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DBU-Förderung 20.11.2025, 10:00 Uhr

Mehr Natur in der Stadt

Gründächer sind Lebensräume für Insekten und Kleintiere in dicht bebauten Städten - doch nur wenn der Untergrund stimmt. Das Start-up Planterial hat eine Bodenplatte entwickelt, die auf nachwachsenden Rohstoffen aus wiedervernässtem Moor basiert. Sie kann die mineralische Nährbodenplatten ersetzen.

Die Nährbodenplatte „Paluboard“ des Startups Planterial.

Eine neue Nährbodenplatte sorgt für Moorschutz und leicht Dachbegrünung.

Foto: Planterial

Die drei Gründer des Kieler Start-ups Planterial – Hannes Stuhr, Mika Siponen und Claudius von Thaler – forschen seit 2020 an einer nachhaltigen Alternative zu herkömmlichen Nährbodenplatten. Sie soll für die extensive Dachbegrünung genutzt werden. Das Start-up entwickelte das Paluboard, eine Nährbodenplatte aus sogenannter Paludi-Biomasse. So kommen erneuerbare Rohstoffe zum Einsatz, die auf wiedervernässten Moorflächen gezielt angebaut werden. Dies stärkt landwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich – beispielsweise Schilf.

Bei der Verarbeitung dieser Rohstoffe legt Planterial besonderen Wert auf geringe Emissionen: „Das Paluboard wird mit geringem Energieeinsatz durch ein Heißpressverfahren unter Einsatz eines pflanzlichen, vollständig biologisch abbaubaren Bindemittels hergestellt“, erläutert Stuhr. „Es könnten auch andere nachwachsende Materialien für die Herstellung des Paluboards verwendet werden, vorzugsweise landwirtschaftliche Reststoffe“, so Stuhr.

Verbesserung des Stadtklimas

„Im urbanen Raum adressiert die Nährbodenplatte zentrale Herausforderungen des Schwammstadt-Prinzips“, sagt DBU-Fachreferentin Sabine Djahanschah. Djahanschah erklärt: „Ziel dabei ist, durch geeignete Stadt- und Quartierplanung so viel Regenwasser wie möglich aufzunehmen und bei Bedarf wieder freizugeben.“

Die Nährbodenplatte besitzt eine Speicherkapazität von 20 bis 26 l Wasser pro Quadratmeter. Damit trägt sie dazu bei, Regenwasser lokal zurückzuhalten, die Verdunstungskühlung zu erhöhen und Überflutungen bei Starkregen zu mindern. Zudem verbessert sie das Mikroklima durch Verdunstungseffekte und fördert die Biodiversität auf Gebäuden.

Die Wiedervernässung von Mooren

Die Verwendung von Paludi-Biomasse für die Dachbegrünung dient dem Klimaschutz laut Stuhr in zweifacher Hinsicht: „Wir wollen die Wiedervernässung von Mooren mit Klimaanpassungen in Städten verbinden.“ Djahanschah ergänzt: „Moore bedecken lediglich 3 % der globalen Landfläche, speichern aber 30 % des Kohlenstoffs auf der Erde. Werden sie trockengelegt – etwa für die Landwirtschaft – entweichen klimaschädliche Emissionen in Form von Kohlendioxid und Methan. Die Wiedervernässung von Mooren ist also eine der effektivsten Klimaschutzmaßnahmen.“

Dachbegrünung zugänglicher gestalten

Wichtig sei, so Stuhr, dass unterschiedliche Häuser von der Begrünung profitieren. Damit würde auch das gesamte Stadtklima verbessert. Stuhr weiter: „Die Nährbodenplatte wiegt im trockenen Zustand 6 kg/m2. Damit ist sie besonders leicht.“ Somit sei sie auch für Häuser geeignet, deren Statik eine schwerere Nährbodenplatte nicht zulasse. „Unser Ziel ist eine ökologisch herausragende und einfach zu verlegende Dachbegrünung“, sagt der Start-up-Mitgründer.

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Von DBU / Heike van Ooyen