KI-Roboter unterstützen Wiederaufbau in Südkalifornien
Mit KI-gestützten Robotern und Mikrofabriken sollen einige der von Bränden zerstörten Häuser rund um Los Angeles jetzt schnell und günstig wiederaufgebaut werden.

Ein KI-gestützter Roboter stellt in einer Mikrofabrik Fertigteile für den Wiederaufbau her.
Foto: ABB
ABB und Cosmic starten Zusammenarbeit
Der Schweizer Hersteller von Industrierobotern ABB Robotics und Cosmic Buildings – ein US-Bauunternehmen, das mobile, robotergestützte Mikrofabriken betreibt – starten eine Zusammenarbeit. Ziel ist es, die von den Waldbränden betroffenen Gebiete in Südkalifornien schneller, sicher und kostengünstig wiederaufzubauen. 2025 hatten die Waldbrände Tausende von Hektar Land verwüstet und und mehr als 16 000 Gebäude, Infrastruktur und natürliche Lebensräume zerstört. In der Mikrofabrik im kalifornischen Pacific Palisades werden nun mit Hilfe von Robotik modulare Konstruktionen errichtet. Eine Blaupause für den erschwinglichen Wohnungsbau?
Automatisierung brint Katastrophenhilfe und Wohnungsbau voran
„Cosmic und ABB Robotics setzen neue Standards für das Bauwesen und die Katastrophenhilfe“, sagt Marc Segura, Leiter der Robotics-Division von ABB. Die Integration von ABB-Robotern und Digital-Twin-Technologien in die KI-gesteuerte, mobile Mikrofabrik von Cosmic ermögliche eine präzise Automatisierung in Echtzeit – ideal für abgelegene und von Katastrophen betroffene Gebiete. Vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels und steigender Kosten könne so aber auch die Automatisierung für den Wohnungsbau im Allgemeinen vorangetrieben werden.
Bis 2027 sollen 100 Häuser mit der Mikrofabrik errichtet werden
Das neue Baukonstrukt setzt sich aus dem Industrieroboter IRB 6710 und der Digital-Twin-Software RobotStudio von ABB sowie der Robotic Workstation Cell von Cosmic inklusive KI-gestütztem Building Information Model (BIM) zusammen. Gemeinsam bilden sie eine End-to-End-Plattform, die Planung, Genehmigungen, Beschaffung, Fertigung und Montage abdeckt. In der Mikrofabrik stellen die Systeme zum Beispiel Wandpaneele in Millimeterpräzision her. Diese werden anschließend just-in-time für die Montage an die Baustelle geliefert. Die mobile Fabrik von Cosmic sei erst als Reaktion auf die verheerenden Brände in den kalifornischen Gemeinden Palisades und Eaton entstanden, heißt es in einer aktuellen Meldung. Sie markiere einen Meilenstein für den robusten, schnellen und erschwinglichen Wohnungsbau. Bis 2027 sollen auf diese Weise 100 Häuser errichtet werden.
Brandschutz und Energieeffizienz werden mitgedacht
Durch die Integration von RobotStudio von ABB in das KI-gestütztes BIM von Cosmic lässt sich der gesamte Bauprozess in einer digitalen Umgebung vorab simulieren und optimieren. Vor Ort arbeiten die Computer-Vision-Systeme von Cosmic Hand in Hand mit den Robotern, treffen Entscheidungen in Echtzeit, erkennen Probleme frühzeitig und sichern eine konstante Qualität. Die neuen Häuser von Cosmic bestehen aus nicht brennbaren Materialien, verfügen über Solar- und Batterie-Backup-Systeme und sind dank Grauwasserrecycling und nachhaltiger Wassergewinnung wasserautark. Jedes Haus entspricht den kalifornischen Vorschriften für Brandschutz und Energieeffizienz.
Häuser können in zwölf Wochen geliefert werden
Der globale Markt für Bauroboter soll laut internen Analysen von ABB und Cosmic Buildings bis 2030 jährlich um 20 Prozent (CAGR) wachsen. Die mobile Mikrofabrik von Cosmic verkürzt die Bauzeit dabei um bis zu 70 Prozent und senkt die Gesamtbaukosten im Vergleich zu herkömmlichen Methoden um etwa 30 Prozent. Häuser können in nur zwölf Wochen zu einem Quadratmeterpreis von 550 bis 700 Dollar geliefert werden, während in Los Angeles üblicherweise 800 bis 1 000 Dollar und mehr zu Buche schlagen. Zudem reduziert das Verfahren Abfälle und steigert die Qualität. Hausbesitzer, die oftmals unterversichert sind und überhöhten Wiederaufbaukosten gegenüberstehen, werden auf diese Weise deutlich entlastet.
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Auch Autodesk unterstützt den Wiederaufbau
Daneben unterstützt der kalifornische Anbieter von Bausoftware Autodesk den Wiederaufbau mit Software für modulare Hausentwürfe und KI-gestützten Genehmigungsverfahren. Autodesk arbeitet hierzu eng mit der Foothill Catalog Foundation (TFCF) zusammen. Die gemeinnützigen Organisation umfasst ein Netzwerk von freiwilligen Architektinnen und Architekten, Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie Studierenden, um modulare, vorab genehmigte Hausentwürfe zu erstellen, die auf Stadtteile wie Altadena zugeschnitten sind. Die Pläne erfüllen strenge Standards für Klimaresilienz, darunter Widerstandsfähigkeit gegen extreme Hitze, Waldbrände und Stromausfälle. Gleichzeitig sollen sie den einzigartigen architektonischen Charakter der Region bewahren.
Schnellere Genehmigungen mit Revit-Vorlage
Die über TFCF bereitgestellten Pläne sollen die Architektur- und Genehmigungskosten, die oft mehrere Zehntausend Dollar betragen können, für Betroffene um bis zu 95 Prozent senken. Die Pläne sollen auch dazu beitragen, die Genehmigungsfristen, die bis zu einem Jahr dauern können, auf wenige Wochen zu verkürzen. Um sicher zu stellen, dass jedes Design von Anfang an die Vorabgenehmigungs- und Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt, entwickelt TFCF außerdem eine standardisierte Revit-Vorlage. Architekten, die zum Katalog beitragen, werden Tools wie BIM Collaborate Pro sowie digitale Werkzeuge aus der Autodesk AEC Collection wie Autodesk Forma einsetzen, um die Zusammenarbeit zu optimieren, KI-gestützte Analysen bereitzustellen und somit Familien zu ermöglichen, schneller in widerstandsfähigere Häuser einzuziehen.
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