Neue Studie: So stellt sich die Baubranche ihren Herausforderungen
200 Entscheiderinnen und Entscheider der deutschen Bauindustrie wurden befragt, wie sie die aktuelle Lage im Bauwesen einschätzen und welche Maßnahmen sie ergreifen, um die vielfältigen Herausforderungen zu bewältigen. Es zeigt sich: Die Branche ist aktiv dabei, die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Foto: Procore.
Schaut man sich an, was in den Medien über die deutsche Bauindustrie geschrieben wird, sieht es so aus, als wäre die Branche in wenigen Monaten von einem Extrem ins andere geworfen worden – vom Bauboom in die Baukrise. Hinzu kommt die unsichere weltpolitische Lage der letzten Jahre, in der die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg enorme Auswirkungen auf die Stabilität der Lieferketten hatten. Die Situation in der Baubranche ist also komplex und herausfordernd. Daraus erwächst die Notwendigkeit, effizienter zu werden – nicht nur, um Kosten und Personal zu sparen, sondern auch, um auf die sich immer schneller verändernden Rahmenbedingungen besser reagieren zu können.
Wie begegnet die Branche diesen Herausforderungen? Dazu hat das Marktforschungsinstitut Censuswide im Auftrag vom Bausoftware-Anbieter Procore 200 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus der deutschen Baubranche befragt. Die wichtigsten Erkenntnisse der How-We-Build-Now-Studie lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen:
Frühzeitige Einbindung aller Projektbeteiligten steigert Produktivität und Rentabilität
Für die befragten Unternehmen liegt das mit Abstand größte Potenzial für Prozessoptimierungen in der Bauvorbereitung, zum Beispiel in der Einbindung aller Projektbeteiligten. Auch bei der Frage nach Maßnahmen zur Steigerung der Rentabilität war dies die meistgenannte Top-Antwort.
In einer frühen Phase alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und dadurch die Zusammenarbeit in Bauprojekten zu verbessern, wird also von den deutschen Entscheiderinnen und Entscheidern als effektivster Hebel zur Steigerung der Produktivität und Rentabilität angesehen.
Die Baubranche investiert immer stärker in Digitalisierung
Die aktuellen Herausforderungen sorgen nicht für eine Verlangsamung der digitalen Transformation in der Baubranche. Im Gegenteil: 76% der deutschen Bauunternehmen haben aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage in den letzten drei bis sechs Monaten vermehrt in digitale Technologien investiert. 25% der Unternehmen haben sogar deutlich mehr Geld für Digitalisierung ausgegeben.
Als Schlüsseltechnologien sehen die Befragten dabei eher weniger Technologien der nächsten Generation wie Drohnen, Robotik oder 3D-Druck. Dafür setzen die Unternehmen der deutschen Baubranche vor allem auf Technologien, die ihnen schnelle Effizienzsteigerungen ermöglichen wie Baumanagement-Plattformen für die durchgehende Arbeit an Bauvorbereitung, Projektdurchführung, Finanzen und Personalmanagement mit allen Beteiligten in einer gemeinsamen Arbeitsumgebung.
Bessere Nutzung von Daten ist Gold wert
Das Bauen mit intelligent vernetzten Daten ermöglicht kundenorientierte Prozesse und kann entscheidend zur Qualität und Wirtschaftlichkeit eines Projekts beitragen. Für die befragten deutschen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in der Baubranche gehören zu den größten Vorteilen der digitalen Erfassung und Integration von Daten eine verbesserte Mitarbeitererfahrung durch die leichtere Ausführung regelmäßiger oder sich wiederholender Tätigkeiten, Kostenreduktionen und eine einfachere Überwachung und Dokumentation von Projektaktivitäten.
Die erwarteten Kostenreduktionen sind auch durchaus erheblich. Die Befragten schätzen, dass ihre Unternehmen im Durchschnitt 22% an Kosten einsparen könnten, wenn sie Daten effizienter erfassen, integrieren und standardisieren würden.
Die Arbeitswelt im Bau ändert sich
Nicht nur die Digitalisierung verändert die Baubranche. Die Transformation der modernen Arbeitswelt macht auch vor der Bauindustrie nicht halt. Ein entscheidender Grund dafür ist der Fachkräftemangel. Als größtes Problem, mit dem ihre Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten konfrontiert sein werden, gaben die Befragten die Einstellung und das Halten von qualifiziertem Personal an.
Dabei setzen die Unternehmen bei den Qualifikationen heutzutage nicht mehr nur auf “Hard Skills”, sondern auch vermehrt auf “Soft Skills”. Zwar werden auf die Frage, welche Fähigkeiten in den kommenden zwölf Monaten am stärksten gefragt sein werden, kaufmännische Fähigkeiten und technische Versiertheit am häufigsten genannt. Gleich dahinter folgen aber auch Kompetenzen wie kritisches Denken, Aufbau von Netzwerken und Verhandlungsgeschick.
Um aber dieses qualifizierte Personal auch für sich gewinnen zu können, wandeln sich die Unternehmen. So gab über die Hälfte der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen eine Arbeitszeitverkürzung zur Förderung einer besseren Work-Life-Balance bereits erfolgt ist. Etwas weniger als die Hälfte sagten, dass bei ihnen Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergriffen wurden und sie Vielfalt und Inklusion fördern.

Foto: Procore.
Die Bauindustrie stellt sich der Herausforderung Nachhaltigkeit
Das Baugewerbe ist eine Schlüsselbranche für den Klimaschutz. Somit wird Nachhaltigkeit auch ein immer wichtigeres Thema für die Baubranche.
Wie die How-we-build-now-Studie zeigt, sind sich die Agierenden sehr wohl der großen Bedeutung dieses Themas in der sich verändernden Bauwirtschaft bewusst. Eine bessere Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien wird demnach eines der wichtigsten Ziele sein, denen sich Bauunternehmen in den nächsten zwölf Monaten stellen wollen.
83% der befragten Unternehmen gaben dabei an, dass CO2-Reduktion in den nächsten drei Jahren eine wichtige Herausforderung für sie sein wird. 37% der Bauunternehmen erfassen dabei bereits die CO2-Emissionen ihrer Projekte, 41% geben an, dass dies für die kommenden zwölf Monate vorgesehen ist.

Foto: Procore.
Die komplette Studie kann hier kostenlos heruntergeladen werden: