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Mannheim 30.09.2025, 00:00 Uhr

Längste integrale Holzbrücke der Welt

Für den Franklin-Steg in Mannheim gehen Holz und Carbonbeton eine nachhaltige Bindung ein.

Mit rund 45 Metern ist der Mannheimer Franklin-Steg die längste integrale Holzbrücke der Welt. Foto: Erkan Sezer Photography, www.erkan-sezer.com

Mit rund 45 Metern ist der Mannheimer Franklin-Steg die längste integrale Holzbrücke der Welt.

Foto: Erkan Sezer Photography, www.erkan-sezer.com

Eine stabile, langlebige und nachhaltige Bindung gehen Holz und Carbonbeton beim sogenannten Franklin-Steg in Mannheim ein. Die Fußgänger- und Radfahrerbrücke wurde Ende August eingehoben und wird voraussichtlich im November 2025 für den Verkehr freigegeben. Sie verbindet den Stadtteil Vogelstang mit dem neuen Franklin-Quartier.

Ein Holzüberbau misst knapp 45 m

Das Einheben des sogenannten Franklin-Stegs erfolgte Ende August. Der Holzüberbau misst insgesamt 44,7 m und ist damit die längste integrale Holzbrücke ihrer Art auf der Welt, heißt es in einer aktuellen Meldung des Brückenbauspezialisten Schmees & Lühn. Die Bezeichnung integrale Brücke beziehe sich dabei auf die Ausführung ohne Lager und Dehnfugen. Vorgefertigt wurden alle Komponenten über einen Zeitraum von rund sieben Monaten in den Hallen von Schmees & Lühn im emsländischen Niederlangen. Im August 2025 wurden sie mit insgesamt zehn Teillieferungen zur Baustelle nach Mannheim transportiert und innerhalb von drei Wochen montiert.

Fußgänger- und Radfahrerbrücke überspannt B 38

Die zurzeit in der Fertigstellung befindliche Fußgänger- und Radfahrerbrücke überspannt die Bundesstraße 38, um die Verkehrsverbindung zwischen dem Stadtteil Vogelstang und dem Franklin-Quartier erheblich zu verkürzen. Auftraggeber ist die Mannheimer Wohn- und Stadtentwicklung Projektentwicklungsgesellschaft (MWSP), die in der Universitätsstadt insbesondere für die Entwicklung von Konversionsflächen zuständig ist.

Die blockverleimten Träger der insgesamt rund 150 Tonnen schweren, fugenlosen Brücke wurden hauptsächlich aus Holz gefertigt: Allein 140 m³ Fichten-Brettschichtholz hat Schmees & Lühn in den eigenen emsländischen Werkhallen für einen Großteil der Brücke – den sogenannten Hauptspann – verarbeitet.

Foto: Erkan Sezer Photography, www.erkan-sezer.com

Brückenschlag verkürzt Radweg um die Hälfte

Farsad Tawakol, zuständiger Projektleiter bei der MWSP und Vertreter des Bauherren, betrachtet den Brückenschlag als eine wichtige Weichenstellung für die Stadtentwicklung: „Der Radweg verkürzt sich von 3,5 auf dann 1,7 km. Beide Stadtteile, Vogelstang und das Franklin-Quartier, werden erheblich profitieren, beispielsweise aufgrund der wechselseitigen Nutzung der Infrastruktur wie Schulen und Einkaufsmöglichkeiten etc.“ Das Franklin-Quartier, ehemals von der US Army genutzt, wird derzeit revitalisiert. Auf diesem Areal siedeln die Stadtentwickler Gewerbeflächen mit 2 000 Arbeitsplätzen und Wohnungen für rund 10 500 Menschen an – in direkter Nachbarschaft zu Wald- und anderen Grünflächen sowie dem Columbus-Park.

Weitere rund 60 m³ Brettschichtholz bilden die Basis der Rampe, die auf der Vogelstang-Seite einen spiralförmigen Verlauf nimmt. Rippenplatten aus Stahl mit einem Belag aus Gussasphalt gewährleisten auf dieser Helix die sichere Begeh- und Befahrbarkeit.

Foto: Erkan Sezer Photography, www.erkan-sezer.com

Kombination aus nachwachsenden Rohstoffen und Hightech-Beton

Die Kosten von rund neun Millionen Euro für das imposante Bauwerk hat der Bund komplett übernommen. Eine wesentliche Bedingung hierfür bestand in der Nachhaltigkeit. Zum einen soll umweltfreundliche Mobilität gefördert werden. Zum anderen manifestiert sich die Nachhaltigkeit insbesondere in einem geringeren CO2-Fußabdruck in Relation zum Bau einer vergleichbaren, konventionellen Brücke. Die blockverleimten Träger der insgesamt rund 150 t schweren, fugenlosen Brücke wurden hauptsächlich aus Holz gefertigt: Allein 140 m³ Fichten-Brettschichtholz hat das Bauunternehmen Schmees & Lühn in den eigenen emsländischen Werkhallen für einen Großteil der Brücke – den sogenannten Hauptspann – verarbeitet. Weitere rund 60 m³ Brettschichtholz bilden die Basis der Rampe, die auf der Vogelstang-Seite einen spiralförmigen Verlauf nimmt. Rippenplatten aus Stahl mit einem Belag aus Gussasphalt gewährleisten auf dieser Helix die sichere Begeh- und Befahrbarkeit.

Innovativer Einsatz von Carbonbeton

Die zweite Bedingung für die staatliche Förderung betraf den innovativen Charakter, der mit der außergewöhnlichen Konstruktion für die längste integrale Holzbrücke durch den Einsatz von Carbonbeton gegeben ist. „Das hier entstandene Bauwerk ist zurzeit ein absolutes Unikat“, so Farsad Tawakol weiter. Filigrane Carbonbetonplatten als Gehbelag ergänzen die Holzkonstruktion laut Schmees & Lühn ideal. Überdies wurde eine Bewehrung aus Kohlenstofffasern verwendet. Dieses neuartige Baumaterial ersetzt die sonst üblichen Stahlmatten. Dabei minimiert es den Einsatz von Zement, Wasser und Sand für den Beton. Dies wirkt sich positiv auf den Klimaschutz aus, insbesondere weil weniger CO2 als Nebenprodukt der energieintensiven Zementherstellung entsteht.

Im November soll der Franklin Steg freigegeben werden.

Foto: Erkan Sezer Photography, www.erkan-sezer.com

Nachhaltig und langlebig

Nachhaltig bedeutet in diesem Fall auch: langlebig. So geht Josef Schmees von einer Lebensdauer von 100 und mehr Jahren aus. Damit stehe sie den herkömmlichen Brücken aus Stahl und Beton in nichts nach. Die baufachliche Zulassung habe für die innovativen Baustoffe zwar noch gefehlt, die Stadt Mannheim habe aber innerhalb kürzester Zeit die ‚baufachliche Zustimmung im Einzelfall‘ erteilt. Somit habe man auch den ambitionierten Zeitplan einhalten können und das gesamte Bauvorhaben ab der Leistungsphase II inklusive Planung und Fertigstellung innerhalb von 3,5 Jahren abschließen können.

Holz und Carbonbeton sind die wesentlichen Baustoffe. Wegen der Nachhaltigkeit trägt der Bund die Gesamtkosten des Projekts.

Foto: Erkan Sezer Photography, www.erkan-sezer.com

Wichtiger Zwischenschritt vor dem Zeitplan erreicht

Hierzu gehörte auch der wesentliche Meilenstein des Projekts, das Einheben der Brücke. Zwei Krane hoben die Fußgänger- und Radfahrerbrücke als Ganzes am letzten Augustwochenende 2025 ein. Das reine Einhubgewicht – ohne Carbonbetonplatten – betrug 104 t. Die Sperrung der Bundesstraße begann am Samstagabend um 22 Uhr und sollte ursprünglich bis Montagmorgen um 4 Uhr dauern. Weil die Arbeiten jedoch schneller als geplant verliefen, konnte die Bundesstraße rund acht Stunden früher wieder freigegeben werden.

Fertigstellung noch in diesem Jahr

Bis November 2025 soll die Fertigstellung dieser außergewöhnlichen Brücke abgeschlossen sein. Der Verkehr auf der Bundesstraße 38 unterhalb des Franklin-Stegs kann in dieser Zeit weiter ungehindert fließen.

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Ende August wurde die Fußgänger- und Radfahrerbrücke mit einem Einhubgewicht von 104 Tonnen komplett eingehoben.

Foto: Erkan Sezer Photography, www.erkan-sezer.com

Von Von Schmees & Lühn / Melanie Schulz