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29.08.2025, 00:00 Uhr

Autobahn GmbH macht verbindliche CO2-Vorgaben bei Brückenprojekt

Der südliche Überbau der Autobahnüberführung B39 über die A 6 in Fahrtrichtung Schwetzingen musste erneuert werden, nachdem das Originalbauwerk aus den 60er Jahren für nicht mehr erhaltenswürdig eingestuft wurde. Das Besondere: Erstmals wurden dabei klare CO2-Vorgaben im öffentlichen Brückenbau gemacht und umgesetzt. Zum Einsatz kam ein um 50 % CO2-reduzierter Beton.

An der A6-Anschlussstelle Schwetzingen/Hockenheim wurde der südliche Überbau der Autobahnüberführung B39 erneuert. Foto: Heidelberg Materials AG, Christian Buck

An der A6-Anschlussstelle Schwetzingen/Hockenheim wurde der südliche Überbau der Autobahnüberführung B39 erneuert.

Foto: Heidelberg Materials AG, Christian Buck

Pilotvorhaben im Infrastrukturbau

An der A6-Anschlussstelle Schwetzingen/Hockenheim wurde der südliche Überbau der Autobahnüberführung B39 erneuert. Zum Einsatz kam ein Beton der Marke evoBuild von Heidelberg Materials mit deutlich reduziertem CO2-Fußabdruck gemäß CSC-Level 3. Das Projekt erfüllt erstmals konkrete Vorgaben zur Emissionsminderung im öffentlichen Brückenbau.

Der bei diesem Projekt eingesetzte Beton hat das Level CSC 3, das heißt, die Herstellung des Betons setzt 50 Prozent weniger CO₂ frei als der Beton, den das CSC zum Branchenreferenzwert gemacht hat.

Foto: Heidelberg Materials AG, Christian Buck

Weichen stellen

Bis 2025 soll Deutschland klimaneutral sein, so hat es die Bundesregierung festgelegt. Schon im Jahr 2030 sollen 65 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990. Die Bau- und Baustoffbranche möchte hierzu ihren Teil beitragen, heißt es in einer aktuellen Meldung von Heildelberg Materials. Die aktuelle Sanierungsbedürftigkeit vieler Fahrbahnen und Brücken biete hier die einmalige Chance, die Infrastruktur insgesamt nachhaltiger zu gestalten. Robert Zimmermann, Leiter der Außenstelle Heidelberg der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest, sagt: „Als Autobahn GmbH und einer der größten Infrastrukturbetreiber in Deutschland können wir hier entscheidende Weichen stellen.“

Man kann den CO₂-Ausstoß beispielsweise minimieren, indem Beton mit emissionsarm hergestelltem Zement verwendet wird, indem der Zementanteil im Beton reduziert wird oder indem weniger Beton eingesetzt wird – natürlich alles unter strenger Wahrung der Normen und Richtlinien.

Foto: Heidelberg Materials AG, Christian Buck

Vorgabe: Beton mit mindestens 30 % weniger CO2 als üblich

Zimmermann sieht in nachhaltigen Baumaterialien einen starken Hebel, um CO2-Minderungspotenziale auszuschöpfen. Für den Beton nennt er drei Wege zur CO2-Einsparung: 1. der Beton wird mit emissionsarm hergestelltem Zement produziert, 2. der Zementanteil im Beton wird reduziert oder 3. es wird weniger Beton eingesetzt. Darauf kann die Autobahn GmbH hinwirken, wenn sie Projekte plant und ausschreibt, die Ausschreibung zur Teilerneuerung der Brücke nahe Schwetzingen zeige dies. Als Bedingung legte der Infrastrukturbetreiber unter anderem fest, dass der Beton einen um mindestens 30 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck haben müsse als der Branchen-Referenzwert. Zudem sollte insgesamt weniger Beton eingesetzt werden. Normen und Richtlinien wurden dabei streng gewahrt.

Erstmals feste CO2-Vorgaben definiert – eingesetzter evoBuild-Beton erfüllt CSC-Level 3

Die mit dem Bau beauftragte Firma BWS Rhein-Neckar aus Heidelberg konnte diese Anforderungen problemlos erfüllen. „Alle Ortbetonmaterialien sind mit CO2-reduziertem Beton gebaut. Nur die Fertigbauteile sind aus Normalbeton“, erklärt Ronald Springer, Bauleiter BWS Rhein-Neckar. Ob nachhaltiger oder herkömmlicher Beton spiele dabei keine Rolle, die Bauweise sei dieselbe. Jedoch nicht der CO2-Fußabdruck, der sei bei nachhaltigem Beton um einiges geringer. Genau genommen würden beim evoBuild-Beton über 50 Prozent an CO2-Ausstoß eingespart. Das entspricht dem Level 3 nach dem internationalen Zertifizierungssystem des Concrete Sustainability Council (CSC). Dies und die Tatsache, dass die Brückenteilerneuerung eines der ersten Infrastrukturprojekte der öffentlichen Hand ist, das den Einsatz von CO2-reduziertem Beton mit festen Vorgaben definiert, verleihen dem Projekt Pilotcharakter.

Nachhaltigkeit ist ein gesellschaftliches Thema, das nur ganzheitlich gelöst werden kann. Bei Bauprojekten eben in Zusammenarbeit zwischen Bauherrn, den Baufirmen und Baustoffherstellern.

Foto: Heidelberg Materials AG, Christian Buck

CO2-reduziert, recyclebar und normkonform

Neben einer optimierten Betonrezeptur und der Verwendung von möglichst klinkerarmem Zement führt auch der zusätzlich Einsatz von Ökostrom zu der bereits genannten CO2-Einsparung von 50 bis 60 Prozent. Gleichzeitig werden alle Normen, etwa DIN 1045–2 oder ZTV-Ing, ausnahmslos eingehalten. „Die Qualität bleibt. Die Endfestigkeit ist gegeben“, erklärt Robert Bachmann, Leiter technischer Vertrieb bei Heidelberg Materials, der den evoBuild-Betonen genau diese drei Schlüsseleigenschaften zuschreibt.

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Unter der Marke evoBuild bündelt Heidelberg Materials sein Produktportfolio aus CO₂-reduzierten und zirkulären Produkten. Alle nachhaltigen Produkte sind nach dem internationalen Zertifizierungssystem des Concrete Sustainability Council (CSC) bewertet.

Foto: Heidelberg Materials AG, Christian Buck

uch Infrastruktur geht mit CO2-reduziertem Beton

Nach dem Abschluss der Bauarbeiten an der A6-Anschlussstelle Schwetzingen/Hockenheim zum Ende des Sommers werde man im Brückenbau dem Ziel Klimaeffizienz einen Schritt nähergekommen sein. Dies sei zwar ein kleiner Schritt, aber jede eingesparte Tonne CO2 zähle. Bachmann misst dem Brückenprojekt auch deshalb so viel Gewicht bei, weil es beweist: „Auch Infrastruktur geht mit CO2-reduziertem Beton. Die Zeit dafür ist reif. Hier ist ein Miteinander aller Beteiligten gefordert.“ Das sieht auch Robert Zimmermann so: „Nachhaltigkeit ist ein gesellschaftliches Thema, das nur ganzheitlich gelöst werden kann. Bei Bauprojekten eben in Zusammenarbeit zwischen Autobahn GmbH, den Baufirmen und Baustoffherstellern. Das ist uns in diesem Falle sehr gut gelungen.“

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Von Von Heidelberg Materials / Melanie Schulz