrischer Folge und geben gemeinsam mit der namensgebenden Wasserfalllandschaft ein abwechslungsreich gestaltetes Bild ab. Die jeweils 19-geschossigen Häuser mit fast identischer Kubatur drehen sich entlang der Achse in abwechselnde Richtung leicht auf und zeichnen so die mäandernde Flussuferlinie nach. Gleichzeitig erlaubt die Setzung, dass möglichst viel Tageslicht in die Wohnungen gelangen kann und beeindruckende Ausblicke in die umliegende Stadtlandschaft generiert werden.

Die Form der Platten bestimmt nicht nur die Charakteristik der Gebäude, sondern auch die Richtung, in der die Glasuren während des Brennvorgangs verlaufen. Jede Platte wird so zum Unikat. Architektur: Patel Taylor Architects, London.
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Von den Jahreszeiten Winter und Sommer inspiriert
Bei der Fassadengestaltung der Hochhäuser ließen sich die Architekten von der Natur und den Farben der Jahreszeiten inspirieren. Entsprechend repräsentieren die bislang fertiggestellten Gebäude Cascades One und Cascades Two mit ihrem Erscheinungsbild in Blau und Rot den kühlen Winter und die Wärme des Sommers. Zwei weitere Gebäude mit den Gelbtönen des Herbstes und Grüntönen des Frühjahrs werden das Ensemble vervollständigen. Als Bekleidungsmaterial fiel die Wahl auf glasierte Keramikplatten der Firma Moeding. Auf Wunsch der Architekten sollten dabei lebendige, natürlich anmutende Glasuren in verschiedenen Farbabstufungen entstehen. Vier Blau- und vier Rottöne in jeweils gebäudespezifischen Sonderformen hüllen nun die expressiven, weit sichtbaren Türme.

Rund 80 Prozent des Gesamtareals sind begrünte Freiflächen, darunter auch die namensgebende Wasserfallstraße mit ihrer orientalisch inspirierten Gestaltung im Osten des Quartiers. Architektur: Patel Taylor Architects, London.
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Keramikfassaden mit speziellen Effektglasuren
Für die lebendige Farbanmutung entwickelte Moeding vier sogenannte Fusion Glazing Effektglasuren. Diese setzen sich aus zwei Glasurschichten zusammen, die beim Brennvorgang miteinander reagieren. Dabei entstehen außergewöhnliche Farbeffekte sowie eine unregelmäßige Haptik, durch die jede Platte zum Unikat wird. Die im Einbrandverfahren mit Temperaturen bis 1 200 Grad Celsius erzielten Fusionsglasuren erweitern die Farbvielfalt und schaffen dadurch noch individuellere Gestaltungsmöglichkeiten.

Die auf das Longoton-System von Moeding basierenden Platten und Befestigungen wurden an die länderspezifischen Anforderungen angepasst und erfüllen höchste Brandschutzvorgaben. Architektur: Patel Taylor Architects, London.
Foto: Koy+Winkel
Wechselwirkung von Plattenform und Glasureffekt
Nicht nur die Farben, sondern auch die Plattenformen folgen den Vorgaben durch die Architekten. So charakterisieren etwa die blauen Platten für das südlichere Haus Cascades One regelmäßige, runde Vertiefungen, während die roten Platten an Cascades Two schräg verlaufende, wellenartige Erhebungen aufweisen. Dabei hat die jeweilige Form auch Einfluss auf den Glasureffekt. So verlaufen die Glasurschichten während des Brennprozesses stets in Richtung der Vertiefungen, wodurch das jeweilige Relief wiederum betont und das Erscheinungsbild der Fassade letztlich beeinflusst wird. Durch das jeweilige Profil, die Form, Farbe und Reaktion auf den Glasurprozess entsteht dem Hersteller zufolge eine einzigartige und harmonische Komposition.

Verwendet wurden Platten in jeweils gebäudespezifischen Sonderformen und vier verschiedenen Fusionsglasuren, die nach Architektenwunsch entwickelt wurden. Architektur: Patel Taylor Architects, London.
Foto: Koy+Winkel
Anpassung an hohe Anforderungen
Nicht zuletzt musste im Projekt White City Living den besonderen länderspezifischen Vorgaben nachgekommen werden. So gelten etwa in Großbritannien sehr hohe Anforderungen an die Anpralllasten für Fassaden, was sich nur mit zweischaligen Platten erreichen lässt und auch bei der Befestigung Berücksichtigung finden muss. Die Elemente und ihre Verankerung basieren auf dem System Longoton, das an die Projektanforderungen angepasst wurde. Da Keramikfassaden von Moeding ausschließlich aus den nichtbrennbaren Materialien Keramik, Aluminium und Edelstahl gefertigt sind, konnte die langlebige Gebäudehülle an den beiden Hochhäusern The Cascades schließlich auch den hohen Brandschutzanforderungen problemlos gerecht werden, heißt es abschließend.
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